zurück
Würzburg
Schutz vor Corona: Wie hoch ist die Infektionsgefahr im Freien?
Die Inzidenzen sinken, die Temperaturen steigen. Und im Freien ist das Ansteckungsrisiko gering. Gute Voraussetzungen für einen schönen Sommer. Was man trotzdem beachten sollte.
Am Wochenende ist Biergarten-Wetter angesagt (im Bild: die Waldschänke Dornheim in Würzburg). Das Infektionsrisiko im Freien gilt als gering. Trotzdem sollte man auch draußen ein paar Regeln beachten.
Foto: Patty Varasano | Am Wochenende ist Biergarten-Wetter angesagt (im Bild: die Waldschänke Dornheim in Würzburg). Das Infektionsrisiko im Freien gilt als gering. Trotzdem sollte man auch draußen ein paar Regeln beachten.
Folker Quack
 |  aktualisiert: 11.02.2024 18:28 Uhr

"Draußen hui, drinnen pfui", so fasst der Würzburger Virologe Prof. Lars Dölken die Frage nach Kontakten in der Corona-Pandemie zusammen. Doch der amerikanische Ex-Präsident Donald Trump steckte sich wahrscheinlich bei einer Open-Air-Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses an. Und auch in Deutschland gibt es nachgewiesene Fälle von Corona-Infektionen auf Spielplätzen oder anderswo im Freien. Doch sie lassen sich leicht verhindern - wenn man ein paar Dinge beachtet.

Wie wahrscheinlich ist es, sich im Freien anzustecken?

Das Risiko ist deutlich geringer, aber es liegt nicht bei null Prozent. Forscher der Universität Berkley (San Francisco, USA) haben zwölf internationale Studien ausgewertet und kommen zu dem Ergebnis, dass nur etwa zehn Prozent der Infektionen an der frischen Luft stattgefunden haben. "Wenn man ein bisschen Abstand einhält und sich nicht direkt ins Gesicht redet, sind Infektionen im Freien eher unwahrscheinlich", sagt der Würzburger Virologe Prof. Lars Dölken. Dabei gehe die Gefahr eher von Tröpfchen-Infektionen als von den herumschwebenden Aerosolen aus, die sich draußen schnell verflüchtigen würden. Grundsätzlich gelte daher für Kontakte: "Draußen hui, drinnen pfui".

"Wenn ich mit einer FFP-2-Maske in der Schlange stehe,
stecke ich mich nicht an."
Prof. Lars Dölken, Virologe
Macht eine Maske im Freien dann überhaupt noch Sinn?

"Man muss sie ja nicht ständig tragen", sagt Lars Dölken. "Aber wenn ich den Abstand zu anderen Menschen nicht einhalten kann, etwa beim Anstellen vor einem Laden oder Restaurant, würde ich auch im Freien eine Maske tragen. Denn dann bin ich auch vor Tröpfchen-Infektionen geschützt." Die FFP-2-Maske würde das Risiko bei solchen kurzfristigen Kontakten einfach und sinnvoll reduzieren. "Wenn ich mit einer FFP-2-Maske in der Schlange stehe, stecke ich mich nicht an", sagt der Virologe.

Prof. Lars Dölken ist Leiter des Institut für Virologie und Immunbiologie an der Universität Würzburg.
Foto: Daniel Peter | Prof. Lars Dölken ist Leiter des Institut für Virologie und Immunbiologie an der Universität Würzburg.
Kann ich mich auf der Terrasse eines Restaurants oder im Biergarten anstecken, wenn ich im Abwind eines Infizierten sitze? 

Internationale Experten für Luftübertragung empfehlen, sich draußen nicht an einen Tisch zu setzen, der im Abwind eines anderen Tisches steht. Ein konstanter Luftzug von einem anderen Tisch her könnte ein Risiko darstellen, wenn nicht mindestens zwei Meter Abstand herrschen würden. "Grundsätzlich achte ich auf so etwas auch ein bisschen", sagt Prof. Dölken. Der Unterschied sei aber, dass genau diese eine Person infiziert sein müsste, um mich zu infizieren. Im Innenbereich könne mich aber jede Person, die sich gerade im Raum befinde oder vor Kurzem befunden habe, anstecken. Dölken hält es für unwahrscheinlich, dass man sich im Freien bei einem anderen Menschen ansteckt, wenn man sich mit ein bisschen gesundem Menschenverstand an die geltenden Abstandsregeln hält.

