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Würzburg/München
Würzburger Festung: Endlich Startschuss für Bau des neuen "Museums für Franken"
Viele kulturpolitische Versprechen und Milliarden-Löcher in München: Wie Bayerns Politik den Bau des "Museums für Franken" auf der Würzburger Festung verzögert.
Zehn Jahre nach der ersten Ankündigung stellt der Freistaat nun zunächst 168 Millionen Euro für Sanierung und Umbau der Festung Marienberg für das neue 'Museum für Franken' bereit.
Foto: Patty Varasano | Zehn Jahre nach der ersten Ankündigung stellt der Freistaat nun zunächst 168 Millionen Euro für Sanierung und Umbau der Festung Marienberg für das neue "Museum für Franken" bereit.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:40 Uhr

Gut zehn Jahre ist es her, da versprach der damalige Finanzminister Markus Söder (CSU) für 2025 ein komplett neu gestaltetes fränkisches Vorzeige-Museum auf einer frisch sanierten Festung Marienberg in Würzburg. Schon der von Söder verkündete neue Name sollte den ambitionierten Anspruch deutlich machen: "Museum für Franken".

Landtag gab kürzlich 168 Millionen Euro für den konkreten Baubeginn frei

Seit 2012 ist viel Wasser den Main und auch die Isar hinuntergeflossen. Das alte Museum bekam zwar den neuen Namen. Doch das neue Museum blieb lange nur ein schöner Plan. Jetzt aber soll es tatsächlich losgehen mit den konkreten Baumaßnahmen: Stolze 168 Millionen Euro bewilligte der Landtag kürzlich für die Sanierung. "Es geht voran im Herzen der Festung Marienberg", freute sich deshalb Kunstminister Markus Blume (CSU). Der neue Bauabschnitt schaffe nun "die baulichen Voraussetzungen für den Einzug des neuen 'Museums für Franken' in die Kern-Burg".

Das Sanierung der Festung wird teurer – und das Museum frühestens 2032 fertig

Zweifellos ist es eine gute Sache, dass es mit dem Projekt nun endlich konkret wird. Einen Grund zum Jubeln sieht der unterfränkische SPD-Abgeordnete Volkmar Halbleib deshalb aber nicht: "Es hat ganze zehn Jahre gebraucht von der Ankündigung bis zur fertigen Projektplanung", kritisiert er. Die anvisierte Eröffnung des neuen Museums hat sich in dieser Zeit auf nun frühestens 2032 verschoben. Ein Verzug, der auch zu massiven Kostensteigerungen führt: Statt bisher 221,5 Millionen Euro geht der Freistaat nun von 314,7 Millionen Euro Gesamtkosten aus.

Hätte sich der Staat also viel Geld sparen können, wäre es schneller gegangen? Sehr wahrscheinlich. Warum aber ziehen sich staatliche Bauprojekte nicht nur im Kulturbereich dann immer wieder derart in die Länge?

In den "fetten Jahren" versprachen Seehofer und Söder mehr, als finanziell zu halten ist

Natürlich gibt es auch faktische Hindernisse – bei der Würzburger Festung etwa den lange umstrittenen Umzug des dort noch teilweise untergebrachten Staatsarchivs nach Kitzingen. Allerdings kämpft die Staatsregierung auch mit einem großen hausgemachten Problem, bemängeln Kulturpolitiker im Landtag: Denn in den finanziell fetten Jahren nach 2010 hätten die Regierungen Seehofer und Söder gerade im Kulturbereich schlicht deutlich mehr versprochen, als finanziell zu halten ist.

Neuer Name, alten Räumlichkeiten: Das 'Museum für Franken' muss wohl mindestens noch zehn Jahre auf die versprochenen neuen Räume in der Festung Marienberg warten.
Foto: Daniel Peter | Neuer Name, alten Räumlichkeiten: Das "Museum für Franken" muss wohl mindestens noch zehn Jahre auf die versprochenen neuen Räume in der Festung Marienberg warten.

Kunstminister Blume will wichtige Kultur-Projekte priorisieren – aber nur in München

"Speziell vor der Landtagswahl wird nun versucht, möglichst alle Versprechen zumindest in der Schwebe zu halten", kritisiert die Nürnberger Grünen-Abgeordnete Verena Osgyan. Weil das vorhandene Geld für alle Projekte aber nicht reicht, werde oft zeitlich geschoben und finanziell gestreckt – was sowohl für die Fertigstellung wie die Kosten negative Folgen hat.

Kunstminister Blume scheint das Problem zumindest erkannt zu haben: Weil "der Wunschzettel immer länger ist als die Möglichkeiten", will er wichtige Kultur-Projekte künftig "priorisieren" – allerdings nur in München.

