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Würzburg
Samstagsbrief: Liebe Judith Jörg, die Fans der Würzburger Kickers zum Sitzen zu zwingen, ist absurd!
Dass bei Heimspielen der Würzburger Kickers auf Teilen der Haupttribüne auch gestanden wird, stört die Stadt Würzburg. Unser Autor meint: Lasst dem Fußball die Emotionen!
Die Würzburger Bürgermeisterin Judith Jörg ist unter anderem zuständig für den Sport in der Stadt - und damit auch für die Würzburger Kickers. 
Foto: Daniel Peter (Archivbild) | Die Würzburger Bürgermeisterin Judith Jörg ist unter anderem zuständig für den Sport in der Stadt - und damit auch für die Würzburger Kickers. 
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:05 Uhr

Liebe Judith,

wir kennen uns nun schon so lange, dass ich auch bei diesem öffentlichen Brief beim Du bleibe. Damals, während unseres Studiums der Politischen Wissenschaft, da sollten wir in den Seminaren stillsitzen. Heute treffen wir uns meist beim Fußball, am Dallenberg bei den Heimspielen der Würzburger Kickers. In Deinem Amt als Bürgermeisterin, die bei der Stadt Würzburg unter anderem für den Sport zuständig ist, gehören Stadionbesuche ja irgendwie dazu.

Ich sitze dann nicht weit von Dir entfernt. Die Betonung liegt auf SITZEN. Ich bin auch zum Arbeiten da. Und Du? Na ja, auf den Plätzen inmitten der Haupttribüne wird schon überwiegend gesessen, aber manchmal, da muss die Freude oder der Ärger eben raus. Da springt auch ihr auf den besseren Plätzen mal auf. Der Fußball und die Emotionen sind Dir nicht fremd. Du hast ja auch selbst mal gekickt. 

Emotionsregulation, weil Fußballfans ihren Gefühlen freien Lauf lassen?

Nun hat die Stadt Würzburg - und damit auch Du - aber offenbar etwas dagegen, dass die Fußballfans am Dallenberg ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Wo und wie das passieren darf, das will die Verwaltung jetzt offenbar auch noch regeln. Emotionsregulation sozusagen. Eigentlich kannte ich den Begriff bisher nur aus der Psychologie.

Es geht zuvorderst um die rund 150 Menschen, die im Stadion am lautesten sind. Die sogenannte aktive Fanszene. Manche davon nennen sich Ultras, manche nicht. Gemein ist ihnen, dass sie über die ganzen 90 Minuten eines Spiels singen, anfeuern, klatschen. Seit die Würzburger Kickers in dieser Saison in der Regionalliga gegen Klubs wie Buchbach oder Pipinsried antreten, stehen diese Fans wieder zusammen unter dem Dach der Haupttribüne. So wie früher, bevor sich die Rothosen in den bundesweiten Fußball aufgemacht hatten, ihr Stadion für nicht wenig Geld umbauen mussten und die lautstarken Anhänger ihren Platz hinter dem Tor zugewiesen bekamen.

Stehende Fans auf den Sitzplätzen - für die Stadt Würzburg ist das bei Heimspielen der Würzburger Kickers ein Problem.
Foto: Silvia Gralla | Stehende Fans auf den Sitzplätzen - für die Stadt Würzburg ist das bei Heimspielen der Würzburger Kickers ein Problem.

Unterm Tribünendach klingen die Gesänge lauter, außerdem wird man dort bei Regen nicht nass, und die Sicht aufs Spielfeld ist auch noch besser. Kein Wunder, dass auch die Fans wieder Karten für die Haupttribüne haben wollten. Wer wollte es ihnen verdenken? Die Stimmung ist seit ihrem Umzug tatsächlich besser geworden. Den eingängigen Gesang vom "Chef der Regionalliga" bekommt man nach einem Besuch am Dalle nicht mehr so schnell aus dem Ohr.

Auch das ist ein Grund dafür, dass die bisherige Saison der Kickers so positiv verlaufen ist. Trotz der 0:1-Niederlage beim FC Bayern München II zuletzt. Aber da standen im Stadion an der Grünwalder Straße ja auch nur die Heimfans des FCB auf den Sitzplätzen unterm Dach.

