zurück
Würzburg
Bistum Würzburg: Der Sparkurs geht weiter
Viele Themen standen zum Jahresauftakt auf dem Programm: Zukunft der Tagungshäuser, Personalabbau, Haushalt, Pastoral der Zukunft - und ein Aufruf für Missbrauchsbetroffene.
Bei der Jahresauftaktkonferenz der Diözese Würzburg rief Bischof Dr. Franz Jung (Mitte) Betroffene sexuellen Missbrauchs auf, sich im künftigen Betroffenenbeirat zu engagieren.
Foto: Markus Hauck, POW | Bei der Jahresauftaktkonferenz der Diözese Würzburg rief Bischof Dr. Franz Jung (Mitte) Betroffene sexuellen Missbrauchs auf, sich im künftigen Betroffenenbeirat zu engagieren.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:26 Uhr

Ein Jahresauftakt mit etlichen Themen - und alle Interessierten konnten per Livestream dabei sein: Das Bistum Würzburg präsentierte am Mittwoch viele Zahlen, Zuversicht, mahnende Worte und einen Aufruf.

Zu den Zahlen: Der Sparkurs geht weiter. Bischof Franz Jung dankte eingangs "besonders" allen Kirchensteuerzahlern. Die Summe wurde nach stetiger Zunahme in den vergangenen Jahren nun aber deutlich niedriger angesetzt. Für 2021 werden nach Angaben des Bischöflichen Finanzdirektors Sven Kunkel 156 Millionen Euro erwartet. Für 2020 hatten noch rund 20 Millionen Euro mehr im Haushaltsplan gestanden. 

Diözese erwartet Fehlbetrag von 10,5 Millionen Euro

Als Grund für die insgesamt "erheblich geringeren Einnahmen" gab der Bischöfliche Finanzdirektor die Corona-Pandemie an. Alle Kostenstellen-Verantwortlichen, insbesondere alle Hauptabteilungen, hätten jedoch ihren Beitrag dazu geleistet, um sicherzustellen, dass die Diözese Würzburg ihre sozialen, karitativen und seelsorgerlichen Aufgaben weiter erfüllt. Dafür sind laut Kunkel insgesamt 196,5 Millionen Euro notwendig. Weil die Erträge im diözesanen Haushalt mit gut 184 Millionen Euro angesetzt sind, wird ein Fehlbetrag von 10,5 Millionen Euro erwartet.

Finanzdirektor Kunkel gibt sich "trotz eines gesamtwirtschaftlich schwierigen Umfeldes" zuversichtlich: Das längerfristige Ziel eines ausgeglichenen Haushalts werde wie geplant erreicht. Zur Erinnerung: Erstmals hatte das Bistum Würzburg roten Zahlen im Jahresabschluss für 2017 bekanntgegeben. Damals betrug das Minus 17,8 Millionen Euro. In der Bilanz 2019 war der Fehlbetrag so hoch wie noch nie: 40,7 Millionen Euro.

Um das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts zu erreichen, hat das Bistum unter anderem im Dezember die Schließung von vier Tagungshäusern bekannt gegeben, bei zwei weiteren Häusern werden Kooperationen bei der Trägerschaft gesucht. Diese Pläne waren auch beim Jahresauftakt ein großes Thema. Denn damit sind "erstmalig Arbeitsplätze akut gefährdet", so Dorothea Weitz, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung. Konkret sind laut Finanzdirektor 100 Stellen bedroht.

Es herrsche unter den Kolleginnen und Kollegen "große Unruhe", sagt Weitz. Deshalb benötige der diözesane Haushalt dringend eine solide Basis. Die finanzielle Schieflage ist laut Weitz bei weitem nicht nur in der Corona-Pandemie zu suchen, sondern darin, "dass seit vielen Jahren versäumt wurde, finanziell nachhaltig zu handeln".

