Sehr geehrter Herr Kohrmann,
das habe ich in dieser Woche nicht gerne gelesen: Ihr Edeka-Verbund beerdigt bis Jahresende die Kupsch-Filialen. Sie werden sagen: Nein, nein - Kupsch lebt ja mit neuem Namen, dem Edeka-Logo und Edeka-Angebot weiter. Ich sage: Doch, Kupsch stirbt. Schade.
Kupsch heißt bald Edeka: Die angestrebte Umwandlung der Supermärkte mit dem rot-weißen Erkennungszeichen in Supermärkte in Gelb-Blau ist reines Marketing. Dies wird dazu beitragen, dass die Innenstädte im Kupsch-Land - also vor allem in Mainfranken - noch austauschbarer und gesichtsloser werden, als sie es eh schon sind. So oft die gleichen Ableger der üblichen Modekonzerne, so oft die gleichen Bäckereifilialen oder To-Go-Cafés, so oft die gleichen Adressen für Döner und anderes schnelles Essen: Die Landschaft des Einzelhandels ist schon öde genug.
Klar, Kupsch war und ist auch einfach nur ein Supermarkt. Doch wenn er bis Jahresende zugunsten von klassischen Edeka-Märkten von der Bildfläche verschwunden sein wird, dann geht damit ein Stück Regionalität mit einem Schuss Geschichte zugrunde.
Natürlich spült das Nostalgie hoch. Als Kind verbrachte ich die Sommerferien oft bei meinen Großeltern in der mainfränkischen Provinz. Das ist schon Jahrzehnte her. Aber ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mit meiner Oma in ihrer Kleinstadt "zum Kupsch" ging, um Wurst, Limo oder das leckere Sauerteigbrot zu kaufen.
Es ging immer nur "zum Kupsch". Etwas anderes gab es damals nicht, abgesehen vom Metzger oder Bäcker um die Ecke. Beim Kupsch roch es immer gleich, über die Jahre hinweg saß dort immer diese wohlbeleibte, freundliche Frau mit einem rot-weißen Kittel an der Kasse. Kupsch, das war Teil meiner Sommerferien. Wo ich herkam, gab es keinen Kupsch.
Viele Jahre später kehrte ich aus beruflichen Gründen in diese Kleinstadt zurück. Und "der Kupsch" war immer noch da. Ich gebe zu, Herr Kohrmann, dass seinerzeit eine große Portion Heimeligkeit in mir hochkam. Oder nennen Sie es Sympathie für eine regionale Marke.
Da fiel mir zum Beispiel wieder die Limo vom Kupsch ein. Sie schüttete ich an jenen heißen Sommertagen in der kühlen "Speis" meiner Oma regelrecht in mich hinein, als ich stundenlang draußen gespielt und dabei wieder mal vergessen hatte, rechtzeitig etwas zu trinken. Oder dann das frische Brot mit der fränkischen Wurst: ein Traum von einem Abendbrot! Auch ein Teil meiner Kupsch-Erinnerungen.
Schon klar, Herr Kohrmann: Von all dieser Behaglichkeit und dieser Nostalgie kann Ihr Unternehmen nicht leben. Das zählt nichts in Zeiten von Cashflow, Franchise oder Trading-up.
Insofern mögen Sie allein aus Sicht von Betriebswirtschaft und Marketing Nachvollziehbares tun, wenn Sie die 18 Kupsch-Filialen von Mellrichstadt über Würzburg bis Dinkelsbühl in den kommenden Monaten gelb-blau anstreichen lassen. Aber manchmal sind Betriebswirtschaft und Marketing eben nicht alles.
Man muss Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen zugute halten, nach der Übernahme des Ur-Würzburger Unternehmens im Jahre 2000 dem Namen Kupsch bis zuletzt die Treue gehalten zu haben. Damals ging es um 71 Filialen der 1914 gegründeten Supermarktkette. 21 Jahre später ist es ein Bruchteil.
Dennoch verstehe ich nicht, Herr Kohrmann, warum Sie jetzt Kupsch rigoros von der Landkarte streichen. Mal ehrlich: Wird den Edeka-Töchtern Diska sowie Nah & gut bald Ähnliches widerfahren?
