Seit April laufen in Bayern Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Handel. Die Gewerkschaft Verdi fordert für den Einzel- und Versandhandel unter anderem eine Lohnerhöhung um 2,50 Euro in der Stunde. Für die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel eine Erhöhung der Gehälter um 13 Prozent. Die Angebote der Arbeitgeberverbände bewegen sich jedoch zwischen 4,5 und 5,3 Prozent für das laufende Jahr.
Seit Monaten ist keine Einigung in Sicht, sodass es immer wieder zu Streiks kommt. Unter dem Motto "Streiks gegen das Grauen vor Altersarmut im Handel" rief Verdi für den 31. Oktober erneut Beschäftigte in rund 80 Betrieben in Bayern dazu auf, ihre Arbeit niederzulegen.
In Unterfranken galt der Aufruf dem Edeka Zentrallager in Gochsheim, dem Zentrallager von Kaufland in Donnersdorf sowie den Kaufland Filialen in Bad Kissingen und Schweinfurt, der Würzburger und Schweinfurter H&M Filiale und den Würzburger Filialen von Douglas, Ikea und Hugendubel.
Der Geschäftsführer des Handelsverbands Unterfranken sprach vor den Streikenden
Rund 70 Beschäftigte waren diesem Aufruf gefolgt und versammelten sich, teilweise kostümiert, am Dienstagvormittag am Dominikanerplatz in Würzburg. Nach einem lautstarken Demonstrationszug mit Trillerpfeifen, Musik und Trommeln durch die Kaiserstraße versammelten sie sich vor dem Büro des Handelsverbands Bayern e.V. Bezirk Unterfranken in der Bahnhofstraße.
Symbolisch hielten sie, wie beim Fußball, eine Rote Karte in die Luft. "Für euch gibt's die Rote Karte, denn die fünf Prozent sind ein Witz. Die könnt ihr euch sonst wohin stecken", rief Peter König, ein Gewerkschaftssekretär von Verdi, in ein Mikrofon und erhielt lautstarken Zuspruch der Streikenden.
Daraufhin trat Volker Wedde, Geschäftsführer des Handelsverbands Bezirk Unterfranken, ans Mikrofon und erklärte, dass die Situation nicht so einfach sei, wie es sich die Beschäftigten vorstellten. Daraufhin ging ein verärgertes Murren durch die Menge der Demonstrierenden.
Zu einem längeren Austausch zwischen Wedde und den Streikenden kam es jedoch nicht. Aufgrund des Zeitdrucks, die Bahnhofstraße wieder für den Verkehr freigeben zu müssen, setzte der Demonstrationszug seinen Weg in Richtung Eichhornstraße fort.
Streiks während des Weihnachtsgeschäfts sind nicht ausgeschlossen
Dort ergriff auch ein Angestellter von Ikea das Wort: "Fünf Prozent sind viel zu wenig. Wir reißen uns den A... auf, dass die dort oben ihre Kohle bekommen und wir kriegen nichts."
Sollte es bei den Tarifverhandlungen Ende November wieder zu keiner Einigung kommen, stellte König in Aussicht, das Weihnachtsgeschäft zu bestreiken: "Ich verspreche euch, das werden dann die entspanntesten Weihnachtsfeiertage, die ihr je hattet."
Streikrecht gilt für alle, aber nicht so lange, wie es jetzt schon bei uns der Fall ist.