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Rimpar: Nimmt jetzt der Bau der Umgehungsstraße Fahrt auf?
Das Genehmigungsverfahren für die über 30 Millionen Euro teure Ortsumfahrung läuft - doch die Zweifel am Sinn und der Finanzierbarkeit des Projekts verstummen nicht.
Rund 10 000 Fahrzeuge zwängen sich täglich durch die Rimparer Ortsdurchfahrt. Seit Jahrzehnten schon steht deshalb der Bau einer Umgehungsstraße im Raum.
Foto: Thomas Obermeier | Rund 10 000 Fahrzeuge zwängen sich täglich durch die Rimparer Ortsdurchfahrt. Seit Jahrzehnten schon steht deshalb der Bau einer Umgehungsstraße im Raum.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 09.02.2024 15:13 Uhr

Für die Befürworter einer Rimparer Ortsumfahrung bedeutete die jüngste Sitzung des Kreistagsausschusses für Bauen, Verkehr und Infrastruktur einen weiteren Etappensieg. Für deren Westabschnitt in Richtung Güntersleben läuft das Planfeststellungsverfahren derzeit bei der Regierung von Unterfranken bereits im zweiten Anlauf.

Für die Südspange Richtung Estenfeld soll das Verfahren demnächst in Gang gesetzt werden. Die endgültige Entscheidung trifft der Kreistag. Wenn der dem Ausschussvotum folgt, könnte mit dem Bau im günstigsten Fall in zwei bis drei Jahren begonnen werden. Die Gesamtkosten werden inzwischen auf rund 33 Millionen Euro geschätzt. 

10 000 Fahrzeuge fahren täglich durch den Ort

Mitten in Rimpar treffen die Staatssstraße 2294 zwischen Würzburg und Arnstein, die Kreisstraße WÜ3 nach Günterleben und der Autobahnzubringer WÜ8 nach Estenfeld aufeinander. 10 000 Fahrzeuge, die täglich den Marktplatz queren, darunter ein erheblicher Anteil Lkw-Verkehr, machen eine städtebauliche Entwicklung des Ortszentrums nahezu unmöglich. Seit Jahrzehnten steht deshalb die Forderung nach einer Ortsumfahrung im Raum. Mehrere Anläufe scheiterten, bis vor fünf Jahren das Würzburger Ingenieurbüro Georg Maier mit einer Planung beauftragt wurde, die nun Gestalt annehmen soll.

"Man kann ein Verkehrsproblem nicht lösen, indem man den Verkehr woanders hin verlagert."
Sebastian Hansen (Grüne), Kreisrat

Das Projekt steht unter besonderen Vorzeichen: Weil es um die Verlegung zweier Kreisstraßen geht, muss der Landkreis als Bauherr auftreten, will sich aber nach einer Entscheidung des Kreistags nur mit bis zu drei Millionen Euro an den Kosten beteiligen. Den Löwenanteil zahlt der Markt Rimpar, weil die Gemeinde den größten Nutzen aus der Umgehung zieht. 

Weil dieser Eigenanteil Rimpar unter normalen Förderbedingungen an den Rand des Ruins bringen würde, war es in Verhandlungen mit dem Freistaat gelungen, den Zuschuss auf 75 Prozent der förderfähigen Kosten anzuheben. Trotzdem wird die Gemeinde, die nicht zu den wohlhabendsten im Landkreis zählt, voraussichtlich einen Eigenanteil von über sieben Millionen Euro aufbringen müssen. Hinzu kommen 5,5 Millionen Euro, die bereits für den erforderlichen Grunderwerb und Planungskosten ausgegeben wurden.

Rimpar: Nimmt jetzt der Bau der Umgehungsstraße Fahrt auf?

Mit schätzungsweise acht Millionen Euro ist die Westspange der günstigere Bauabschnitt. Die Südspange, die südlich des Ortes von der Staatsstraße in Richtung Osten am Ortsteil Maidbronn vorbeiführen soll, ist mit rund 25 Millionen Euro veranschlagt, so Planer Georg Maier vor den Ausschuss-Mitgliedern.

Preistreiber mit rund 7,5 Millionen Euro ist eine 155 Meter lange Brücke, die auf kurzer Strecke die steile Flanke des Pleichachtals überwinden muss. Um die Steigung im weiteren Verlauf auf sieben Prozent zu begrenzen, ist ein zwölf Meter tiefer Einschnitt ins Gelände erforderlich. 107 000 Kubikmeter Erde müssen dazu nach Maiers Berechnungen abgetragen werden. Außerdem seien umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz nötig, weil die geplante Trasse den Lebensraum seltener Arten wie der Schlingnatter, der Nymphen-Fledermaus und des Feldhamsters durchschneidet.