Ultras im Stehen auf Sitzplätzen - nichts Ungewöhnliches in Fußballstadien

In Würzburg soll es so etwas nicht mehr geben. Wer ein Ticket auf der Sitztribüne kauft, der hat auch zu sitzen, so die Logik der Stadtverwaltung. Die Kickers sollen sich jetzt einmal überlegen, wie sie das hinbekommen. Da höre ich den Amtsschimmel viel lauter wiehern als die Fans singen!

Dass Ultras auf Sitzplätzen stehen, ist im Fußball nichts Ungewöhnliches. Schließlich waren in den Europapokal-Wettbewerben jahrelang Stehplätze gar nicht zugelassen. Beim Zweitligisten in Rostock beispielsweise ist die gesamte Fantribüne bestuhlt. Im Berliner Olympiastadion sowieso. Dass stehende Fans auf Sitzplätzen eine grundsätzliche Gefahr darstellen, ist kaum mit Fakten zu belegen.

Der Ordnungsdienst in Würzburg achtet darauf, dass nicht mehr Zuschauer oder Zuschauerinnen in einer Reihe stehen als Plätze vorhanden sind. Überfüllt ist der Fan-Block also auch nicht. Und das mit dem ausreichenden Abstand zu den Gästefans, das hat bislang noch immer geklappt und dürfte, zumindest in dieser Regionalliga-Saison, auch immer zu lösen sein. Warum also, liebe Judith, kümmert sich die Stadt um ein Problem, das es gar nicht gibt? Als gäbe es in der deutschen Bürokratie nicht schon absurde Auswüchse genug.

Und überhaupt: Wie soll so ein Stehverbot auf den Sitzplätzen denn durchgesetzt werden? Müssen sich Ordner oder gar die Polizei unbeliebt machen?  Und wie lange darf man auf einem Sitzplatz nach einem Tor eigentlich stehen bleiben, bis man sich wieder hinzusetzen hat? Ich nehme nicht an, dass sich städtische Beamte ernsthaft mit solchen Fragen beschäftigen werden.

Lasst dem Fußball doch seine Emotionen - und zwar überall im Stadion!

Festzelt auf Kiliani - steht man da nicht auch?

Übrigens, was ist denn eigentlich auf dem von der Stadt ausgerichteten Kiliani-Volksfest? Da stehen Menschen im Festzelt, oft unter dem Einfluss von nicht wenig Alkohol, singend und klatschend auf Sitzbänken. Gibt es da im kommenden Jahr etwa auch ein Stehverbot? Ich hoffe nur, ich habe da jetzt niemanden auf eine neue Idee gebracht...

Vielleicht treffen wir uns ja schon an diesem Samstag wieder beim Heimspiel der Würzburger Kickers gegen die SpVgg Greuther Fürth II und freuen uns einfach an der guten Stimmung unterm Tribünendach.