Auf den Edeka-Webseiten ist zu lesen, dass es "vom kleinen Nachbarschaftsmarkt bis hin zum Lebensmittel-Riesen" in Ihrem von Rottendorf bei Würzburg aus gesteuerten Verbund von Kaufleuten vielfältige Arten von Lebensmittelmärkten gebe. Da steht auch: "Regionalität liegt uns am Herzen."
Das lese ich gerne, Herr Kohrmann. Sie haben vor wenigen Tagen versprochen, dass "alles besser bleibt" und dass die 18 Kupsch-Filialen nach ihrer Umbenennung weiterhin "verlässliche Partner für die Nahversorgung der Bevölkerung" seien. Gutes Ansinnen.
Sie können aus meiner Sicht gerne so manche Kupsch-Filiale bei Angebot und Anmutung aufmöbeln. Aber lassen Sie den Namen Kupsch und seine Individualität. Da steckt mehr dahinter als unrentable Nostalgie. Das ist Regionalität. Und wie wichtig das geworden ist, muss ich Ihnen als Kaufmann mit Sicherheit nicht erklären.
"Warum sollte sich bei einer Umbenennung auf einmal die Wurst-Qualität ändern?", schrieb ein Kommentator auf mainpost.de zum Aus des Namens Kupsch. Nun gut, wenn die Wurst wie damals bei meiner Oma schmeckt, könnte mich das ein bisschen trösten.
In diesem Sinne nachdenkliche Grüße,
Jürgen Haug-Peichl, Redakteur
Diesen wurde v. a der Kupsch in der Eichendorffstraße zum Verhängnis.
So ist das Leben....
Das Motto: "Frische", das Kupsch immer wichtig war, will sich Edeka nicht leisten. Das macht einfach zu wenig Gewinn...
EDEKA ist von seine Ambitionen sicherlich nicht mit Kupsch vergleichbar...
Dieser Konzern muss sich vor Schlecker und Konsorten sicherlich nicht verstecken...
Es sind eben schon heute keine Kupsch-Märkte mehr, sondern Edeka-Märkte mit Kupsch-Logo.
Die Zeit, der Herr Haug-Peichl hier nachtrauert und deren Symbole er aufrechterhalten will, ist bereits Geschichte.
Mit dem Verschwinden der Symbole unserer Kindheit werden wir – manchmal schmerzhaft – auch an unsere eigene Vergänglichkeit erinnert. Was in diesem Fall wohl das größte Problem des Verfassers zu sein scheint …
Meine Oma ist in den 60iger Jahren noch zu Ruschkewitz statt zum Kaufhof - und Spülmittel hieß bei ihr zeitlebens "Spüli" obwohl es das schon lange nicht mehr gab...
Offensichtlich wurden beim Verkauf keine Vereinbarungen darüber getroffen, dass die verkauften Geschäfte weiterhin unter dem Namen Kupsch existieren müssen.
Es ist somit dem neuen Besiter Edeka überlassen welche der alten Kupsch-Geschäfte dieser in Edeka umbenennt und welche er unter dem alten Namen weiterführt.
In Deutschland, in Unterfranken und in Würzburg gäbe es sicherlich wichtigere Probleme denen die Main-Post einen Samstagsbrief widmen könnte und sollte.
Das ist mir zu wenig. Machen Sie gerne Vorschläge. Seien Sie konstruktiv.
Jürgen Haug-Peichl
Regionalredaktion
97084 Würzburg
So wie Raider irgendwann mal Twix hieß...
Kuscheln ist so unglaublich teuer.
Es wäre wirklich schaden den traditionsreichen Namen Kupsch aus dem fränkischen Lebensmitteleinzelhandel verschwinden zu lassen.
Alte Markennamen erfahren derzeit aufgrund ihres "guten Namens" eine Renaissance. Leider sind DUAL, Blaupunkt und Scheppach, um nur einige zu nennen nicht mehr das was sie mal waren.
Edeka wird sich die Marke Kupsch in einiger Zeit zurückwünschen.
Nix gegen Edeka an sich, aber der Kupsch sollte bleiben. Edeka könnte "den Kupsch" ja als stolze Traditionsmarke von Edeka ausbauen.
Den einzigartigen fränkisch rot-weißen Kupschschriftzug in der Domstraße darf man eigentlich nicht durch durch das ikeaschwedische Blau-Gelb von Edeka ersetzen.