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Würzburg
Sanierung der Festung Marienberg in Würzburg: Wie ist der Sachstand beim Bau des neuen Museums für Franken?
Seit Ende 2023 kann man die Kernburg nur noch im Rahmen einer Führung betreten. Was inzwischen dort geschehen ist und was ein Uhupaar damit zu tun hat.
Auf der Festung Marienberg wird gebaut, das ist kaum zu übersehen.
Foto: Silvia Gralla | Auf der Festung Marienberg wird gebaut, das ist kaum zu übersehen.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 04.01.2025 02:35 Uhr

Es pfiff ein eiskalter Wind über die Dächer der Festung Marienberg Mitte Dezember, als Mathis Gruhn, Baudirektor bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser und Seen aus München zum Baustellenrundgang geladen hatte. Mit dabei waren  Baudirektorin Daniela Kircher, Fachbereichsleiterin Hochbau beim staatlichen Bauamt in Würzburg und Projektleiter Arno Riedel.

Wie berichtet, soll auf der Festung Marienberg, hoch über der Würzburger Altstadt, ein neues Museum für Franken entstehen. Dafür muss die komplette Kernburg, also alle Gebäude hinter dem Scherenbergtor, rund um den Innenhof mit dem großen Bergfried, saniert und umgebaut werden. 14.000 Quadratmeter Flächen sind dies, erklärt Gruhn beim Rundgang.

"Das ist mehr ein Rückbau als ein Abbruch."
Arno Riedel, Projektleiter beim staatlichen Bauamt

Im Moment ist die südwestliche L-Spange in Arbeit, berichtet Riedel, also die Gebäude des Süd- und Westflügels. Dort sollen einmal das Depot des Museums, die Verwaltung und das Museumscafé ihren Platz finden. Bis das 315-Millionen-Euro-Gesamtprojekt abgeschlossen sein wird, wird es bis 2030 dauern. Der jetzige Bauabschnitt wurde im Dezember 2023 begonnen und soll Mitte 2028 abgeschlossen werden.

Der Süd- und Westflügel werden derzeit entkernt. Hier entstehen anschließend das Depot des Museums für Franken, die Verwaltungsräume und das Museumscafé.
Foto: Silvia Gralla | Der Süd- und Westflügel werden derzeit entkernt. Hier entstehen anschließend das Depot des Museums für Franken, die Verwaltungsräume und das Museumscafé.

Derzeit werden die Gebäude der beiden Flügel entkernt

Ob sich das Endziel 2030 halten lassen werde, sei noch ungewiss, sagt Gruhn. Denn dazu müsse, wie geplant, erst noch das Staatsarchiv aus dem Nordflügel nach Kitzingen umziehen. Doch da hat es erst im August auf der Baustelle der neuen Archivgebäude gebrannt. "Trotz des Brandes sind wir jedoch mit der Baustelle Staatsarchiv in Kitzingen im Terminplan, der Umzug wird nach derzeitigem Stand wie geplant stattfinden", sagt Kircher. Es seien derzeit dadurch keine Verzögerungen zu erwarten.

Doch bis am Nordflügel mit den Arbeiten für die Ausstellungsräume des neuen Museums begonnen wird, wird noch ein Weilchen vergehen. Auf der derzeitigen Baustelle werden im Moment die Gebäude entkernt. "Putz, Estrich, nichttragende Wände, die Elektro- und Wasserinstallation werden entfernt", erläutert Riedel. Auch die Lüftung und die Küche der früheren Burggaststätte müssen raus.

Mathis Gruhn (links), Baudirektor bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser und Seen aus München, Daniela Kircher, Fachbereichsleiterin Hochbau beim staatlichen Bauamt in Würzburg und Projektleiter Arno Riedel führten über die Baustelle auf der Festung Marienberg.
Foto: Silvia Gralla | Mathis Gruhn (links), Baudirektor bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser und Seen aus München, Daniela Kircher, Fachbereichsleiterin Hochbau beim staatlichen Bauamt in Würzburg und ...

