Niemand muss vor der angekündigten Schließung Ende April aus dem Seniorenheim Fuchsenmühle ausziehen, weil keine Pflegekräfte mehr da sind. Das hätten die Mitarbeitenden versichert, sagt Landrat Thomas Eberth, nachdem viele von ihnen bereits einen neuen Arbeitsplatz für die Zeit danach gefunden hätten. Die Chancen, dass das Haus nahtlos weitergeführt werden kann, stünden allerdings schlecht. Dennoch bemüht man sich im Landratsamt weiterhin darum, das Seniorenheim wenigstens langfristig am Markt zu halten. Interessenten dafür gebe es, sagt Eberth. Jetzt sei aber erst mal der Eigentümer am Zug.
Zu Jahresbeginn hatte der Betreiber Curata Insolvenzantrag gestellt und die Schließung der Fuchsenmühle zum 30. April angekündigt. Seitdem stehe die Fachstelle für Qualität und Aufsicht in der Pflege am Landratsamt – die frühere Heimaufsicht – im regelmäßigen Kontakt mit der Einrichtungsleitung und den Betreibern anderer Pflegeeinrichtungen im Raum Ochsenfurt, so Eberth weiter.
Gesetzliche Standards wurden nicht mehr erfüllt
In Betrieb genommen wurde das Haus Mitte der 1990er Jahre, damals mit Platz für 87 Bewohnerinnen und Bewohner. Inzwischen wurde die Zahl der Heimplätze auf Betreiben der Pflege-Fachstelle auf 62 herabgesetzt, weil einige Zimmer in Größe und Ausstattung nicht mehr den gesetzlichen Mindeststandards entsprochen haben, so die Auskunft aus dem Landratsamt. Unter anderem sei es dabei um den Anteil an Einzelzimmern gegangen, der laut Gesetz bei 75 Prozent liegen sollte. Tatsächlich waren vor der Reduzierung nur ein Drittel der 49 Räume Einzelzimmer.
Nicht zuletzt deshalb gilt das Haus als sanierungsbedürftig. Curata habe deshalb schon vor längerer Zeit mit dem Eigentümer, der Immobilienholding Grand City Property GCP, Umbaumaßnahmen geplant, weiß Landrat Eberth. Die Insolvenz machte diese Pläne nun zunächst hinfällig.
Wie GCP gegenüber dieser Redaktion mitteilt, würden verschiedene Optionen für die Nachnutzung geprüft. Eine davon ist die Vermietung an die Regierung von Unterfranken für die Unterbringung von Geflüchteten. Wie der Sprecher der Regierung, Johannes Hardenacke, bestätigte, sei ein entsprechendes Angebot ausgesprochen worden, werde aber zunächst nicht weiter verfolgt.
Veränderungssperre zeigt offenbar Wirkung
Um zu verhindern, dass die Immobilie anders als bisher genutzt wird, hat die Stadt Ochsenfurt inzwischen die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen, der die Nutzung als Seniorenheim festschreibt. Die damit verbundene Veränderungssperre hat ihre beabsichtigte Wirkung beim Eigentümer GCP offenbar nicht verfehlt, meint Landrat Eberth. Jedenfalls sei es in den vergangenen Tagen zu Gesprächen zwischen GCP und dem Landratsamt gekommen.
"Die Veränderungssperre hat den Eigentümer sensibilisiert, er möchte eine schnelle Lösung", so der Landrat. Drei Optionen stehen für Eberth dabei im Raum: der Verkauf der Fuchsenmühle an einen neuen Betreiber, eine Vermietung im jetzigen Zustand oder eine Vermietung nach vorheriger Sanierung. Doch welche Preisvorstellungen GCP zu den unterschiedlichen Möglichkeiten hat, das wisse man nicht. "Deshalb ist es wichtig, dass sich der Eigentümer endlich konkret äußert und Zahlen auf den Tisch legt", sagt Eberth deshalb.
Landkreis möchte Vermittler, aber kein Betreiber sein
Aber wer soll die Fuchsenmühle dann künftig betreiben? Das Kommunalunternehmen des Landkreises steht für Landrat Eberth dabei nicht an erster Stelle. Vielmehr sieht er das Landratsamt in einer Mittlerrolle. "Wenn es ein anderer tut, würde uns das sehr freuen", so Eberth. Und wenn nicht? "Dann müssen wir uns etwas überlegen." In der Tat gebe es bereits zwei konkrete Interessenten, ein privater Betreiber und ein Wohlfahrtsverband. Doch auch wenn es eine Lösung für die Zukunft geben sollte, wird sich die Schließung Ende April kaum noch verhindern lassen. "An einen nahtlosen Übergang glauben wir eigentlich nicht mehr", sagt Landrat Eberth.
Inzwischen seien 34 der 62 Bewohnerinnen und Bewohner – mit Stand von vergangener Woche – bereits ausgezogen oder haben einen anderen Heimplatz gefunden, sagt die Leiterin der Pflege-Fachstelle, Nina Opfermann. Dadurch verschärft sich der Mangel an Pflegeplätzen im südlichen Landkreis Würzburg natürlich zusätzlich.
Tatsächlich sind es aber nicht so sehr die Heimplätze, die diesen Mangel kennzeichnen, sondern vor allem fehlendes Fachpersonal. Wie die Pflege-Fachstelle auf Anfrage der Redaktion mitteilt, seien zum Jahreswechsel 196 der insgesamt 1152 stationären Pflegeplätze im Landkreis Würzburg nicht belegt gewesen. Die meisten der freien Plätze befänden sich in Einrichtungen im südlichen und westlichen Landkreis.
Bei der turnusmäßigen Erhebung werde zwar nicht abgefragt, aus welchen Gründen die Heimplätze frei sind. "Allerdings ist nach Auskunft einiger Träger im Hinblick auf den Pflegenotstand ein Großteil der freien Plätze auf den Personal- bzw. Fachkräftemangel in der Pflege zurückzuführen", so die Pflegefachstelle weiter. Der Geschäftsführer eines gemeinnützigen Betreibers bringt die Situation auf den Punkt: "Betten haben wir eigentlich genug", sagt er gegenüber der Redaktion, "nur die Leute dazu nicht."