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Rottendorf
Beispiel Edeka: Wie Corona Preise und Einkauf verändert
Die Edeka-Gruppe in Mainfranken hat zuletzt beim Umsatz zugelegt. Das Beispiel zeigt, wie die Corona-Pandemie das Einkaufsverhalten bei Lebensmitteln beeinflusst hat.
Die Edeka-Gruppe machte in den vergangenen Monaten gute Geschäfte mit Lebensmitteln. Die Corona-Pandemie hatte eine unterschiedliche Wirkung auf Preise und Einkaufsverhalten. Unser Bild zeigt eine Szene in einem Edeka-Markt in Kürnach bei Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Die Edeka-Gruppe machte in den vergangenen Monaten gute Geschäfte mit Lebensmitteln. Die Corona-Pandemie hatte eine unterschiedliche Wirkung auf Preise und Einkaufsverhalten.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Alles wird wegen Corona teurer: Diesen Satz hört man zurzeit oft. Was Lebensmittel angeht, stimmt er offenbar nur eingeschränkt: Die Preise stiegen bundesweit im Februar, März und April gegenüber dem jeweiligen Vorjahrsmonat um 1,5 bis 1,9 Prozent. Ein Jahr zuvor lag diese Steigerung noch bei 4,1 bis 4,6 Prozent, so das Statistikportal Statista.

Wenngleich Obst, Gemüse, Fleisch und Co. also wohl doch nicht so kostspielig geworden sind, wie es zumindest der Volksmund behauptet, hat der Branchenprimus Edeka in den vergangenen Monaten in der Region außerordentlich gute Geschäfte gemacht. Der Umsatz ist gestiegen, obwohl die Zahl der Kunden pandemiebedingt gesunken ist.

Doch diese Kunden kaufen mehr ein und lassen damit mehr Geld in den Edeka-Filialen liegen. So jedenfalls können aktuelle Zahlen des Unternehmens für die Region interpretiert werden, die damit auch ein Synonym für das Einkaufsverhalten der Bevölkerung sind. Weitere Erkenntnis: Wegen Corona bummeln die Kunden weniger, sie kaufen wohl aus Hygienegründen lieber alles in einem einzigen Laden kaufen.

Wie die Regionalgesellschaft Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen (NST) mit Sitz in Rottendorf mitteilte, stieg der Umsatz in den angeschlossenen Märkten 2020 auf 4,6 Milliarden Euro - ein Plus von 14 Prozent. Gleichzeitig sei die Zahl der Kunden pandemiebedingt um 6,6 Prozent kleiner geworden.

Aldi, Lidl, Rewe und Edeka: Was sie zu den Lebensmittelpreisen sagen

Das zeige eindeutig, dass das Konzept "One-stop-shopping" - also den Einkauf aller möglichen Waren in nur einem Geschäft erledigen - neuerdings eine entscheidende Rolle spiele, so eine Edeka-Sprecherin in Rottendorf. Das Unternehmen habe sich als Vollsortimenter entsprechend aufgestellt, was den aktuellen Geschäftserfolg unterstreiche.

Wie sich die Preise für Lebensmittel in den vergangenen Monaten in Mainfranken entwickelt haben, dazu machte Edeka keine detaillierten Angaben. Es gebe ein ständiges Auf und Ab, so die Sprecherin. Eine allgemeingültige Aussage sei deshalb nicht möglich. Wenn Lebensmittel teurer werden, dann hänge das in der Regel an gestiegenen Kosten für Rohstoffe oder Produktion.

Ähnlich zurückhaltend gaben sich auf Anfrage auch andere Lebensmittelhändler. Über Preise und deren Entwicklung gebe es grundsätzlich keine Auskunft, lautete die einhellige Antwort von Aldi Süd, Lidl und Rewe. Edeka in Rottendorf wies lediglich darauf hin, zuletzt die Preise für 1000 Markenartikel dauerhaft gesenkt zu haben.

Kein Anbieter könne es sich leisten, seine Waren leichtfertig zu verteuern, betont Vorstandssprecher Sebastian Kohrmann in der Mitteilung von Edeka NST. "Der Wettbewerb im deutschen Lebensmittelhandel ist so hart wie in fast keinem anderen Land."

Was wirklich teurer geworden ist

So bleibt unterm Strich eine nur gefühlte Verteuerung des Einkaufs. Immerhin ging die Inflationsrate im Juni in Deutschland auf 2,3 Prozent hoch. Angetrieben wurde dieser Anstieg freilich vor allem von den gestiegenen Preisen für Energie. Auch für Kleidung, Übernachtungen und Restaurantbesuche musste man zuletzt deutlich mehr hinblättern als im Vorjahr. Nahrungsmittel hingegen verteuerten sich laut Statistischem Bundesamt nur um 1,2 Prozent.

Weil die Geschäfte so gut laufen und "als Folge kontinuierlichen Wachstums" will Edeka NST am 30. Juli in Gochsheim (Lkr. Schweinfurt) ein neues Logistikzentrum offiziell in Betrieb nehmen. Kosten der Halle mit einer Lagerfläche von gut zwei Fußballfeldern: 25 Millionen Euro.

Millionen: Wo Edeka in Nordbayern investiert

Unter anderem in Hirschaid bei Bamberg und im oberfränkischen Marktredwitz baut Edeka in ähnlicher Weise Standorte aus. Das auf vier Jahre angelegte Investitionspaket für Nordbayern, Sachsen und Thüringen beziffere sich auf eine halbe Milliarde Euro und sei eine Antwort auf "die steigende Absatzmenge und die stetig zunehmende Artikelzahl", heißt es in dem am Mittwoch vorgelegten Geschäftsbericht für 2020.

Dort gibt Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Legat die Richtung für die nahe Zukunft für Edeka NST vor: "Vor allem in den Metropolregionen und Großstädten sehe ich noch Chancen."

Beispiel Edeka: Wie Corona Preise und Einkauf verändert

Edeka in der Region

Nordbayern-Sachsen-Thüringen: Dieses Gebiet plus Teile von Baden-Württemberg betreut der Hamburger Edeka-Genossenschaftskonzern von Rottendorf (Lkr. Würzburg) aus. Diese Regionalzentrale ist eine von sieben in Deutschland und hat inklusive einiger Nebenstellen im Raum Würzburg rund 1100 Beschäftigte. An ihr hängen Namen wie E-Center, Edeka, Kupsch, Nah & Gut, Marktkauf und Diska.
Edeka gilt in Deutschland als größter Lebensmittel-Händler. So hat allein das angegliederte Fleischwerk Franken-Gut in Nordbayern, Sachsen und Thüringen 2020 nach Edeka-Angaben Waren mit einem Gesamtgewicht von 49 Millionen Kilogramm ausgeliefert.
In Mainfranken gibt es 148 der Edeka-Gruppe angeschlossene Läden mit insgesamt rund 6300 Mitarbeitern. Das von Rottendorf aus verwaltete Gebiet hat 865 Geschäfte mit zusammen 45 000 Beschäftigten, darunter 1300 Auszubildende. Der Marktanteil liegt nach Unternehmensangaben bei 19 Prozent. Die Läden werden zum Großteil von selbstständigen Kaufleuten geführt, die weitgehend autonom handeln.
aug
 
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