Interessant wird es, wenn unter dem Putz plötzlich ein zugemauertes Fenster auftaucht

Wo tragende Decken aus den 1960er Jahren der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg noch tragfähig sind und taugen, bleiben sie erhalten, wo sie dies nicht tun, wie im früheren Wohnbereich zwischen Süd- und Westflügel, kommen sie raus. Interessant wird es, wenn, wie dort geschehen, an einer vermeintlichen Innenwand zwischen zwei Räumen unter dem Putz plötzlich ein zugemauertes Fenster auftaucht. "Das bedeutet, dass die Burg dort irgendwann einmal erweitert worden ist", sagt Riedel. Aber Aufzeichnungen oder Abbildungen dazu habe man bislang nicht finden können, bedauert er. Im ersten Obergeschoss des Westflügels sollen später auf 900 Quadratmetern Sonderschauen des Museums zu sehen sein, die durch einen Durchgang vom Nordflügel her erreichbar sein werden, erklärt Kircher.

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Die größten Lastkraftwagen, die in die Burg fahren können, sind 7,5-Tonner

"Das ist mehr ein Rückbau als ein Abbruch, dabei werden die verschiedenen Fraktionen selbstverständlich getrennt und abtransportiert und auch Schadstoffe wie Asbest werden getrennt gelagert und entsorgt", erläutert Riedel. "Daraus erklärt sich auch die lange Bauzeit", fügt Kircher hinzu. Denn die größten Lastkraftwagen, die durch das Schönborntor in die Burg fahren können, sind 7,5-Tonner. "Das muss alles auf kleinen Lastwagen aus der Burg heraus geschafft werden und kann draußen erst zum Abtransport umgeladen werden. Das kostet viel Zeit, denn die Logistik ist eine Herausforderung", erklärt Gruhn.

Auch die Baufirmen stellt das vor größere Aufgaben. Eine habe extra eine Betonmischmaschine aus dem Tunnelbau angeschafft und selbst diese habe noch umgebaut werden müssen. "Und wenn es bald an die Dachstühle geht, kommt die Firma mit einem selbst aufstellenden Faltkran", weiß Gruhn. Denn auch Teile der Dachstühle müssen erneuert werden.

Hier im Westflügel waren einst Wohnungen. Weil die Decken nicht tragfähig genug waren, mussten sie raus und werden erneuert.
Foto: Silvia Gralla | Hier im Westflügel waren einst Wohnungen. Weil die Decken nicht tragfähig genug waren, mussten sie raus und werden erneuert.

Zudem müsse man auch auf den Schutz der Natur Rücksicht nehmen. Denn außer Fledermäusen und Turmfalken wohne auf der Festung auch ein Uhupärchen, berichtet Gruhn weiter. Aber man sei guter Hoffnung, den Zeitplan einhalten zu können. Das Museum bleibe ja in seinen bisherigen Räumen während der Bauzeit weiter geöffnet, jetzt abgesperrte Bereiche des inneren Burghofs, die Marienkirche und auch den Fürstengarten könne man allerdings nur während fester Führungen besuchen. "Wir versuchen, die Burg solange wie möglich zeigen zu können", sagt Kircher.

"Wir bauen ja mit Steuergeldern, da müssen wir schon aufpassen."
Daniela Kircher, Fachbereichsleiterin Hochbau beim staatlichen Bauamt
Wo die Stahlbetondecken aus den 1960er Jahre noch taugen, bleiben sie drin, wie hier im früheren Tagungsbereich der Burggaststätten.
Foto: Silvia Gralla | Wo die Stahlbetondecken aus den 1960er Jahre noch taugen, bleiben sie drin, wie hier im früheren Tagungsbereich der Burggaststätten.