Christine Schrappe, seit Mai 2020 Leiterin der Hauptabteilung Bildung und Kultur, betonte, dass sich die Diözese auf Dauer zwar nicht mehr den Unterhalt von zehn Tagungshäusern in eigener Trägerschaft leisten könne  - "aber sehr wohl eine qualitativ hochwertige  Bildungsarbeit". Kirche müsse zu Themen wie Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Solidarität und zeitgemäßer Theologie präsent sein. "Das ist eine große Chance."

Zur Reform "Pastoral der Zukunft" teilte Diözesanratsvorsitzender Michael Wolf mit, dass das "Strukturelement Pastoraler Raum" seit Oktober flächendeckend definiert sei. Insgesamt gibt es im Bistum 40 solcher "Räume": "Es fehlen aber noch die wesentlichen Leitlinien zur Ausgestaltung des Raums". Weniger Hauptamtliche zu haben, bedeute für die Ehrenamtlichen mehr Aufgaben und Verantwortung. Wolf mahnte deshalb eine echte Teilhabe an und "wo notwendig auch die Übernahme von Leitung". Laut Generalvikar Jürgen Vorndran gab es zur partizipativen Leitung Beratungen, die Ergebnisse seien Bischof Franz Jung zur Entscheidung vorgelegt worden. Die Veröffentlichung des Konzepts sei für Ende Februar vorgesehen.

Der Bischof ging am Mittwoch unter anderem auf die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs ein. Er rief Betroffene dazu auf, sich bei Interesse an der Mitarbeit im künftigen Betroffenenbeirat bei der Diözese zu melden. Am Zustandekommen des alten Beirats, der aus der seit Juni 2019 existierenden Gesprächsrunde hervorgegangen war, hatte es Kritik gegeben.  

Die geplante Aufarbeitungskommission werde die Arbeit aufnehmen, wenn der neue Betroffenenbeirat ins Leben gerufen ist, so Bischof Franz Jung: "Die Vorbereitungen dazu sind nahezu abgeschlossen." Der künftigen Kommission gehören sieben Personen an: zwei Betroffenenbeiräte, vier Experten aus Wissenschaft, medizinischer Fachpraxis, Justiz, öffentlicher Verwaltung sowie ein Vertreter der Diözese.

