Samstag, Sonntag und wochentags ab 20 Uhr: Das sind für Nicolas Gancarz und Timo Haardörfer die besten Zeiten. Denn erst dann beginnt für ihr Geschäft in der Sanderstraße in Würzburg die Hauptverkaufszeit. Vor knapp sechs Monaten hatten die beiden den ersten Walk-In-Supermarkt in Würzburg eröffnet. 24 Stunden jeden Tag in der Woche können Feiernde und Vergessliche in das Geschäft spazieren und sich an einem der Automaten kaufen, was ihr Herz begehrt – und genau das tun sie auch, laut Gancarz.
"Der Laden läuft sogar besser, als wir es anfangs erwartet hatten", freut er sich. Seit der Eröffnung im Oktober vergangenen Jahres sitzt der Würzburger kaum still. Überlegungen zu Tiefkühlautomaten, einer neuen Ladenfläche und die Wünsche seiner Kunden beschäftigen den jungen Unternehmer. "Wir haben die ersten Monate genau beobachtet, welche Produkte am besten verkauft werden und passen das Sortiment nun nach und nach an."
Neben Verkaufsschlagern soll das Angebot erweitert werden
Und was kaufen Würzburgerinnen und Würzburger am liebsten in dem Walk-In-Markt? E-Shishas und Sexspielzeug. Mittlerweile hat Gancarz bereits den zweiten Automaten mit den Tabakwaren befüllt und dafür das Sortiment an Energie-Drinks verkleinert. "Erstaunlicherweise wird auch der Automat mit Sexspielzeug und Kondomen wahnsinnig gut angenommen", sagt er. Der Vibrator sei anfangs nur aus Spaß in dem Automatenfach gelandet, doch mittlerweile werde er regelmäßig verkauft und habe seinen festen Platz.
Und weil die Nachfrage der Würzburgerinnen und Würzburger sehr divers ist, geht Gancarz noch einen Schritt weiter. In Zukunft soll es auch Automaten für größere Verpackungen wie Mehl, Zucker oder Cornflakes geben. Aber auch nach Tiefkühlautomaten für gefrorene Lebensmittel hält der Unternehmer aktuell Ausschau.
Viele neue Herausforderungen für den Jungunternehmer
Doch neben all den positiven Nachrichten, muss sich der Jungunternehmer auch immer wieder mit weniger schönen Dingen beschäftigen. Zum Beispiel mit dem Vorwurf, die Probleme auf der Sanderstraße seien auf die Eröffnung seines Automatenladens zurückzuführen.
Verstehen kann Gancarz das nicht, denn: "Wenn ich 6 Uhr morgens meinen Laden betrete, dann ist meistens alles sauber. Ein paar Straßen weiter sieht das schon ganz anders aus." Zwar komme es vor, dass Betrunkene mal eine Bierflasche fallen ließen, mit Erbrochenem oder Vandalismus hätte er in seinem Geschäft bisher keine Erfahrungen machen müssen.
Doch das ist nicht das einzige, worüber sich der 27-Jährige ärgert. "Die Stadt Würzburg ist aktuell ein bisschen hinter uns her, könnte man sagen." Mehrere Briefe der Bauaufsicht seien in den vergangenen Monaten bei ihm im Briefkasten gelandet. Diese hatte ihn unter anderem ermahnt, er habe den notwendigen Bauantrag für die Ladenräume nicht gestellt. Rechtlich erfülle er die Bedingungen für den Einzelhandelsbetrieb in der Sanderstraße damit nicht.
Stadt Würzburg: Wir zeigen uns äußerst kulant
Doch Gancarz sieht das anders. Er sagt, er habe das Geschäft als Einzelhandelsfläche vermietet bekommen, denn auch vor der Eröffnung des Automatenladens sei ein Einzelhandelsgeschäft in den Räumlichkeiten betrieben und von der Stadt geduldet worden. Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion: Der Stadt liege bis zum heutigen Tag lediglich eine Genehmigung aus dem Jahr 1998 vor, "die als Umnutzung des Ladens in ein Beratungsbüro deklariert ist." Die Bauaufsicht habe Gancarz daher zu Recht aufgefordert, eine bauaufsichtliche Genehmigung einzuholen.
Den Ärger des Inhabers kann die Stadt Würzburg nicht nachvollziehen. "Bisher wurden trotz entsprechender Voraussetzungen keine Ordnungswidrigkeitsverfahren oder eine Nutzungsuntersagung eingeleitet." Damit zeige sich die Stadt "äußerst kulant", so Wagenbrenner. Gancarz hat die Sache nun an seinen Vermieter weitergegeben, der sich um den Bauantrag kümmern werde –das bestätigt die Stadt Würzburg gegenüber dieser Redaktion.
Der 27-Jährige ist dennoch überzeugt, dass sein neues und ungewöhnliches Geschäftsmodell das "Einkaufen der Zukunft" ist und will dran bleiben. Aktuell ist er auf der Suche nach einer zweiten Ladenfläche in Würzburg, in der er einen weiteren Walk-In-Supermarkt eröffnen kann.
Und bevor ich einen Laden aufmache kläre ich, ob der so betrieben werden kann!
Es ist naiv, etwas zu glauben und nichts zu wissen! Jede Nutzungsänderung bedarf der Genehmigung! Das ist überall so!
Also: sich endlich selbst bewegen! Ansonsten soll die Stadt bitte den Laden schnell schließen! Extrawürste darf es nicht geben
Und dann wundern wir uns, dass keiner mehr Unternehmer werden will und Bauten wie das Theater massiv teurer wird!