Sind ausländische Saisonarbeiter in Unterfranken durch Corona stärker gefährdet als andere Arbeitnehmer? Sind sie möglicherweise nicht nur gefährdet, sondern auch Gefährder? Infektionstreiber also? Diese Fragen drängen sich auf, wenn man Mitteilungen der Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt sowie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) aus diesem Frühjahr anschaut. "Mehr Kontrollen" und eine "bessere Einhaltung der Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen" fordern beide Organisationen mit Blick auf die ausländischen Arbeiter.
Die Frage, wie es um die Sicherheit der Hilfskräfte bestellt ist, ist für Unterfranken durchaus relevant: Schließlich arbeiten hier pro Jahr laut Bauernverband rund 8000 Kräfte aus Polen, Rumänien und Bulgarien auf den Feldern und laut Weinbauverband rund 2000 bis 3000 weitere Saisonarbeiter in den Weinbergen.
IG Bauen-Agrar-Umwelt: Unterkünfte nicht für Pandemie-Bedingungen ausgelegt
Hans Beer, Regionalleiter Franken der IG Bauen-Agrar-Umwelt, vermittelt im Gespräch ein düsteres Bild vom Leben der Saisonarbeiter in Unterfranken in Zeiten der Pandemie. Bei der Arbeit würden Mindestabstände nicht eingehalten, Masken würden nicht aufgesetzt, Unterkünfte seien für Pandemie-Bedingungen nicht ausgelegt und müssten "entzerrt werden".
Michael Langer, Bezirkssekretär Mainfranken der IG Bauen-Agrar-Umwelt, hat sogar den Eindruck, dass gerade größere Saisonbetriebe in Unterfranken "was zu verbergen haben". Beim Versuch, mit ausländischen Kräften über ihre Arbeitsbedingungen zu sprechen, sei er "auch mal bestimmend vom Hof verwiesen worden", sagt Langer: "Festzuhalten bleibt, je größer ein Betrieb, je mehr Saisonarbeitskräfte, desto größer der Missbrauch von gesetzlichen Vorschriften."
Arbeitgeber weisen "dreiste Pauschalvorwürfe" zurück
Aber stimmen die Vorwürfe? Was sagen Arbeitgeber dazu? "Ich finde Pauschalvorwürfe dreist", antwortet Peter Rudloff, Weinbergsmeister beim Weingut Juliusspital. Das Würzburger Gut kann durchaus als "größerer Saisonbetrieb" gelten; rund 40 bis 50 Saisonarbeitskräfte beschäftigt das Juliusspital heuer "vom Rebschnitt bis zur Ernte".
Mit Nachdruck verweist Rudloff auf die umfangreichen Vorgaben aus dem Bayerischen Landwirtschaftsministerium, durch die ausländische Saisonarbeiter während der Pandemie geschützt werden sollen. "Wir holen unsere Leute aus Rumänien. Die brauchen 48 Stunden vor Abreise einen negativen Test, was gar nicht so einfach ist, weil Testbereiche dort überfüllt sind", sagt Rudloff. "Bei uns angekommen, müssen die Arbeiter sofort wieder einen Corona-Test machen und haben dann die Pflicht, zehn Tage in Quarantäne zu bleiben."
Weitere Vorgaben des Landwirtschaftsministeriums betreffen die Notwendigkeit, kleine Arbeitstrupps aus vier Personen zu bilden, deren Mitglieder unter sich bleiben müssen - auch etwa beim Transport zur Arbeit oder beim Essen. "Wir hier im Juliusspital haben unsere Unterkünfte nur zur Hälfte belegt, besetzen unsere Fahrzeuge mit weniger Leuten und organisieren mit hohem Aufwand die Arbeitsteilung so, dass die Arbeitstrupps unter sich bleiben", sagt Rudloff.