Aufruf zur Mitarbeit im Betroffenenbeirat

Das Bistum Würzburg ruft ab sofort Betroffene, die sexuelle Gewalt im Raum der katholischen Kirche erlitten haben, zur Mitwirkung im Betroffenenbeirat auf. Eingeladen sind auch deren Angehörige beziehungsweise gesetzliche Vertreter. Im Fokus steht dabei die Unterstützung und  fachliche Weiterentwicklung des Umgangs mit Fragen der sexualisierten Gewalt in der Diözese sowie die Begleitung der Aufarbeitungsprozesse.
Mindestens fünf Mitglieder sollen dem Betroffenenbeirat angehören. Die Mitarbeit ist ehrenamtlich und im endet drei Jahre nach der Berufung.
Eine Rahmenordnung regelt das Ausschreibungs- und Besetzungsverfahren. Sie wurde im Oktober 2020 von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht. Die Bewerbung ist bis zum 10. März möglich. Ein Gremium entscheidet über die Aufnahme.
Die Erklärung zur Mitarbeit im Betroffenenbeirat kann im Internet heruntergeladen werden. Weitere Informationen, etwa über Ziele, Kriterien und Struktur, unterwww.bistum-wuerzburg.de/seelsorge-hilfe-beratung/betroffenenbeirat/
Quelle: Bistum Würzburg/cj
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Christine Jeske
Bischofskonferenzen
Bischöfe
Bistum Würzburg
Deutsche Bischofskonferenz
Franz Jung
Generalvikare
Jürgen Vorndran
Katholische Kirche
Katholizismus
Michael Wolf
Mitarbeitervertretung
Personalabbau
Sven Kunkel
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • MP-Log
    @martinbreuer: "Betroffenenbeirat" - Alles nur Rückzugsgefechte nach dem Motto: 'Wenn du sie nicht zerschlagen kannst, dann binde sie mit ein'.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • martinbreuer
    Ob der neu zu berufene Betroffenenbeirat besser an der Aufarbeitung des Missbrauchs im Bistum Würzburg mitwirken kann, ist noch nicht ausgemacht.
    Bisher war die Betroffenengruppe in Personalunion auch der Betroffenenbeirat mit ca. 10-12 Mitgliedern. Der neue Beirat soll aus (mindestens) 5 Mitgliedern bestehen. Über die Besetzung entscheidet ein 3-köpfiges Gremium, berufen werden die Mitglieder dann vom Bischof. Es wird klar, dass die Legitimität des bisherigen Beirates größer war. Die Differenzen, die in der Betroffenengruppe bestehen, können nicht mehr moderiert werden, weil die integrative Arbeit des Bischofs im neuen Modell wegfällt. Möglicherweise droht damit für die Betroffenen, die nicht im Beirat vertreten sind, Vereinzelung. Es bleibt zu hoffen, dass der neue Beirat keine Totgeburt wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • MP-Log
    @klafie:
    Wer HALT „in irgendeiner religiösen Konstitution“ sucht, weil er diesen Halt nicht bei seinem Verstand und nicht in seinem Herzen und nicht in seinen Alltagsbeziehungen findet – der ist von Anfang an rettungslos verloren.
    Die Griechen bauen Zeus keine Tempel mehr. Die Römer bauen keine Jupitertempel mehr, Die Ägypter huldigen dem Sonnengottes Aton nicht mehr. Huitzilopochtli erhält schon lange kein tägliches ein Menschenopfer mehr zur Unterstützung der Sonne bei ihrem Aufgang ... Die Reihe ist lang.
    Und nach meiner Überzeugung ist auch der Katholizismus nur eine Kuriosität der Menschheitsgeschichte.
    Im Übrigen wurde ich katholisch getauft und sozialisiert und weiß sehr wohl, wovon ich schreibe. Zur Erstkommunion wurden mir Sünden eingeredet, von denen ich bis dahin nichts wusste und eine Schuld andichtet, die nicht geholfen hat das Leben als ein Fest zu feiern …
    Es halt mich viel Mühe gekostet, mich von dieser Gehirnwäsche zu befreien.
    Also lassen Sie mich bitte einfach.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 2186583
    Irgendwie ist an ihnen der wahre Katholizismus vorbeigegangen. Schade drum .... aus den restlichen Sätzen kann man sich einer von Ihnen kommenden Aggressivität nicht verschließen. Freilich machen sie bei all ihren kirchenkritischen Aussagen die Rechnung ohne den eigentlichen Jocker .... Gott selbst ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • MP-Log
    @FJ1830: „Irgendwie ist an ihnen der wahre Katholizismus vorbeigegangen.“ –
    Nein, leider nicht. Aber ich habe diesen speziellen (über weite Teile sexualneurotischen und zwangsneurotischen) Unsinn hinter mir gelassen.
    Und der „ eigentliche Jocker .... Gott selbst ...“ weht/wirkt, vermutlich, wo er will und wann er will.
    Und vermutlich lässt er sich auch nicht instrumentalisieren. Von Ihnen nicht und auch den angemaßten ‚Gottesmännern’ nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • klafie