Wenn ich über mehrere Stunden mit mehreren Personen auf einer Picknickdecke sitze und mich unterhalte, kann es da zu einer Virusübertragung kommen?

"Wenn ich mindestens einen Meter Abstand halte und - auch wenn es unhöflich scheint - meinem Gegenüber beim Sprechen nicht direkt ins Gesicht rede, dürfte das Risiko sehr gering sein", sagt Lars Dölken. Auch die Würzburger Mainpromenade habe sich ja bisher nicht als Hotspot für Coroanvirus-Infektionen erwiesen.  

Trennwände aus Plexiglas zwischen den Tischen, wie hier in einem Würzburger Café, sollen zusätzlich für Schutz sorgen. 
Foto: Silvia Gralla | Trennwände aus Plexiglas zwischen den Tischen, wie hier in einem Würzburger Café, sollen zusätzlich für Schutz sorgen. 
Spielt die Dauer des Zusammenseins beim Ansteckungsrisiko im Freien eine Rolle? 

In Innenräumen sei es in der Tat eine Frage der Dauer, erklärt Dölken. Jeder Atemzug reichere die Raumluft mit Aerosolen an. Pro Stunde machen wir etwa 1000 Atemzüge. Draußen könnten sich die Aerosole aber nicht anreichern. Dort würde man sich eher über eine Tröpfchen-Infektion anstecken, wenn man einem Infizierten zu nahe komme. Der große Unterschied sei: "Draußen kann ich mich nur bei meinem direkten Gesprächspartner anstecken - drinnen aber bei jedem anderen im selben Raum."

"Ein Zelt ist nicht mehr draußen"
Virologe Lars Dölken
Was ist mit Überdachungen, Pavillons oder gar Zelten? 

"Ein Zelt ist nicht mehr draußen", sagt Lars Dölken. Ein Dach über dem Kopf oder nicht, spiele wohl eher keine große Rolle. Wichtig sei aber ein guter Luftaustausch. Horizontal müsse der Wind schon noch durchkommen können, um das Infektionsrisiko nicht zu erhöhen.

Kann ich mich bei einem vorbeilaufenden Jogger, der gerade kräftig ausatmet, anstecken? 

Da reden wir über maximal einen Atemzug, da würde ich mir keine Sorgen machen, sagt Prof. Dölken.  

Führende Forscher der Gesellschaft für Aerosolforscher haben in einem offenen Brief an die Bundesregierung geschrieben, im Freien sei die Übertragung von SARS-CoV-2-Viren äußerst selten und führe nie zu Masseninfektionen. Wären dann im August auch größere Open-Air-Festivals ohne Gefahr möglich?

Das hängt vor allem davon ab, wie weit wir bis dahin mit den Impfungen sind, sagt Prof. Dölken. Man dürfe jetzt nichts überstürzen. Sicherlich seien solche Veranstaltungen - je nach Inzidenz - schon bald möglich, wenn sich alle an die Vorgaben halten würden. Aber je mehr Menschen zusammen kämen, je länger sie zusammen seien, desto wahrscheinlicher werde es, dass sich eben nicht mehr alle an die Regeln halten. Insbesondere, wenn noch Alkohol ins Spiel komme. Und natürlich sei auch eine Ansteckung im Freien möglich. Das würde aber nicht bedeuten, dass kleinere Kulturveranstaltungen, gut organisiert im Freien, diesen Sommer nicht stattfinden könnten. Am besten natürlich mit Tests für alle Teilnehmenden. Wie viele Personen man zulasse, müsse von der aktuellen Inzidenz vor Ort abhängig gemacht werden.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Folker Quack
Coronavirus
Covid-19
Covid-19-Pandemie
Donald Trump
Impfungen
Infektionsgefahr
Infektionspatienten
Professoren
Tröpfcheninfektionen
Virologen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • W. B.
    Nun, wenn der Herr Professor und wir alle wüssten, wo in Würzburg die geheimgehaltenen Brennpunkte sind, würden wir weniger ins Verderben laufen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m. w.
    ja ja, die Würzburger brauchen eine extra Unterrichtsstunde über AHA-Regeln und lernt die mal schön auswendig, damit diese dann auch bei schönem Wetter draußen eingehalten werden!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Klingt vernünftig was der gute Mann da sagt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten