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Würzburg
Würzburger Virologe hält Schnelltests für einen Weg aus dem Lockdown
Hausarzt Christian Pfeiffer warnt vor falscher Sicherheit. Virologe Lars Dölken wünscht sich mehr  Anreize für Schnelltests. Warum der Virologe auf die Möglichkeit setzt.
Schnelltests auf das Corona-Virus können helfen die Pandemie einzudämmen, sagt der Würzburger Virologe Lars Dölken.
Foto: Julian Stratenschulte,dpa | Schnelltests auf das Corona-Virus können helfen die Pandemie einzudämmen, sagt der Würzburger Virologe Lars Dölken.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:05 Uhr

Tübingen ist das Vorbild. In der baden-württembergischen Universitätsstadt ist mit einem negativen Schnelltest fast ein Leben ohne Einschränkungen möglich. Würzburg, Main-Spessart als Region und Schweinfurt wollen nun Modellregion im von der Staatsregierung angekündigten  bayerischen Pilotprojekt werden. Aktuell können diese Schnelltests an Testzentren, in Apotheken oder bei Ärzten durchgeführt werden.

Doch sind die Schnelltests wirklich so gut? Bedeuten sie den Weg aus dem Lockdown, trotz aktuell weiter steigender Infektionszahlen? 

"Grundsätzlich bin ich überrascht davon, wie gut die Tests sind. Das hätte ich mir letztes Jahr im Sommer nicht träumen lassen", sagt Professor Lars Dölken vom Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg. Dölken outet sich im Gespräch mit dieser Redaktion als Fan von Schnelltests: "Langfristig gibt es weniger positive Tests, deshalb müssen die Schnelltests massiv mehr eingesetzt werden." Arbeitgeber sollten laut Dölken verpflichtet werden ihre Belegschaft ein bis zwei Mal die Woche zu testen, das gleiche gelte für Schulen. Tübingen sei für ihn allerdings kein passendes Vorbild.

Selbst wenn 50 Prozent der Tests falsch positiv seien, man verhindere durch die Testung größere Ausbrüche, weil die Infektionen frühzeitig auffallen. "Die Test sind nicht perfekt, aber wenn bei 30 Kindern drei positiv sind, dann verhindert man viele neue Infektionen in der Klasse", so Dölken. Denn die neue Virusvariante sei besonders aggressiv. Während ein Infizierter früher nicht unbedingt auch seine ganze Familie ansteckte, ließe sich das durch die Mutation zumeist nicht mehr vermeiden.

Arbeitgeber und Schulen sollen zu Tests verpflichtet werden

Ein Hoffnungsschimmer ist für Dölken der Frühling. "Bald wird es warm und wir können uns draußen aufhalten. Innen finden Infektionen statt durch die Anhäufung von Viren in der Luft über Atmung und Sprechen. Außen ist das anders, deshalb könnte man zumindest in Landkreisen mit niedrigen Inzidenzen die Außengastronomie meiner Meinung nach öffnen. Dazu müsste man dort aber alle Mitarbeiter zwei Mal die Woche testen." Die Öffnung der Gastronomie mit der Auflage eines Schnelltests für die Kunden könnte für Dölken auch ein Anreiz seien, dass sich mehr Bürger testen lassen. Dies würde dann wiederum helfen, die Pandemie einzudämmen.

Dölken meint: "Wenn es gelänge, praktisch ganz Würzburg regelmäßig zwei Mal die Woche zu testen, würden wir das Virus schnell unter Kontrolle bringen. Da spielt es keine Rolle, wie präzise die Tests sind. Dafür sind sie gut genug." Viel zu testen sei für ihn zwar nicht der einzige Weg aus der Krise, aber doch ein zentraler Baustein.

"Außen ist das anders, deshalb kann die Außengastronomie meiner Meinung nach öffnen"
Lars Dölken, Virologe der Universität Würzburg

Dies sieht auch Bernward Unger, Vorstand des Verbandes der unterfränkischen Apotheken, so. Auch der Apotheker aus Dettelbach (Lkr. Kitzingen) sieht in den Tests zwar nicht den direkten Weg aus dem Lockdown, aber sie seien wichtig: "Sofern sie die erforderliche Zulassung haben und ordentlich durchgeführt werden,  sind Schnelltests sehr zuverlässig und können ganz sicher helfen, die Pandemie schneller und besser in den Griff zu bekommen." 

Mit Maske und Test: Geschäfte können öffnen

Allgemeinmediziner Dr. Christian Pfeiffer, Regionalvorstand der Kassenärztlichen Vereinigung für Unterfranken, hat in seiner Praxis in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) Erfahrungen mit Schnelltests gemacht. Er hält sie für geeignet, um Geschäfte öffnen zu können, weil dort zusätzlich FFP2-Masken getragen werden müssen. Bei privaten Treffen verlasse man sich aber zu sehr auf negative Testergebnisse, warnt Pfeiffer. Deshalb wirke sich die Fehlerquote der Schnelltests erheblich stärker aus. Ohne eine weitere Reduktion der Kontakte, so Pfeiffer, gebe es kein Ende des Lockdowns, auch mit Schnelltests nicht.

"Tests sind die Grundvoraussetzung dafür, Infektionsketten zu durchbrechen", sagt Paul Justice, der für das Testmanagement von Stadt und Landkreis Würzburg zuständig ist. Auch Justice sieht die Tests vor allem als ergänzende Maßnahme. Insbesondere die Chance, sonst nicht erkannte Fälle aufzudecken, helfe dabei. Wichtig sei aber immer, dass die Tests richtig durchgeführt werden.

 
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  • K. F.
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  • H. S.
    Mir scheint, da wir wenig zum Impfen haben, testen wir halt bis mehr Impfstoff da ist um das Volk zu beschäftigen.
    Vorhin gelesen: KSC Fußballer wurde Montag positiv getestet, gestern negativ, heute wieder positiv.
    Was soll man da noch glauben?
    Zusatzfrage: ist das jetzt 1 Corona Fall oder 2 ?
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