Es steht viel Arbeit an, hoch über der Altstadt von Würzburg. Auf der Festung Marienberg wird saniert und umgebaut. Dort soll das Museum für Franken ein "ganz besonderes museales Schmuckstück" werden, kündigte kurz vor dem Jahreswechsel der bayerische Kunstminister Markus Blume an. Getätigt hat er dieses Versprechen anlässlich der Mittelfreigabe für den zweiten Bauabschnitt der Sanierung durch den Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags. Rund 168 Millionen Euro macht der Freistaat für diesen Abschnitt locker. Bis zum Abschluss der Sanierung geht man in München derzeit von rund 315 Millionen Euro Gesamtkosten aus.
Bislang sind die Museumsräume im sogenannten Kommandantenbau, der Kelterhalle und dem Zeughaus rund um den Greiffenclauhof beheimatet. Bis 2032 soll das Museum mit seiner weltweit größten Sammlung von Riemenschneider-Skulpturen in großzügigen Räumen in der sogenannten Kernburg eine neue, schönere Heimat finden. Das kostet viel Zeit und Geld. Denn zuvor müssen die Bauten rund um den Burghof mit dem Bergfried rund zehn Jahre lang saniert und umgebaut werden.
Was wurde auf der Festung Marienberg bereits getan und was steht nun an?
In einem ersten Abschnitt waren bereits die Toranlagen und die Marienkirche saniert sowie neue Versorgungsleitungen mit einem Regenwasserrückhaltebecken angelegt worden. Im ersten Teil des zweiten Bauabschnitts wird gerade ein Betriebshof mit Werkstattgebäude in Holzbauweise samt begrüntem Dach neben der Alten Schmiede errichtet. Und aus dem Gebäude des Biergartens "Schänke zur Alten Wache" wird die neue Wohnung des Burgkastellans. "Das Projekt befindet sich also bereits in der Umsetzung", erläuterte Mathis Gruhn, Baudirektor bei der Bayerischen Schlösserverwaltung, vor kurzem in einem Gespräch mit dieser Redaktion, an dem auch Vertreterinnen und Vertreter des staatlichen Bauamts und der Museumsverwaltung teilnahmen.
Mit einigen Vorarbeiten des 2. Bauabschnitts wurde bereits begonnen. "Aber zunächst muss erst einmal alles raus, was sich dort drin befindet", erläutert Gruhn. "In einer so großen Burg sammelt sich über Jahrzehnte ja so manches an", sagt er. Das Interims-Steindepot auf dem Parkplatz für die Steinbänke und Skulpturen ist bereits fertig. In der Kernburg soll es in der zweiten Hälfte dieses Jahres los gehen.
Dann soll mit den Arbeiten der ersten Phase des 2. Bauabschnitts im West- und im Südflügel zum Leistengrund hin begonnen werden. Dort, wo sich früher die Burggaststätten und das Tagungszentrum befanden. Hier sollen das Depot des Museums, also die Stücke, die nicht in der ständigen Ausstellung gezeigt werden, sowie die Museumsverwaltung Platz finden. Auch eine Museumsgastronomie mit einem Außenbereich oberhalb des Fürstengartens ist dort wieder vorgesehen.
Öffnen wird die Gastronomie erst nach der Fertigstellung aller Maßnahmen. Also dann, wenn nach Abschluss der zweiten Bauphase das Museum für Franken in seine neuen Räume im dann ebenfalls sanierten Nordflügel, der sogenannten Schottenflanke und in den Fürstenbau zur Stadt eingezogen sein wird.
Was geschieht mit dem Museum für Franken während der Bauzeit?
Das Wichtigste dabei: Das Museum für Franken soll so lange wie möglich geöffnet bleiben. "Auch unsere Veranstaltungen, wie das Museumsfest im September, sollen selbstverständlich weiterhin stattfinden", betonte Jörg Meißner, seit 1. März 2021 Direktor des Museums für Franken. Da habe man im Vorjahr mit über 5000 Besucherinnen und Besuchern einen Rekord verzeichnen können.
Warum müssen andere Bereiche der Festung Marienberg geschlossen werden?
Das "Herzstück der Festung" hingegen, also alles, was sich hinter dem Scherenbergtor und dem Graben befindet, bleibt während der Bauzeit für die Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich, so Gruhn. Dazu gehöre auch der Fürstengarten mit dem Blick auf die Stadt. Er soll neu gestaltet werden, auch die Pavillons und die Treppenanlagen müssen restauriert werden.
Wie kann man trotzdem die Marienkirche und den Bergfried besichtigen?
Die einzige Möglichkeit für die kommenden Jahre, Marienkirche, Bergfried und Brunnenhaus zu sehen, werden offizielle Führungen sein. Das hat Sicherheitsgründe: "Die Besucher würden sonst mitten durch unser Baufeld laufen, das können wir nicht verantworten", erläuterte er. Es würden auch die Dächer und Fassaden saniert. "Und wir müssen das Baumaterial irgendwo zwischenlagern." Schon Mitte dieses Jahres soll die erste Bauphase beginnen, die Kernburg für die nächsten sieben bis zehn Jahre zur Großbaustelle werden und damit als Tourismusmagnet ausfallen.
Wer also noch einmal uneingeschränkt in die Marienkirche oder den Fürstengarten will, sollte das Frühjahr dazu nutzen. Geöffnet ist der Zugang zum Garten vom Burghof aus nach dem Winterhalbjahr wieder ab Mitte April. Der Blick von der Festung auf ihre Stadt wird den Würzburgerinnen und Würzburgern und ihren Gästen aber erhalten bleiben. Denn der Rundgang vom Echterhof auf den Wallmauern soll weiter möglich sein.
Bis wann sollen die Arbeiten auf der Festung Marienberg abgeschlossen sein?
Fertig sollen die neuen Räume bis zum Jahr 2030 sein, eröffnen soll das Museum im Jahr 2032. Das dauert auch deswegen, weil im Gebäude der Schottenflanke derzeit noch das Staatsarchiv sitzt, das nach Kitzingen umziehen soll. Dort wird man aber erst in diesem Frühjahr mit einem Neubau beginnen, ein Umzug ist nicht vor Ende 2025 geplant.
Was wird die größte Herausforderung während der Arbeiten sein?
Ob mit sieben bis zehn Jahren Bauzeit dann auch schon das letzte Wort gesprochen ist, sei ungewiss. "Bei so großen Projekten mit solch historischer Substanz sind Verzögerungen möglich. Da kann dann keiner etwas dafür", sagte Gruhn. Auch die Archäologie sei ein Thema. "Wenn wir etwas Größeres finden werden, dann nehmen wir uns die Zeit und sehen, wie wir das eventuell ins Museum integrieren können." Die Burg sei über Jahrhunderte entstanden und so zu dem geworden, was sie heute ist.
Eine der großen Herausforderungen sei ab dem zweiten Halbjahr dann die Logistik, so Gruhn. "Alles, was an Baumaschinen oder Baumaterial dort oben benötigt wird, muss vorher den ganzen Burgberg hoch und durch die Toranlagen geschafft werden", berichtet er. Schon ein 7,5-Tonner-Lkw mit dem heute üblichen Kofferaufbau komme da nicht durch.
Um welches Bauvolumen handelt es sich?
Um es zu verdeutlichen ein paar Zahlen: In dieser ersten Bauphase wird ein Gebäudevolumen von rund 70.000 Kubikmetern Bruttorauminhalt mit einer Bruttogeschoßfläche von über 16.000 Quadratmetern saniert und umgebaut. Die schon erwähnte Depotfläche beträgt fast 3500 Quadratmeter. Dazu kommen weitere knapp 500 Quadratmeter Nebenflächen, 600 Quadratmeter für die Museumsverwaltung, ein Vortragsbereich und das Museumscafé.
Die Planung und Ausführung findet in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden und unter ständiger denkmalfachlicher Aufsicht der Bayerischen Schlösserverwaltung statt. Dabei werden die Baukörper unter Achtung und Erhalt der historischen Substanz bis auf den Rohbau entkernt. Anschließend werden die Haustechnik und ebenfalls die Decken, Wände und Böden erneuert. Auch die Fassaden werden saniert und die Dächer erneuert.
Was geschieht mit den dann frei geworden Flächen des Museums?
Noch "zeitlich ganz weit weg" ist laut Gruhn die Nachnutzung der mit dem Umzug frei gewordenen Flächen des Museums, ebenso wie die Sanierung des mittleren Burghofes und seinem Umfeld. Man habe sich Gedanken gemacht, aber es gebe noch keine fixen Pläne. Bereits im Jahr 2016 hielt eine Studie eines Wiesbadener Planungsbüros, die im Würzburger Stadtrat vorgestellt wurde, im Kommandantenbau und dem Zeughaus ein Tagungszentrum für realisierbar.
Was sagt man im München zum Thema Festungsaufzug?
Die Erschließung mittels ÖPNV sei eine kommunale Aufgabe, alle Planungen und Maßnahmen diesbezüglich lägen daher im Zuständigkeitsbereich der Stadt Würzburg.