
"Wir als Diözese werden die Trägerschaft definitiv nicht über 2021 hinaus weiterführen." Das sagte Generalvikar Jürgen Vorndran bei der Jahrespressekonferenz des Bistums zu den beiden Einrichtungen Thüringer Hütte und Mehrgenerationenhaus St. Michael Bad Königshofen. Laut Generalvikar soll die inhaltliche Arbeit weitergehen. Die Diözese müsse mit der Hauptabteilung Bildung und Kultur neue Wege finden. Für die beiden Häuser suche man deshalb gute Lösungen für die Übertragung der Trägerschaft, hieß es. Generalvikar Jürgen Vorndran: "Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass dies gelingt." Landrat und Bürgermeister seien für ihn dabei wertvolle Partner.
Telefonat erst am Abend vor der Veröffentlichung
Landrat Thomas Habermann hatte bemängelt, dass die Verantwortlichen nicht in Vorgespräche einbezogen waren. Habermann erklärte auf Anfrage, dass er im Dezember bezüglich der Schließung der Bildungshäuser vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Eine vorherige Information der Partner habe nicht stattgefunden. Er bedankte sich aber bei Generalvikar Jürgen Vorndran, der ihn am Abend vor der Veröffentlichung der Entscheidung telefonisch informiert hatte. Als Landrat werde er sich mit allen Kräften für eine sinnvolle Nachnutzung der Bildungshäuser einsetzen. Deshalb werde Thomas Habermann unverzüglich zu einem Sondierungsgespräch mit allen Beteiligen einladen. Als Mitglied der katholischen Kirche bedauert er die Entscheidung der Schließung ohne gleichzeitige seelsorgerische Perspektive. Gerade in Zeiten wachsender Digitalisierung sei die Stärkung zwischenmenschlicher Kontakte von besonderer Bedeutung.

Auch Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling hofft nun auf einen Vor-Ort-Termin. Dazu hat er ebenfalls die Verantwortlichen der Diözese, zuvorderst Generalvikar Jürgen Vorndran, schriftlich eingeladen. Bereits am Dienstag traf er sich mit dem derzeitigen Geschäftsführer des Hauses St. Michael, Stephan Barthelme, sowie Regina Werner, die die Pastorale Leitung hat. Dabei war auch Kurdirektor Werner Angermüller. Sie sondierten Möglichkeiten, wie das Haus erhalten werden könne. "Es ist höchste Zeit, dass wir das Thema mit dem Generalvikar besprechen und Lösungen suchen." Das habe die Pressekonferenz in Würzburg deutlich gezeigt. Für Bad Königshofen und die Kur sei das Haus mit rund 10.000 Übernachtungen im Jahr ein wichtiger Partner.
Fördermittel müssen zurückgezahlt werden
Angesprochen wurde auch der Energiepark Thüringer Hütte. Erst vor zehn Jahren entstand dort ein überregional einzigartiges "Schulungszentrum Energie und Ethik" mit Gesamtkosten von 1,5 Millionen Euro. Dies mit erheblichen Zuschüssen gefördert worden von der Europäischen Union, vom Kultusministerium, verschiedenen Stiftungen, dem Landkreis Rhön-Grabfeld und den Freistaat Bayern. Hier müsse sich die Diözese bewusst sein, dass nach einer Trennung die Rückzahlung der Fördermittel anstehe. Auch das sei bekannt, sagte Bischöflicher Finanzdirektor Sven Kunkel. "Wir haben einkalkuliert, dass wir diese Fördermittel gegebenenfalls zurückzahlen müssen." Um dies abzuwenden, versuche man die Trägerschaft in andere Hände zu legen, um die Einrichtung Thüringer Hütte in der jetzigen Form aufrechtzuerhalten.

Bei der Pressekonferenz hatte Bischof Franz Jung erwähnt, dass sich die Diözese Themen wie Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung "auf die Fahnen geschrieben" habe. Wie passt dann das Vorhaben der Diözese, solche Einrichtungen abzugeben, ins Bild? Dr. Christine Schrappe, Leiterin in der Hauptabteilung Bild und Kultur, sagte dazu, dass dies alles einen festen Platz im Bildungsprogramm der Diözese habe, und zwar in verschiedenen Häusern. Dieses Thema sei nicht auf einen Ort zu konzentrieren. In der freien Bildungsarbeit stoße dies nicht immer auf vorrangiges Interessen von möglichen Teilnehmenden. "Hier ist noch viel Bewusstseinsarbeit zu leisten. Im Bistum begreift man nachhaltiges Handeln und Schöpfungsbewusstsein quer über alle Hauptabteilungen hinweg."
Interne Stellenbörse für alle Betroffenen
Auf die Frage nach der Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellte Schrappe fest, dass man mit allen Betroffenen im Gespräch sei und persönlich vor Ort gewesen sei. Man habe eine interne Stellenbörse für alle Tagungshaus-Betroffene eingerichtet, auch alternative Beschäftigungsmöglichkeiten seien vorstellbar. Es gebe eine Einzelberatung, um individuell gute Lösungen zu finden. "Wir nehmen die Sorgen sehr ernst." Auch Altersteilzeit ist im Gespräch. "Wir sind uns als Auftraggeber unserer sozialen Aufgabe bewusst", so Generalvikar Vorndran. "Wir sind nach wie vor in der Hoffnung, dass wir für jeden einzelnen wirklich Lösungen finden."

Auf die Einlassung von Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann, dass Bildungshäuser in der Domstadt von Schließungen verschont blieben im Gegensatz zur ländlichen Region, erwiderte der Generalvikar, dass dem nicht so sei. Würzburg sei Bischofsstadt, da brauche man auch noch Häuser, wenn andere geschlossen werden. In Würzburg hätten die Häuser spezielle Angebote. "Wir haben dazu regional gedacht", sagte Jürgen Vorndran und verwies auf die Veränderungen in der Bildungsarbeit. Viele Menschen würden nicht mehr an einem Wochenende einen Kurs buchen oder gar eine ganze Woche von zu Hause abwesend sein. Hier baut die Diözese auf die digitalen Medien. Deshalb seien Häuser ohne Betten "der Renner". Das sei auch der Grund das Martinus-Haus in Aschaffenburg zu stärken und in der Rhön den Volkersberg zu erhalten.
In den Tagungshäusern des Bistums arbeiten aktuell 88 Vollzeit- und 178 Teilzeit-Beschäftigte. Von den Schließungen sind etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.