Allein die Sanierung der Münchner Staatsoper könnte mehr als eine Milliarde Euro kosten

Denn allein dort gebe es bei Kulturbauten einen Investitionsstau "von grob geschätzt drei Milliarden Euro", sagte er im Sommer der "Abendzeitung": Gut eine Milliarde Euro könnte nur für die Staatsoper anfallen, um die 500 Millionen Euro für das Residenztheater. Und die auf zehn Jahre geplante Sanierung der Neuen Pinakothek koste "inzwischen mehr als der Neubau vor vierzig Jahren", stöhnte Blume.

Einen "Masterplan Kultur" nicht nur für München, fordert SPD-Mann Halbleib

Dass der Kunstminister bei den Kultur-Projekten nun Schwerpunkte setzen will, findet der Unterfranke Halbleib zwar richtig. Allerdings müsse sein angekündigter "Masterplan Kultur" eine faire Mittelverteilung nicht nur in München, sondern für ganz Bayern im Blick haben.  Und der Blick des Münchners Blume für die Kultur in Bayerns Regionen "könnte schon noch geschärft werden", findet der SPD-Mann aus Ochsenfurt.

Tatsächlich ist das "Museum für Franken" aktuell die größte staatliche Kulturinvestition außerhalb Münchens. Darüber hinaus sieht der aktuelle Haushaltsplan in Blumes Ressort allerdings keine einzige staatliche Sanierung an Kulturbauten in Unterfranken vor – während für Oberbayern hier mehr als eine halbe Milliarde Euro eingeplant ist.

Wird das "Museum für Franken" wenigstens bis 2032 fertig? Sicher ist das nicht

Zumindest auf der Würzburger Festung müsse die Sanierung nun dringend "zügiger voran gehen, als bisher", verlangt SPD-Abgeordneter Halbleib. Damit für das "Museum für Franken" wenigstens der Öffnungstermin 2032 eingehalten werden kann, dürfe es dort zu keinen weiteren Verzögerungen kommen: "Schließlich haben wir bisher gerade mal den Start der Baumaßnahmen beschlossen."

 
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  • freihold
    Viel verengtes Denken aus diesen Kommentaren ersichtlich. Schade darum. Schauen wir doch lieber nach vorne, was für alle in Würzburg, wie Mainfranken für die Zukunft wichtig und gut ist, was bestehen bleiben wird. Was alle hierzu beitragen können, nicht nur die Politik zu ermuntern. Übrigens, an die Adresse des Münchner Korrespondenten Henry Stern: Bayerns Kultur-, Kultur und Kunstminister Blume hat auch einen Vornamen. Er heißt "Markus", wie sein oberster "Freund" Söder auch! Gesegnete, frohe und harmonische nicht nur allen Gutwilligen, welchen unsere Festung Marienberg, das "Museum für Franken", Tourismus und
    eine modern zeitgemäße verkehrstechnische Anbindung mittels Standseilbahn über ÖPNV ab Talavera/Hauptbahnhof wie mir uneigennützig am Herzen liegen.
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  • Barbara
    das Foto ist trügerisch, da man die Festung gar nicht mehr an strahlt !!
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  • kej0018@aol.com
    @Barbaro

    Steht nirgendwo, daß das Bild erst gestern geschossen wurde...
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  • ropel
    wer soll das ALLES bezahlen ?? die Corona-Krise kostet Milliarden, die Kosten für Kriegsflüchtlinge und die Energiekrise kosten Milliarden. die Sanierung des Wü-Theaters hat einen Kostensprung von 20 Mill auf über 100 Millionen Euro gemacht. wenn es jetzt mit der Festung auch so wird ? Was dann ??. Meine Meinung: Luxus-Sanierungen die nicht unbedingt sein müssen, erstmal verschieben. das Geld wird jetzt dringender für die Sozialsysteme gebraucht, also : Kitas, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime. da die CSU und viele andere Politiker eine längst überfällige "Reichensteuer" zur Finanzierung ablehnen, bleiben diese enormen Kosten wieder beim "kleinen" Mann hängen, also in erster Linie bei den Erwerbstätigen, wie z.b. bei mir und bei meiner Frau.
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  • Eos123456
    Im Moment ist es leider noch so, dass selbst Hinterbänkler-Politiker sich als fulminante Kulturförderer großtun wollen, indem sie Steuergelder in irgendwelche abstrusen "kulturellen" Leuchtturmprojekte umleiten.

    Die haben bislang noch nicht den "Schuß gehört" und glauben Geld wächst auf den Bäumen und der ewige Aufschwung wird alle Probleme lösen, bzw. wenn das Kartenhaus einstürzt, sind sie schon lange im Ruhestand.

