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Würzburg
Schließung Tagungshäuser: Bischof räumt schlechte Kommunikation ein
Im Bistum Würzburg sorgt die Schließung von Tagungshäusern für Diskussionen. So auch jüngst beim Diözesanrat. Das sind die Einwände der Laien - und die Argumente des Bischofs.
Das Jugendhaus St. Kilian in Miltenberg besteht aus drei Häusern:  dem Gebäude 'Haus Totnan' (im Bild)  mit seiner großen Selbstversorgerküche, dem zentralen Gebäude 'Haus Kilian' mit der Jugendhauskapelle und der kleinen Wohneinheit 'Villa Kolonat'. 
Foto: Silvia Gralla | Das Jugendhaus St. Kilian in Miltenberg besteht aus drei Häusern:  dem Gebäude "Haus Totnan" (im Bild)  mit seiner großen Selbstversorgerküche, dem zentralen Gebäude "Haus Kilian" mit der ...
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:42 Uhr

Zum Teil heftige Reaktionen löst die beschlossene oder die im Raum stehende Schließung von Bildungs- und Tagungshäusern der Diözese Würzburg aus. Immer noch. Sogar eine Petition wurde gestartet.

Vor vier Monaten, im Dezember, verkündete die Bistumsleitung bei vier von zehn Tagungshäusern die Trägerschaft abzugeben. Gleichzeitig wurde damals das negative Jahresergebnis für 2019 veröffentlicht: Das Defizit beträgt für dieses Jahr 40,7 Millionen Euro. Für 2020 wird ein Fehlbetrag in Höhe von 13 Millionen Euro erwartet. Bei der jüngsten digital durchgeführten Vollversammlung des Würzburger Diözesanrats Mitte März äußerte Bischof Franz Jung die Befürchtung, dass es sein könne, dass die Diözese noch tiefer in die roten Zahlen rutscht als angekündigt.

Das Bistum stünde an einer Wegscheide, sagte der Bischof den Mitgliedern des Diözesanrats. Am Beispiel Tageshäuser zeige sich, dass eine strategische Entscheidung getroffen wurde. Diese laute, so der Bischof: "Das Bistum wird keine zehn Häuser mehr finanzieren können."

Allerdings sei diese Entscheidung nicht über Nacht gefallen. Eine vom Bischof kurz nach seinem Amtsantritt beauftragte Arbeitsgruppe habe alle Häuser bezüglich ihrer Zukunftsfähigkeit hin geprüft. Bei vier Häusern habe Einigkeit bestanden, dass die Trägerschaft nicht fortgeführt wird, so Bischof Jung. Als dann im Oktober 2020 die Steuerschätzung des Bundes veröffentlich wurde, sei klar gewesen, dass es weit weniger Kirchensteuereinnahmen geben wird. "Das hat uns kalt erwischt", erläuterte der Bischof dem Laiengremium die Situation.

Bei der Aussprache wurde deutlich, dass die beschlossene oder drohende Schließung der Bildungshäuser trotz der prekären Finanzlage nicht so ohne weiteres akzeptiert wird. Einige Diözesanrätinnen und Diözesanräte ließen ihrer Enttäuschung freien Lauf. Vor allem am Jugendhaus St. Kilian in Miltenberg erhitzten sich die Gemüter. "Der Untermain kocht", hieß es, niemand habe Verständnis dafür. Und es sei zu befürchten, dass am Ende nicht das "Premiumhaus" Himmelspforten in Würzburg, sondern eben das Jugendhaus in Miltenberg geschlossen werde, weil es dort mehr Sanierungsbedarf gebe und sich womöglich kein Investor finde. 

"Nicht nur der Untermain kocht, auch der Nordosten", sagte ein anderes Diözesanratsmitglied. Denn von den vier Häusern, bei denen die Trägerschaft abgegeben wird, liegen zwei im Landkreis Rhön-Grabfeld.

Schließung Tagungshäuser: Bischof räumt schlechte Kommunikation ein

Der Bischof zeigte Verständnis: Emotionen dürften sein. Wenn es ums Geld ginge und um Dinge, die einem sehr am Herzen liegen, "lässt das niemanden cool". Ihn hätten viele Zuschriften erreicht mit der Bitte, die Häuser nicht zu schließen. "Aber wir schaffen es aus eigener Kraft nicht", so der Bischof. Und: "Wir brauchen Unterstützung." Also Investoren beziehungsweise Kooperationspartner.

