
Sie ist die neue Frau an der Stadtspitze und nach OB Pia Beckmann die zweite hauptamtliche Bürgermeisterin überhaupt in der Würzburger Geschichte: Judith Jörg. Wie tickt die 44-Jährige?
Judith Jörg: Man braucht schon eine Weile, ehe man das realisiert. Für mich kam das auch ziemlich überraschend. Die CSU hatte die Hauptamtlichkeit der Bürgermeister nicht angestrebt. Und zunächst habe ich vor allem gedacht: Wie kriege ich das mit den Kindern hin? Für die war das der krasseste Schritt. Ich selbst freute mich auf das neue Amt und das Gestalten. Aber für die Kinder hieß das erst mal: Die Mama ist jetzt weg. Gleich am ersten Tag war ich zwölf Stunden im Rathaus, in den Folgewochen kaum weniger. Das ging von null auf hundert.
Jörg: Ich war ohnehin in einer Umstrukturierungsphase, wollte beruflich neu anfangen. Das habe ich jetzt zurückgestellt. Und so fern war mir meine jetzige Aufgabe auch nicht. Vor allem das Schulreferat liegt mir ja die ganze Zeit schon am Herzen.
Jörg: Ich sehe seit Langem, dass es da viel zu tun gibt. Eigentlich sieht das jeder, da muss man ja nur mal in die Schulen reingehen. Ich habe zahlreiche Anfragen im Stadtrat gestellt, da sich für den außenstehenden Beobachter wenig Sichtbares bewegt hat. Als Bürgermeisterin habe ich jetzt die unbearbeiteten Anträge der letzten Periode vorliegen. Viele der Anträge zum Thema Schule sind von mir. Ich bearbeite also jetzt meine eigenen Anträge, das ist schon ein komisches Gefühl.
Jörg: Ich selbst empfinde mich so wie immer. Aber ja, man wird durchaus anders wahrgenommen. Als Frau eines Landtagsabgeordneten war ich für manchen wohl die "Frau von". Aus dieser Rolle bin ich jetzt in eine absolut aktive Rolle gewechselt. Daran muss sich vielleicht der eine oder andere, der mich nicht kennt, noch gewöhnen.

Jörg: Das war für mich überhaupt kein Problem. Ich habe mich in der Rolle als Teilzeit arbeitend und als Hausfrau wohlgefühlt. Außerdem hatte ich meine Aufgaben im ehrenamtlichen Bereich. Wenn ich als "Frau von" wahrgenommen wurde, lag das mehr in dem tradierten Rollenbild, dass es zum Teil eben noch in den Köpfen gibt. Dass da eine komplett selbstständige Frau dahinter steht, das wollen die Leute vielleicht auch gar nicht sehen. Und ich sah es nicht als meine Aufgabe, die Jeanne d'Arc der verheirateten Frauen zu spielen. Ich war zufrieden mit meinem Leben.
Jörg: Ich war schon immer ein politischer Mensch, aber bis zum 18. Lebensjahr eher neutral. Als ich 20 war, hat mich dann meine Mama bei der CSU angemeldet.
Jörg: Sie war selbst Mitglied und meinte, dass es jetzt mal Zeit wird, dass ich mich politisch festlege.
Jörg: Ja, denn es entsprach da bereits auch meiner politischen Richtung. Ich habe mich damals schon sehr für Bildungspolitik interessiert und viel Deckungsgleichheit mit der CSU gesehen. Auch das breite Spektrum, das die CSU bietet, finde ich heute immer noch sehr spannend. Dass man versucht, die verschiedenen Interessen zusammen zu bringen und nicht nur zu denken.
Jörg: Als Junge Union haben wir schon immer mal wieder von unten gepiekst und waren auch hier und da auf Krawall gebürstet. Wir haben sogar einmal überlegt, ob wir eine eigene Stadtratsliste aufstellen, weil wir uns in der damaligen Fraktion nicht widergespiegelt sahen. Das kann man mit der heutigen Situation nicht mehr vergleichen, wo mit Rena Schimmer eine 22-Jährige auf Platz fünf der Liste in den Stadtrat eingezogen ist. Außerdem sind wir heute ganz ohne Quote die weiblichste Fraktion, und die Bürgerinnen und Bürger wählen uns. Auf unsere drei neu besetzten Mandate wurden ausschließlich Frauen gewählt.
Jörg: Das spielt keine Rolle mehr. Es hängt davon ab, was man tut. Wenn eine Frau zum Beispiel in den Kreisvorstand gewählt wird, hat sie dort ihre Chance. Wenn sie in zwei Jahren der Wahlperiode kein Engagement zeigt, kann es passieren, dass sie kein zweites Mal gewählt wird. Für Männer gilt im Übrigen dasselbe.
Jörg: Sowohl als auch. In Sachen Kirche oder wie jemand sein Leben lebt, habe ich eine ziemlich freiheitliche Einstellung. Das gilt auch für wirtschaftliche Fragen. Bei der Mobilität stehe ich auf der konservativen Seite. Man muss selbst entscheiden können, ob man mit dem Auto, Fahrrad oder ÖPNV fährt. Ich will niemanden umerziehen, da bin ich raus.