    Gottesdienst zusammenkommen. Ich würde diese Glaubenszusammenkunft nicht missen wollen, wer glaubt ist nicht allein... erfährt man immer wieder übrigens auch im Zusammenhalt bei Trauerfällen, Hochzeiten, Taufen,
    Erstkommunionen, allgemein da, wo das religiöse Leben die Menschen zusammen führt. Wer meint, zum Glauben
    brauche ich keine Kirche .... bitte schön ... dann aber auch bitte nicht über die Kirche losziehen, wenn man keine
    Ahnung davon hat! Herr/Frau MP Log
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • klafie
    Hunderten von Jahren schon gab - und was war? die Kirche hat bis zum heutigen Tag überlebt und es wird sie
    auch in 200 oder mehr Jahren noch geben. Es muß vielleicht auch mal eine andere "Generation" her um den
    "Laden Kirche" neu zu bestücken und ne größere Tolleranz auch von den Bürgern geben, die nichts mit der
    Kirche "am Hut" haben, aber nur drauf losprügeln und mit solchen falschen Behauptungen zu aggieren geht
    auch nicht. Ich bin auch bei weitem nicht mit allem einverstanden was in der Kirche geschieht und getrieben wird.
    Wie gesagt, von Rom angefangen bis in die kleinste Ortschaft hinein muß sich ein intensiver Wandel vollziehen.
    Wie heißt es doch so schön an Pfingsten: "Der Geist des Herrn durchweht die welt, gewaltig und unbändig! Wohin
    sein Feueratem fällt, wird Gottes Reich lebendig. Da schreitet Christus durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid!"
    Kirche ist letztlich keine Institution, sondern Kirche sind die vielen Millionen Menschen, die immer wieder bei Gebet und Gott
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • klafie
    mei o mei ... wieder solche kritikaster. klar es wurden und werden fehler in der kirche gemacht, wohl gemerkt aber nicht n u r in der katholischen. Die evangelische Kirche
    steht auch nicht besser da. Man möge nur deren Pastoralzahlen einmal vergleichen.
    Sicher, jeder Mißbrauch ist einer zuviel, wie auch kürzlich wieder erst von >Köln berichtet wurde, wo Wölkli einen Priester gedeckt hatte, der Mißbrauch betrieb. Immer mehr wenden sich von dem Kardinal ab. Normalerweise gehören solche Leute disqualifiziert und des Amtes enthoben und ebenso zur Kasse gebeten. Aber insgesamt kann man sagen: wer doch irgendwo Halt im Leben sucht, sucht ihn in irgendeiner religiösen Konstitution.
    Ob dies nun die Kirchen sind, oder Islam, oder andere Weltreligionen. Und: wo Menschen
    handeln, werden Fehler gemacht. Aber solche unsinnigen Aussagen, wie z. B. in generationen gedacht, wird dieses totalitäre kirchliche System von der Landkarte verschwinden sind einfach unwahre und hetzerische Parolen, die es
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Mainkommentar
    Glauben benötigt KEINE Kirche.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 2186583
    Fragt sich, was sie unter "Glauben" verstehen. Manche "glauben", dass der Presssack die beste Wurst ist. Andere "glauben", dass die Flüchtlinge für uns nur ein Problem sind. Andere glauben, dass Trump der amerikanische Messias ist. Äh .... mit biblisch, christlichen Glauben hat das nichts zu tun. Und allem zum Trotz: ohne Kirche und ihre Jesus-Tradition wüßte ich nichts und wäre arm dran im "Glaubenswirrwarr" dieser Welt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • MP-Log
    Jede „kircheninterne Aufklärung“ ist doch offenkundig nichts anderes als ein unwürdiger Versuch die Kontrolle und die Deutungshoheit über die demaskierenden Vorgänge zu behalten.
    Es ist nicht zu erkennen, dass sich an dieser beschämenden röm.-kath. Strategie irgendetwas geändert haben könnte.
    Solange sich der ‚heilige Stuhl’ und seine ‚Gottesmänner’ gegen eine externe Aufklärung sperren und brisante Berichte (wie in Köln) unter Verschluss halten, wird die röm.-kath. Kirche den dringenden Verdacht der fortgesetzten VERTUSCHUNG nicht los.
    Aber es wird wohl noch eine Weile dauern, bis diese einfache Wahrheit bei allen angekommen ist. Solange sich Menschen in ihrer Lebensangst an diese Institution klammern, hat diese Institution ‚freie Fahrt’ bei diesem unwürdigen Spiel.
    In Generationen gedacht, wird dieses totalitäre kirchliche System von der Landkarte verschwinden – und das ist auch gut so.
    Jetzt schrumpft zusammen, was sich über die Jahrhunderte ganz fürchterlich aufgebläht hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten