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LKR Bad Kissingen
Gewerkschaftssekretär König über die Auseinandersetzung mit Edeka
Derzeit laufen Tarifverhandlungen im Handel, Beschäftigte legten ihre Arbeit nieder. Ist das heutzutage schwieriger zu organisieren, gibt es Probleme auf der Arbeit? Ein Gewerkschafter ordnet ein.
Für bessere Arbeitsbedingungen gingen Beschäftigte im Handel auf die Straße und legten zum Teil ihre Arbeit nieder.       -  Für bessere Arbeitsbedingungen gingen Beschäftigte im Handel auf die Straße und legten zum Teil ihre Arbeit nieder.
Foto: Hannes P. Albert/dpa | Für bessere Arbeitsbedingungen gingen Beschäftigte im Handel auf die Straße und legten zum Teil ihre Arbeit nieder.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 22.08.2024 16:50 Uhr

In den vergangenen Wochen erinnerte der Einkauf in manchen Läden in der Region an Corona: Leere Regale zierten die Gänge. Diesmal waren keine Hamsterkäufe die Ursache, sondern Streik.

Peter König, Gewerkschaftssekretär in Schweinfurt und zuständig für den Bereich Handel ordnet ein: „Es gibt verschiedene Tarifrunden . Zum einen im Großaußenhandel in Bayern, darunter fällt der Streik im Edeka-Lager in Gochsheim. Zum anderen im Einzelhandel , darunter fällt etwa der Streik im Kaufland in Bad Kissingen.“

Veränderte Organisationslandschaft in Gewerkschaften

Dabei kann er auf die Beschäftigten in den genannten Betrieben setzen. Aber er betont, dass sich die Organisationslandschaft in Gewerkschaften verändert hat. „Es wurde punktueller. Wir sind da stark, wo es starke Betriebsräte gibt. Wie will man denn ohne diese viel über Tarifverträge und die eigenen Rechte zu wissen?“

Früher seien mehr Menschen in der Gewerkschaft gewesen, es selbstverständlicher gewesen. „Aber“, betont König, „Wo wir streiken, läuft es. In diesen Unternehmen haben wir eine gute Organisationsquote.“ Damit meint er etwa 60 bis 70 Prozent Organisationskraft.

Streikende wichtig für Tarifverträge

„Eine Streikquote von 100 Prozent haben wir nie.“ Aber die Angestellten eint eines, so König: „Wenn es mehr Geld gibt, nehmen sie das alle gerne.“

Er weiß um die, wie er es nennt, „Ausreden“ der Nichtorganisierten: etwa dass der Beitritt zu teuer ist oder die Angestellten nicht allzu lange in dem Beruf arbeiten wollen. Aber ohne Mitstreikende sei es schwierig, einen Tarifvertrag auszuverhandeln.

„Liebesentzug“ auf der Arbeit

Doch weiß König auch, dass die Streikenden es auf der Arbeit manchmal schwerer haben, etwa im Außenhandel: „Die sanfte Version ist Liebesentzug. Konkret werden beispielsweise beliebte, einfache Touren an Lieblinge verteilt. Unter denen sind die Organisierten nicht.“

Aber sie ließen sich davon nicht beirren: Vor den Tarifverhandlungen im Groß- und Außenhandel am 18. Juli seien die Beschäftigten motiviert gewesen, direkt wieder in den Streik gehen. Und es wurden mehr: Angefangen mit rund 60 Personen, waren es am Ende 160 bis 180 Streikende .

Gewerkschaftssekretär: Probleme mit Edeka

Bei den Verhandlungen im Außenhandel habe es unter vielen Arbeitgebern, vor allem mit Edeka „einen riesen Ärger“ gegeben. Der Konzern klagte sogar vergangene Woche gegen den Streik. „Wir finden es übel, dass der Arbeitgeber sich nicht an den Verhandlungstisch setzt, sondern versucht, einen Streik juristisch totzumachen.“

Stefanie Schmitt, Sprecherin von Edeka Region Nordbayern-Sachsen-Thüringen, sagt dazu, Edeka wolle Verdi weder das Recht auf Warnstreiks absprechen, noch diese behindern. Jedoch seien diese mit 150 Streiktagen über vier Wochen in vier Logistikzentren „nach unserer Auffassung unverhältnismäßig und rechtswidrig“.

Lieber Geld in bessere Löhne stecken

Der bislang ermittelte Schaden liege im Millionenbereich. Das habe in Gochsheim zu viel Ärger geführt: „Die Angestellten sagen, anstatt noch mehr Geld in den Sand zu setzen und es jetzt noch für teure Anwälten auszugeben, hätte Edeka es in bessere Löhne stecken können“, so König.

Forderungen: 13 Prozent mehr

Verdi forderte unter anderem 13 Prozent mehr Lohn – „Bei 2500 Euro Bruttoverdienst im Handel ist das nicht nur wegen der Inflation wichtig, sondern auch, um der Altersarmut vorzubeugen“, sagt König. Darauf gingen die Arbeitgeber bisher nicht ein.

Edeka betont, den Beschäftigten einen monatlichen Inflationsausgleich von 200 Euro zu zahlen. „Wir können daher das aggressive Vorgehen von Verdi gegen unsere Unternehmensgruppe nur schwer nachvollziehen und derzeit nur an die beiden Tarifparteien appellieren, einen konstruktiven Weg zu gehen.“

Mittlerweile haben alle Beschäftigten in den Lagern wieder ihre Arbeit aufgenommen. Jedoch habe Verdi bereits erneut zum Streik aufgerufen.

 

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  • Hiltrud Erhard
    Liebe Frau Mützel,
    Würden Sie bitte diesen Beitrag ergänzen, in der selben Ausführlichkeit, um die Einschätzung und Meinung von Edeka oder anderer Arbeitgeber.
    Es ist zu lesen, dass es zusammenfassend, der Gewerkschaft und Herrn König nicht um die Betriebe geht, nicht um Arbeitsbedingungen, die offensichtlich hervorragend sind, nicht un die Sicherheit der Arbeitsplätze, sondern nur ums Geld!
    Der Beitrag schockiert!
    Es gibt für diesen Schaden oder wiederholter Ankündigung keinerlei Sympathien mehr! Außer den Armen Mitarbeitern, die geködert sind!
    Und wer ist der Leidtragende? Wir Kunden! Aber das ist Herrn König egal!
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  • Jens Lattke
    Das stimmt nicht! Ich habe keine Sympathie mehr für EDEKA. Ein ekelhafter Abzockerladen, dem der Gewinn weit über dem Wohlergehen der eigenen Mitarbeiter oder dem Interesse der Kunden steht!

    Das Unternehmen machte in den vergangenen Jahren in schöner Regelmäßigkeit Schlagzeilen weil es bei Kosten- und Preisanpassungen keinen Millimeter nachgibt. Angeblich im Interesse des Kunden. Dabei kann dieser ganz gut selbst entscheiden ob er für ein bestimmtes Ketchup oder eine Limo mehr bezahlen möchte oder nicht. Diese Entdcheidung nimmt ihm EDEKA aber ab und beschneidet ein ehemals beeindruckendes Sortiment und ersetzt es durch Kopien von Eigenmarken. (Mal mehr, meist weniger gut gelungen.). Nun macht man das gleiche mit dem eigenen Personal. Und auch hier wird wieder denunziert und ist angeblich die Gegenpartei schuld. Das ist kompletter Blödsinn und EDEKA täte besser daran, sich zu überlegen ob man langfristig mit dieser Strategie gut fährt. Ich meine nein, denn der USP war das Sortiment
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