Jörg: Bisher habe ich das ganz gut im Einklang gehabt, aber mit der Hauptamtlichkeit ist das jetzt natürlich ein Thema geworden. Der Vorteil ist, dass meine Kinder mit 20, 16 und zwölf Jahren keine 24-Stunden-Betreuung brauchen. Natürlich spielt die Politik auch stark ins private Leben rein. Ich habe mich immer politisch engagiert, weil mich die Themen umgetrieben haben. Und dann diskutiert man eben zu Hause. Auch die Kinder haben schon ihren politischen Standpunkt. Die Politik reicht wirklich weit in die Familie hinein.
Jörg: Es ist schon auch belastend, manchmal brutal belastend, besonders im Wahlkampf. Das merken die Kinder auch. Die wissen dann eben, dass der Samstagvormittag schon mal für den Wahlkampfstand verplant ist. Für die Kinder hat das alles letztendlich eher Nachteile. Sie werden oft kritischer beäugt und stehen im Fokus, ohne dass sie mit der politischen Arbeit ihrer Eltern etwas zu tun haben.
Jörg: Den Wahlkampf habe ich aus voller Überzeugung geführt, weil ich der Auffassung war und bin, dass Oliver Jörg das Landtagsmandat gut bis sehr gut ausgeübt hat. Ich habe ihm politisch immer den Rücken gestärkt und würde das auch heute noch tun. Deshalb habe ich Plakate geklebt und mich an den Wahlkampfstand gestellt. Aber klar, das war eine schwierige Zeit. Bei den Wahlkämpfen zuvor war ich ja nicht nur als Ortsvorsitzende hinter ihm gestanden, sondern auch als seine Frau. Das war jetzt natürlich weg.
Jörg: Das war ein Schlag in die Magengrube, da kann man nichts schönreden. Und parallel dazu lief die Trennung von meinem Mann. Das war schon eine Phase, die möchte man kein zweites Mal durchleben.
Jörg: "Euch zeig ich's" war eher meine Einstellung. Ich wollte mich nicht wegducken. An Misserfolgen lässt sich gut ablesen, welcher Typ man ist. Manch einer zieht sich vielleicht zurück und taucht unter. Ich habe mir gesagt: Ganz bestimmt nicht! Ich habe nicht die Beleidigte gespielt, sondern mir neue Aufgabenfelder gesucht und dafür viel Respekt bekommen, gerade auch in meiner Fraktion. Ich denke, diese Haltung hat sich auch jetzt bei der Wahl zur Bürgermeisterin ausgezahlt.

Jörg: Da ging es weniger um die Öffentlichkeit als um unsere Kinder. Wolfgang liebt seine Kinder über alles, so wie ich meine Kinder. Wenn man so einen Schritt geht, dann geht das nur mit den Kindern. Ihnen muss man die Chance geben, sich in die neue Situation einzufinden. Erst als das geklärt war, sind wir in die Öffentlichkeit gegangen.
Jörg: Im Endeffekt ist alles besser, als es vorher war. Ja, das ist ein unglaubliches Glück, schon fast ein Segen. Ich war schon ein paarmal in der Marienkapelle, um mich zu bedanken. Dass sich das so anlässt, hätte ich mir nicht vorstellen können. Die Kombination Bürgermeisterin und Schule/Sport ist für mich das Traum-Amt schlechthin. Und privat läuft es auch wunderbar.
das "Private....privat ist..... und solche Dinge auch bei der csu vorkommen, hätte man das Private auch schon längst öffentlich machen sollen(müssen). Die Beteiligten heissen ja nicht "Hinz und Kunz aus Dingsda. Seit langen war das doch ein nicht ganz öffentliches Thema; wenn man den Menschen in den ST'en "aufs Maul schaute. Wenn man das immer noch tut, hört man ..........."Wunder gibt es immer wieder... alles Paletti ! Ein schönes Paar................ traut sich was.
Dieser Ausspruch zeigt vielleicht die Vorgehensweise von Frau Jörg:
"Erst mal machen und dann sehen wir weiter."
Ich habe Hochachtung vor Judith Jörg! Für die politische Arbeit wünsche ich ihr ein glückliches Händchen und privat von Herzen alles Glück der Welt.
Wer hier so gescheit daher redet soll doch bitte gern selbst für ein öffentliches Amt kandidieren.
Antwort: Na mit dem dicken Gehalt, den sie seither bekommt.
Aber neben Geld sind für die Kindererziehung auch andere Dinge wichtig - z.B. Zeit... und das ist als vielfältig beschäftige alleinerziehende Person schwer genug.
Wer tatsächlich meint, dass Geld die Lösung befand sie nie in dieser Situation...
Zeit mit den eigenen Kindern verbringen ist eines!