Für ihn als Organisator sei die Umsetzung der Vorgaben "aufwendig und kostenintensiv". "Aber wir sind bedacht darauf, das umzusetzen. Was bringt uns das denn, wenn wir den Schutz unterlassen? Es ist ja nicht nur so, dass der Wille zum Schutz nur vom Ministerium käme. Es gibt ja auch in jeder Arbeitstruppe vorsichtige Leute, die sehr wohl optimal geschützt werden wollen."
Weinbaupräsident Steinmann: "Riesenangst vor Ausfällen"
Ähnlich äußert sich auch Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands. "Wir tun alles dafür, dass Regeln eingehalten werden. Da ist ja nicht nur die Sorge um die Mitarbeiter, sondern auch eine Riesenangst vor Ausfällen." Soweit Steinmann das überblicken kann, haben die Bemühungen etwa der unterfränkischen Winzer um einen sicheren Corona-Schutz bisher gefruchtet. Bekannt sei ihm nur ein Corona-Ausbruch in Iphofen mit mehreren Positiv-Fällen Ende Januar; weitere größere Ausbruchsgeschehen seien ihm nicht bekannt. "Die Infektionsgefahr in Unternehmen ist größer", sagt Steinmann. Der Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands, Stefan Köhler, sieht das für landwirtschaftliche Betriebe genauso.
Doch die Vorwürfe der IG Bauen-Agrar-Umwelt gegenüber der Agrarbranche beinhalten auch den Vorwurf mangelnder Kontrollen. Das Gewerbeaufsichtsamt gehe in Pandemie-Zeiten "kaum noch raus", sagt etwa Bezirksgewerkschaftssekretär Michael Langer. Dies bestätigt der Sprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke. "Ja, in der Pandemie besucht die Gewerbeaufsicht nur anlassbezogen unterfränkische Höfe", sagt er. Die Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht würden weniger kontrollieren. Hardenacke verweist allerdings auf intensive Kontrollen der Arbeitsbedingungen auf den Höfen durch den agrarsozialen Versicherungsträger für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG).
Agrarsozialer Versicherungsträger: 10 bis 20 Kontrollen pro Monat im Landkreis Würzburg
Christoph Steinberger, für den Landkreis Würzburg zuständiger Teamleiter dieser Berufsgenossenschaft, sagt dazu: "Wir machen in Dreier-Teams rund zehn bis 20 Kontrollen pro Monat." Dabei kontrolliere das Dreier-Prüfteam die Einhaltung der Corona-Bestimmungen und gleichzeitig auch die relativ neue Arbeitsstättenrichtlinie A4.4, die etwa vorsieht, dass jedem Bewohner eine Wohnfläche von sechs bis acht Quadratmetern zusteht – was einer Corona-gemäßen Unterbringung entspricht.
Steinbergers Fazit: "Das Gros der Arbeitgeber hält sich an die Bestimmungen, die viel komplexer sind, als manche glauben". Kleine Betriebe allerdings täten sich leichter, die Vorgaben zu erfüllen, als Arbeitgeber, auf deren Hof etwa 120 Helfer wohnen.
Wenn sie es denn überhaupt täten. Dann müsste in der main Post nicht täglich zu lesen sein was nicht funktioniert.
Wir kommen noch so weit, dass jedem Bundesbürger sein persönlicher Wachmann zur Seite gestellt wird, wenn man die Forderungen mancher Mitforisten hier so liest!
Auch die Main-Post tut sich immer mehr als Schnüffel- und Kontrollorgan hervor, die sich als Hilfssheriff aufspielt und meint Polizei und Ordnungsämtern auf die Sprünge helfen zu müssen!
Ich bin mir sicher dass das Arbeitsamt beim Einstellen von Feldarbeitern vermitteln kann, die jeden Tag nach der Arbeit in ihr privates Zuhause zurück gehen und damit die AHA einhalten.
Ist es zwingend notwendig gerade in dieser Zeit Arbeiter in "Massen"Unterkünfte unterzubringen?
Letzenendes hat der Verbraucher das alles in der Hand.
Der will billige Ware, also muss der Arbeiter billig sein....