Bischof Jung: Muss mit der Situation umgehen "wie sie jetzt ist"

Einwände des Diözesanrats lauteten, dass absehbar gewesen sei, dass Kirchensteuereinnahmen "nicht mehr so sprudeln" würden. Dennoch sei viel Geld in Bildungshäuser geflossen – die alle in Würzburg stehen.

Laut Bischof wurden diese Zusagen vor seiner Zeit gegeben. Da sei nicht sauber geplant worden. Er habe sofort alles gestoppt, eine Haushaltssperre erlassen, denn er habe gesehen, dass der Haushalt auf Kante genäht sei. Aber nun müsse er mit der Situation umgehen "wie sie jetzt ist". Wenn in diesem Jahr erneut weniger Einnahmen in Millionenhöhe auf die Diözese zukommen, wäre das eine Aufgabe, "die unsere Leistungsfähigkeit bei weitem überschreitet".

"Die Kommunikation war nicht gut."
Bischof Franz Jung 

Von Seiten der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) kritisierte Diözesanvorsitzende Hiltrud Altenhöfer: Gerade in den Häusern, die auf dem Prüfstand stehen, gebe es ein umfangreiches Bildungsprogramm. Es würde sehr gut angenommen; zudem könnten damit auch Menschen erreicht werden, die sich von der Kirche schon etwas entfernt hätten.

"Die Kommunikation war nicht gut", räumte der Bischof ein. Es sei nicht gelungen, die Breite des Bistums für die Problematik zu sensibilisieren und die Menschen mitzunehmen. Aber das Bistum hätte sich im Oktober plötzlich in einer großen Not befunden. Der Bischof appellierte eindringlich an das höchste Laiengremium des Bistums mit zu überlegen: "Welche Aufgaben wollen wir aufgeben? Was soll investiert werden? Was kann wie weitergeführt werden mit einer nachhaltigen Perspektive?"

Familienbund der Katholiken kritisiert Bistumsleitung

Auch der Würzburger Familienbund der Katholiken kritisiert die Entscheidung der Bistumsleitung. Vorstandsmitglied Markus Emmerich sieht die religiöse Familienbildung erheblich gefährdet, heißt es in einer Pressemitteilung. Über 1000 Mails seien auf Initiative einer Ehrenamtlichen im Landkreis Aschaffenburg eingegangen. Darin würden die Familien offen und teilweise emotional ihre positiven Erfahrungen schildern. Erschrocken sei Emmerich von den Antworten der Bistumsleitung: "Da werden Menschen, die ihre persönliche Situation schildern, mit Standardantworten abgespeist".

Kreisjugendring: Jugendhaus in Miltenberg soll "noch lange bestehen" bleiben

Für das Jugendhaus St. Kilian gibt es einen Rettungsversuch: Ende März starteten die Pfarreiengemeinschaft "Christus, der Weinstock" und der Kreisjugendring Miltenberg  eine Petition im Internet (www.openpetition.de). Das Haus müsse erhalten und dafür gesorgt werden, "dass es noch lange bestehen bleibt". Bis Mittwoch wurde diese Bitte von über 1700 Menschen unterstützt. Benötigt werden 2000 Unterschriften. Es bleibt die Frage, wie das Bistum reagiert.

 
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  • K. U.
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Bitte geben Sie die Quellen zur Verwendung der Kirchensteuer an.
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  • K. F.
    fehlen die gelder eigentlich nur aus steuerlichen mitteln, wie z. b. weniger kirchensteuer oder könnte das nicht auch noch andere hintergründe haben?
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  • I. E.
    Das Ganze wäre - mit ein bisschen gutem Willen von allen Seiten - relativ einfach zu lösen!
    Wo liegt denn bei einem kirchlichen Bildungshaus das Haupt-Problem?
    Es wird hauptsächlich von Ehrenamtlichen genutzt! Und wann haben die Zeit? Am Wochenende!
    An den Wochenenden sind die Häuser oft ausgebucht - und während der Woche herrscht gähnende Leere!
    Folge: Es müssen Koopierationspartner her, die diese Häuser während der Woche füllen können! Schulen z.B. - da müssten die Landkreise mit einsteigen (Miltenberg, NES!)
    Eine bewusste Neuorientierung des Profils - zum Tagungshaus während der Woche! Hier wäre Himmelspforten sowohl von den Räumlichkeiten als auch von der zentralen Lage in Würzburg prädestiniert, mit Einschränkungen auch Schmerlenbach (das liegt einfach abseits jedweder öffentlicher Verkekhrsmittel).
    Wenn man WOLLTE, gäbe es Möglichkeiten. Sowas geht aber nicht mit so nem Schnellschuss - oh, wir haben dieses Jahr kein Geld mehr, also muss sofort was passieren!
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