Viele Grüße,

Frank Kranewitter, Redakteur 

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  • familie.diener@gmx.net
    Ich kann mich sehr gut an ihre Benotungen von Kickers - Spielern erinnern und habe mir als neutraler Beobachter immer gedacht , ein Fan von einer Fußballmanschaft kann dieser Reporter eigentlich nicht sein ! Sie wollen das Frau Jörg aufgrund ihrer Stellung dies einfach
    alles unter den Tisch kehrt und das Ordnungsamt usw. offiziell zurückpfeift .
    Was machen und was schreiben Sie eigentlich dann , wenn dort vielleicht einmal Menschen
    zu schaden kommen und es mal nicht so glimpflich abläuft ?
    Warum können sie Kickers - Verantwortliche und Ordnungsamt nicht zusammen setzen und
    eine Lösung finden , welche rechtlich auch nach der Regionalliga machbar wäre oder
    will man dann die Fans auf den nächstbesten Platz im Stadion unterbringen ?
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  • Mainheini
    Hat die Stadtverwaltung zuviel Zeit? Immer mehr Bürgerersuchen finden direkt im Bürgerbüro statt. Die Herrschaften in den Büros haben nun nicht mehr genug zu tun?
    Früher hatten wir neben dem OB zwei ehrenamtliche Bürgermeister, heute sind diese hauptberuflich. Also müssen sie beschäftigt werden.
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  • franke57
    Sehr gut Herr Kranewitter ! Das Verhalten der Stadt grenzt schon fast an Schildbürgerstreich. Anscheinend gelingt es der Stadt im Land sich nur mit solchen hirnrissigen Aktionen auf sich aufmerksam zu machen. Layla Verbot war der Vorgänger
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  • robert.erhard@gmx.de
    Sehr geehrter Herr Kranewitter,
    Ist das jetzt eines Samstagsbriefes würdig? Ist das etwas was in der Rhön genauso interessiert wie am Untermain?
    Ist das das Niveau der MP in Samstagsbriefen die ein derartiges Gefälle aufweisen von informativ und diskussionswürdig bis zur Hilflosigkeit?
    Das interessiert außerhalb der Fanszene soviel wie wenn in China ein Sack R.....!
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  • info@ehrbar-weinstube.de
    Doppelpost
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  • stefan.schmidmeier@arcor.de
    @Mic_Ro Es zwingt Sie doch keiner den Samstagsbrief zu lesen. Wenn Sie die Kickers nicht interessieren, dann lesen Sie es doch einfach nicht. Leute gibts🙈
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  • chjoachim@web.de
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • letsgo101
    Sitzplätze und dann auf den Sitzschalen stehen passt aus Unfalltechnischer Sicht halt nicht zusammen. Man kann das auch schlecht mit den anderen Sitzplätzen vergleichen. Dort sitzen Mehrheitlich die Besucher, wenn diese zum Jubeln sich erheben stehen sie immer noch nicht auf den Sitzschalen. Ich persönlich habe mich auch gewundert das die Fan-Szene sich wieder auf die Haupttribüne begeben hat. Was in der Bundesliga, hinter dem Tor, recht war zählt schein bar nicht mehr. Obwohl hinter dem Tor noch einzelne Fan-Banner mit Anhang zu sehen sind. Aber warum macht man dem Ärger kein Ende in dem man in dem jetztigen Fan-Block die Sitzschalen entfernt. Somit wäre doch jegliche Diskussion genommen !
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  • this_thing_of_ours
    Niemand steht auf den Sitzschalen
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  • Albatros
    Und am Eingang werden Regenbogen farbige Schale verteilt. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird in Würzburg eine bunte Benimmpolizei patrouillieren.
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  • Eos123456
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Eos123456
    Das Problem ist halt:

    Wenn die Leute nicht sitzen, sondern ihren Emotionen unbegrenzt freien Lauf lassen wollen, können Dinge geschehen für die einige dann länger "sitzen" müssen als ihnen lieb ist.
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  • Radler15402510
    ich hab das schon beim letzten Artikel vermisst, warum es genau geht. Ich vermute mal, es geht einfach darum, dass einige Fans auf den Sitzschalen stehen.
    wahrscheinlich ist das nicht mal Frau Jörgs Aufgabengebiet, sondern die des Ordnungsamtes.
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  • info@ehrbar-weinstube.de
    Es steht niemand auf den Sitzschalen! Das ist ja gerade das absurde an der ganzen Thematik!
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  • helenews@gmx.de
    als Nicht-Fussballfan versuche ich das zu verstehen. Kann aber leider nichts damit anfangen. Wo liegt der Sinn darin?
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  • Cymoril
    Da kommen Erinnerungen bei mir hoch:
    Stehverbot passt hervorragend zum "Theater des kleinen Mannes " wie seinerzeit der Fußball am Dalle von den Oberen der Stadt Würzburg tituliert wurde!
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  • heike_joos@yahoo.de
    Sehr geehrter Herr Kranewitter,
    Sie sprechen mir als Fußballfan aus der Seele. Wenn ich zu meinem Verein ins Stadion gehe, möchte ich meine Emotionen raus lassen, sei es Freude, Ärger oder oder oder. Ich habe zwar einen Sitzplatz, aber ich stehe auch des öfteren, da die Spannung beim Angriff steigt oder beim Gegenangriff die Verteidigung gefordert ist. Wenn man das nicht mehr machen sollte, kann ich zu Hause bleiben. Die Fans fühlen sich gegängelt. Wenn wir seit Corona schon sehr eingeschränkt sind, dann sollten wir wenigstens im Stadion ab und zu mal stehen dürfen und emotional sein. Und es gibt mit Sicherheit wichtigere Probleme zu bewältigen, als die Fans im Stadion vom Stehen abzuhalten.
    In diesem Sinne schönes Wochenende.
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  • stefan.behringer@web.de
    Das Sitzgebot ist doch sicherlich nicht ernst gemeint. Selbst in der Kirche darf man beim Singen aufstehen.
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  • chjoachim@web.de
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • kritischerbeobachter
    Was ist denn das für ein belangloser Artikel!
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