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WÜRZBURG
Mainfränkisches Museum gibt sich maßvoll
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 15.12.2020 17:36 Uhr

Bei Bauern und Handwerkern war sie weit verbreitet: die Mondwaage, auch Lumpenwaage genannt. Das ist eine grobe Sackwaage aus Eisen, die zwei Haken und zwei Ösen hat und eine mondsichelförmige Ableseskala. Sie ist neben 161 anderen Maßen und Gewichten bis 16. August in der kleinen, aber feinen Sonderpräsentation „Maß genommen“ des Mainfränkischen Museums auf der Festung Marienberg zu sehen. In den sorgfältig sortierten Vitrinen gibt es Maßplatten und Maßstäbe, Kalibermaßstäbe, Zirkel, Flächenmaße, Längen- und Raummaße, Waagen, Gewichte und Münz- und Feinwaagen – viele aus Würzburg und Umgebung.

Mit Senkwaagen wurden Öchslegrad und Alkoholgehalt gemessen. Seinerzeit fertigte man sie aus Glas, Edelholz, Silber oder Messing und verwahrte sie in hübschen, bisweilen innen mit Stoff ausgepolsterten Futteralen auf. Zierlich sind viele der Münzwaagen, zu denen runde Schälchen, Gewichtsmulden und eine verdeckten Mulde für Fein- und Tariergewichte gehörten, die in polierten Kästchen aufbewahrt wurden.

Wie vielfältig die Sammlung des Museums ist, zeigen andere Maßeinheiten. Einer Schneiderelle begegnen schon Kinder in den Geschichten von „Max und Moritz“. Viele dieser Metermaßstäbe sind nicht mehr erhalten – möglicherweise, weil sie, zweckentfremdet, immer mal wieder für Züchtigungen hervorgeholt wurden. Die Präsentation zeigt diverse Varianten, meist verziert und natürlich immer mit einer Messskala versehen.

Ein Nürnberger Fuß

Ein aus Nussbaum gefertigter, mit einem geschnitzten Christopherus am Griff und an den Enden mit Messing geschmückter Maßstab trägt die Inschrift „Iohan Georg Ginter 1746“, seine Einteilung weist auf der Vorderseite auf ein Nürnberger Fuß von 306 Millimeter hin. Der Besucher erfährt, dass „Fuß“ oder „Schuh“ alte Maßeinheiten sind und früher in vielen Teilen der Welt beispielsweise beim Zoll, bei der Getreideordnung oder als Längenmaß verwendet wurden.

Eine der Vitrinen ist den Würzburger Eichmaßen für Korn, Hafer, Mehl, Wein, Öl und Salz aus der Zeit von 1475 bis 1902 vorbehalten. Von überregionaler Bedeutung sind ein Winkelmesser und ein Transversalmaßstab des berühmten Präzisionsmechanikers und Instrumentenherstellers Georg Friedrich Brander aus dem 18. Jahrhundert, ein Reduktionszirkel des Schweizer Mathematikers und Astronomen Jobst Bürgi (1552-1632) oder ein Kaliberzirkel des französischen Instrumentenbauers Nicolas Bion aus dem 18. Jahrhundert. Ein Bandmaß, das „Preußische Rekrutenmaß“, soll aus der Zeit des Siebenjährigen Kriegs stammen, ist aus Rohleinen, Holz, Garn und rotem Siegellack und diente zur Messung der Körpergröße von Rekruten.

Buchtipp: Gerhard G. Wagner hat mit Hans-Joachim Vollrath und Frauke van der Wall einen Bestandskatalog der gesamten Sammlung der Maße und Gewichte des Museums erstellt. Das Buch ist für 19,90 Euro erhältlich.

Einsatzgewichte, 10 bayerische Pfund zu 5600 Gramm (1810)
| Einsatzgewichte, 10 bayerische Pfund zu 5600 Gramm (1810)
Senkwaage (nach 1830)
| Senkwaage (nach 1830)
Eichmaß für Wein (1854)
| Eichmaß für Wein (1854)
Winkelmesser und Transversalmaßstab (um 1765).
Foto: Andreas Bestle | Winkelmesser und Transversalmaßstab (um 1765).
 
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Ursula Düring
Mainfränkisches Museum
Maßeinheiten
Siebenjähriger Krieg (1756-1763)
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