    Die Rechnung wird aber nicht aufgehen. Es kommen gigantische Schuldenlasten auf die kommenden Generationen zu, die vielleicht sogar nur durch eine Währungsreform "abgetragen" werden können.

    Eigentlich sollte die Devise jetzt lauten: "Genau rechnen und vernünftig sparen, anstatt gedankenlos wie bisher Geld zu verschleudern".

    Sonst wird die Sache übel enden.
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  • freihold
    Das "Museum für Franken" sollte allseits als Leuchtturm-Projeokt für alle drei fränkischen Regierungsbezirke gesehen werden. Es ist mehr als nur ein Meilenstein. Nicht nur ein Anliegen von Politikern und Museumsleuten. Die gesamte Gesellschaft vorrangig Würzburgs und Mainfrankens könnte sich schon in naher Zukunft für dieses Jahrhundert-Projekt begeistern. Es geht um die rechtzeitige Erweiterung der historischen Sammlungen. Durch Ankäufe und Spenden, wie Rückübertragungen historisch bedeutender Kunst. Fränkische Unternehmen aus der Wirtschaft könnten sich engagieren. Das noble Haus Wittelsbach könnte mit der Rückübertragung des fränkischen Herzogsschwerts der Würzburger Fürstbischöfe ein deutliches Signal setzen. Ähnliches gilt für die während des Dreißigjährigen Krieges nach Schweden entführte Bibliothek Julius Echters. Restitutionen werden doch längst auch international praktiziert. Es kommt jetzt auf alle an. Dann wird es insgesamt auch schneller vorangehen.
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  • kej0018@aol.com
    An der Stelle mal ein großes Kompliment an Frau Varasano: das Bild ist echt KLASSE!
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  • 1958kosb
    Vielleicht erst mal das Theater fertig machen? ..... u. ein paar weiter BV´s
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  • sepele
    Das Thester ist bislang keine Einrichtung des freistaats Bayern.

    Und die Festung inkl. Museum keine Einrichtung der Stadt Würzburg.

    Es besteht also Werder finanziell noch von Auftraggeber ein Zusammenhang zwischen den Projekten.

    #servicekommentar
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  • 1958kosb
    Bayern ist an den Kosten des Theaters sehr wohl beteiligt.
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  • Eos123456
    Es wurde eine Menge Steuergeld in Nebensachen- und Vereinsmuseen geleitet.

    Dabei hatten die Träger dieser mehr oder weniger unbedeutenden Vereins-Ausstellungen und Devotionaliensammlungen selbst viele Beitragszahler und Vermögenswerte und wären auf Steuergeld daher gar nicht angewiesen gewesen.

    Jetzt fehlt halt das Geld für wirklich Wichtiges.
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  • austroewer
    Würzburg sollte lieber mal selber auf seinen Schuldenberg schauen! Seid Jahren gibt die Stadt zu viel Geld aus. Die Gemeinden auf dem Land, müssen auch haushalten! Wir sehen nicht ein, dass immer mehr Geld nach Würzburg kommt!
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  • Ihnen ist schon klar, dass das kein "Museum für Würzburg" ist? Und das meiste Geld frisst/fraßen München und Oberbayern, bis in die 90er Jahre schön genährt auch durch den Länderfinanzausgleich...
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  • kej0018@aol.com
    @austroewer

    Aber die Kinder nach Wue aufs Gymnasium schicken, in der Stadt ins Kino, Theater oder Schwimmbad gehen und dann noch einen kostenlosen Parkpülatz fordern...
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  • Kluespies
    Gymnasium wird von den Gemeinden wo die Kinder herkommen und vom Land bezahlt, Kino wird vom Eintritt bezahlt, Schwimmbad wird auch zum Großteil vom Land bezahlt abgezockt wird die Landbevölkerung mit Parkgebühren obwohl diese Leute ja noch Geld in die Stadt bringen. Nahverkehr wird auch zum großen Teil mir Steuergelder von der Landbevölkerung bezahlt. Die einzigen die nichts bezahlen sind Städter die am Wochenende aufs Land fahren ihre Autos natürlich kostenlos in jeden Waldweg abstellen und den Rest der Woche in der Stadt als Anwohnerparker vernünftige Radwege verhindern.
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  • kej0018@aol.com
    @kluespies

    Stimmt, auch das Land steuert bei, aber lange nicht kostendeckend...
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  • sepele
    1. das ist kein Würzburger Museum, hat mit dem Würzburger Haushalt nichts zu tun.

    2. sich in Franken gegenseitig zu neiden hilft uns nicht weiter. Im Artikel wird doch völlig klar, dass es bei den Großprojekten darum geht, ob Geld überhaupt in die Provinz kommt oder gleich alles in München bleibt .
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