Was Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer solchen Führung sicherlich ins Auge fallen wird, sind die farblich unterschiedlichen Putzflächen im hinteren Bereich des Innenhofs. Dort wurde der aus den 1980er Jahren stammende Putz abgeklopft und in verschiedenen Varianten ersetzt. "Wir suchen einen Putz, der dem historischen bestmöglich ähnelt und doch auch dauerhaft ist", erklärt Riedel. "Dabei greifen wir auch auf alte Handwerkskunst zurück", ergänzt Kircher. "Das ist eine technische und optische Herausforderung, schließlich geht es um 11.000 Quadratmeter Fassadenfläche", sagt Gruhn. "Um das bestmögliche Ergebnis zu finden, lassen wir ein Bewitterungsjahr vergehen, sehen uns das Ergebnis an und entscheiden dann", sagt er.

Denn auch von außen wird die Burg saniert. Das sieht man von der Stadt unten derzeit noch kaum, doch wenn man auf dem Wall zum Leistengrund hin steht, sieht man das schier endlose Gerüst vom Boden des Burggrabens bis hinauf zum höchsten Giebel, das sich über die gesamte Länge des West- und Südflügels hinzieht. Hier werden nicht nur die Mauern und Türme instand gesetzt: Es soll auf der bislang nicht öffentlich zugänglichen Ebene direkt an den Gebäuden entlang ein Rundhang angelegt werden, auf dem man später einmal durch die Orangerie hindurch und über den Fürstengarten einmal rund um die gesamte Festung laufen können soll.

Alle sogenannten Fraktionen, die ausgebaut werden, werden sortiert und mit einem 7,5-Tonner durch die Festungstore bis auf den Parkplatz gebracht, um dort umgeladen und abtransportiert zu werden.
Foto: Silvia Gralla | Alle sogenannten Fraktionen, die ausgebaut werden, werden sortiert und mit einem 7,5-Tonner durch die Festungstore bis auf den Parkplatz gebracht, um dort umgeladen und abtransportiert zu werden.

Die Bürger sollen soweit wie möglich verfolgen können, was auf der Festung passiert

Dabei müsse man immer sehen, was ist technisch und wirtschaftlich sinnvoll, was dient den Gebäuden. "Wir bauen ja mit Steuergeldern, da müssen wir schon aufpassen", sagt Kircher. "Daher bemühen wir uns, dass alle Bürger so weit wie möglich zusehen können, was hier geschieht und wollen daher die Burg, so weit und solange es geht, für die Bevölkerung offen lassen. Dabei bitten wir aber auch, die von uns gesetzten Grenzen zu respektieren", wünscht sie sich. Dazu gehören auch Absperrungen und Bauzäune. 

 
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Kommentare
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  • Barbara Fersch
    schon sehr lange Bauzeit....vielleicht hätte man die Chinesen anheuern sollen ?
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  • Fred Reinshagen
    Ostdeutsches Beispiel einer bereits teilweise erfolgten, sanften Burgsanierung - statt westdeutscher Totsanierung, wie Festung in WÜ

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Bertholdsburg#/media/Datei:Bertholdsburg_Innenhof.jpg
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  • Fred Reinshagen
    Totsanierung für 315 Mio!

    Deutschland bzw. der Freistaat haben zu viel Geld. Man sieh's überall: authentische Strukturen verschwinden. Es wird synthetisch & steril! Wer noch Charme haben will muss nach Ostdeutschland (flüchten):
    >wenger Geld
    >weniger Totrenovierungen
    >mehr Handwerk
    >mehr Augenmaß
    >einfühlsamerer Denkmalschutz, mit Wiederverwertung alter Dachziegeln, Steinen, Balken

    ...während im Westen alles in die Tonne geschmissen wird. Die 60er Jahre lassen (auf andere Art) grüßen - die nicht besser ist.

    Schon in Südthüringen erkennt man den Unterschied; z. B.:
    >Heldburg
    >Kloster Veßra
    >Schloss Bartholdsburg Schleusingen
    >Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden

    Unbedingt(!) ratsam für Architekten, Denkmalpfleger und jeden interessierten Bürger - das erweitert den Horizont enorm und befreit von Betriebsblindheit! Von SW in einem Tagesausflug erreichbar - von WÜ ist es schon etwas stressig, die westdeutsche Sterilität zu verlassen.
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  • Klaus B. Fiederling
    abwarten und tee trinken!, was dabei rauskommt
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