Für die Befürworter einer Rimparer Ortsumfahrung bedeutete die jüngste Sitzung des Kreistagsausschusses für Bauen, Verkehr und Infrastruktur einen weiteren Etappensieg. Für deren Westabschnitt in Richtung Güntersleben läuft das Planfeststellungsverfahren derzeit bei der Regierung von Unterfranken bereits im zweiten Anlauf.
Für die Südspange Richtung Estenfeld soll das Verfahren demnächst in Gang gesetzt werden. Die endgültige Entscheidung trifft der Kreistag. Wenn der dem Ausschussvotum folgt, könnte mit dem Bau im günstigsten Fall in zwei bis drei Jahren begonnen werden. Die Gesamtkosten werden inzwischen auf rund 33 Millionen Euro geschätzt.
10 000 Fahrzeuge fahren täglich durch den Ort
Mitten in Rimpar treffen die Staatssstraße 2294 zwischen Würzburg und Arnstein, die Kreisstraße WÜ3 nach Günterleben und der Autobahnzubringer WÜ8 nach Estenfeld aufeinander. 10 000 Fahrzeuge, die täglich den Marktplatz queren, darunter ein erheblicher Anteil Lkw-Verkehr, machen eine städtebauliche Entwicklung des Ortszentrums nahezu unmöglich. Seit Jahrzehnten steht deshalb die Forderung nach einer Ortsumfahrung im Raum. Mehrere Anläufe scheiterten, bis vor fünf Jahren das Würzburger Ingenieurbüro Georg Maier mit einer Planung beauftragt wurde, die nun Gestalt annehmen soll.
Das Projekt steht unter besonderen Vorzeichen: Weil es um die Verlegung zweier Kreisstraßen geht, muss der Landkreis als Bauherr auftreten, will sich aber nach einer Entscheidung des Kreistags nur mit bis zu drei Millionen Euro an den Kosten beteiligen. Den Löwenanteil zahlt der Markt Rimpar, weil die Gemeinde den größten Nutzen aus der Umgehung zieht.
Weil dieser Eigenanteil Rimpar unter normalen Förderbedingungen an den Rand des Ruins bringen würde, war es in Verhandlungen mit dem Freistaat gelungen, den Zuschuss auf 75 Prozent der förderfähigen Kosten anzuheben. Trotzdem wird die Gemeinde, die nicht zu den wohlhabendsten im Landkreis zählt, voraussichtlich einen Eigenanteil von über sieben Millionen Euro aufbringen müssen. Hinzu kommen 5,5 Millionen Euro, die bereits für den erforderlichen Grunderwerb und Planungskosten ausgegeben wurden.
Mit schätzungsweise acht Millionen Euro ist die Westspange der günstigere Bauabschnitt. Die Südspange, die südlich des Ortes von der Staatsstraße in Richtung Osten am Ortsteil Maidbronn vorbeiführen soll, ist mit rund 25 Millionen Euro veranschlagt, so Planer Georg Maier vor den Ausschuss-Mitgliedern.
Preistreiber mit rund 7,5 Millionen Euro ist eine 155 Meter lange Brücke, die auf kurzer Strecke die steile Flanke des Pleichachtals überwinden muss. Um die Steigung im weiteren Verlauf auf sieben Prozent zu begrenzen, ist ein zwölf Meter tiefer Einschnitt ins Gelände erforderlich. 107 000 Kubikmeter Erde müssen dazu nach Maiers Berechnungen abgetragen werden. Außerdem seien umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz nötig, weil die geplante Trasse den Lebensraum seltener Arten wie der Schlingnatter, der Nymphen-Fledermaus und des Feldhamsters durchschneidet.
Unumstritten ist die Umgehungsstraße keineswegs. Bei einem ersten Planfeststellungsverfahren für den Westabschnitt im Jahr 2018 waren insgesamt 130 Einwendungen und Stellungnahmen eingegangen, die die Regierung von Unterfranken als so stichhaltig erachtet hat, dass umfangreiche Planänderungen erforderlich wurden. Gegen die geänderten Entwürfe liegt eine private Einwendung vor, die nun erneut abgewogen werden muss.
Für die Südspange beginnt nach Eröffnung des Verfahrens erneut eine Anhörung, bei der Privatpersonen und öffentliche Stellen ihre Einwände vortragen können. Aber auch im Kreisbauausschuss, der nach der Kommunalwahl erstmals in neuer Besetzung zusammentrat, wollen die Bedenken nicht verstummen. Wie zuvor der ehemalige Grünen-Fraktionssprecher Christoph Trautner, formuliert sie nun vor allem der neue Grünen-Kreisrat Sebastian Hansen.
Hoher Anteil an Quell- und Zielverkehr
Es weist darauf hin, dass nur rund die Hälfte der Verkehrsbelastung in der Rimparer Ortsmitte vom Durchgangsverkehr bestimmt werde. Der Rest sei Quell- und Zielverkehr. Es brauche also andere Lösungen als den Bau einer Umgehungsstraße, meint Hansen, "man kann ein Verkehrsproblem nicht lösen, indem man den Verkehr woanders hin verlagert."
Außerdem befürchtet er, dass der Markt Rimpar seinen Kostenanteil am Ende nicht wird leisten können, und der Landkreis dann tiefer in die Tasche greifen muss. Dazu wies Landrat Thomas Eberth darauf hin, dass die Gemeinde vor allem deshalb finanziell klamm sei, weil sie bereits mehrere Millionen Euro in Vorleistungen für die Umgehungsstraße gesteckt hat. Außerdem liege eine Entzerrung des Verkehrs im Raum Rimpar auch im Interesse des Landkreises.
Kreisrat Burkard Losert, bis Ende April noch Rimparer Bürgermeister, hat keine Bedenken, dass sich seine Gemeinde mit der Umgehungsstraße zu viel vorgenommen hat. Immerhin würden die Zahlungen über eine Bauzeit von drei bis vier Jahren hinweg fällig. "Über mehrere Jahre verteilt, ist das für Rimpar finanzierbar", sagt Losert.