Unumstritten ist die Umgehungsstraße keineswegs. Bei einem ersten Planfeststellungsverfahren für den Westabschnitt im Jahr 2018 waren insgesamt 130 Einwendungen und Stellungnahmen eingegangen, die die Regierung von Unterfranken als so stichhaltig erachtet hat, dass umfangreiche Planänderungen erforderlich wurden. Gegen die geänderten Entwürfe liegt eine private Einwendung vor, die nun erneut abgewogen werden muss.

"Über mehrere Jahre verteilt, ist das für Rimpar finanzierbar."
Burkard Losert (CSU), Kreisrat und Ex-Bürgermeister

Für die Südspange beginnt nach Eröffnung des Verfahrens erneut eine Anhörung, bei der Privatpersonen und öffentliche Stellen ihre Einwände vortragen können. Aber auch im Kreisbauausschuss, der nach der Kommunalwahl erstmals in neuer Besetzung zusammentrat, wollen die Bedenken nicht verstummen. Wie zuvor der ehemalige Grünen-Fraktionssprecher Christoph Trautner, formuliert sie nun vor allem der neue Grünen-Kreisrat Sebastian Hansen.

Hoher Anteil an Quell- und Zielverkehr

Es weist darauf hin, dass nur rund die Hälfte der Verkehrsbelastung in der Rimparer Ortsmitte vom Durchgangsverkehr bestimmt werde. Der Rest sei Quell- und Zielverkehr. Es brauche also andere Lösungen als den Bau einer Umgehungsstraße, meint Hansen, "man kann ein Verkehrsproblem nicht lösen, indem man den Verkehr woanders hin verlagert."

Außerdem befürchtet er, dass der Markt Rimpar seinen Kostenanteil am Ende nicht wird leisten können, und der Landkreis dann tiefer in die Tasche greifen muss. Dazu wies Landrat Thomas Eberth darauf hin, dass die Gemeinde vor allem deshalb finanziell klamm sei, weil sie bereits mehrere Millionen Euro in Vorleistungen für die Umgehungsstraße gesteckt hat. Außerdem liege eine Entzerrung des Verkehrs im Raum Rimpar auch im Interesse des Landkreises.

Kreisrat Burkard Losert, bis Ende April noch Rimparer Bürgermeister, hat keine Bedenken, dass sich seine Gemeinde mit der Umgehungsstraße zu viel vorgenommen hat. Immerhin würden die Zahlungen über eine Bauzeit von drei bis vier Jahren hinweg fällig. "Über mehrere Jahre verteilt, ist das für Rimpar finanzierbar", sagt Losert.

Planfeststellungverfahren

Ein Planfeststellungsverfahren kommt für bestimmte Bauvorhaben zur Anwendung, die einer besonders umfangreichen Genehmigung bedürfen und im öffentlichen Interesse sind oder besondere regionale Auswirkungen haben. Straßenrechtliche Planfeststellungsverfahren werden von der Bezirksregierung durchgeführt.
Im Verlauf des Verfahrens kommt es zu einer öffentlichen Auslegung der Planunterlagen und einer Anhörung, bei der neben Fachbehörden und anderen öffentlichen Stellen auch Verbände und Privatpersonen Einwendungen gegen das Vorhaben vorbringen können. Nach Ende des Verfahrens ergeht der Planfeststellungsbeschluss, der einer umfassenden Baugenehmigung entspricht.
Im Gegensatz zu einer normalen Baugenehmigung soll eine Planfeststellung bei größtmöglicher öffentlicher Transparenz alle relevanten Aspekte in einem Verfahren konzentrieren und abwägen. Dennoch besteht die Möglichkeit, gegen einen Planfeststellungsbeschluss Klage zu erheben.
Quelle: meg/Regierung von Unterfranken
 
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Kommentare
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  • robertkremling@web.de
    Rimpar gewinnt mit der Umgehungsstraße enorm. So bieten sich neue Gewerbe-, Misch- und Wohngebiete an, die später diese Millionen wieder in die Gemeindekasse spülen.
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  • juergenmagic@t-online.de
    Die Verantwortlichen haben es hier nicht leicht. Während Rimpar/Maidbronn Nutznießer der Umgehung sein werden, werden dafür dann andere Gemeinden (wie Güntersleben, etc.) durch den Verkehr vermutlich mehr belastet. Die Finanzierung ist der andere Pferdefuß. Da Rimpar nicht über große Finanzmittel verfügt, sind auch die genannten sieben Millionen Euro (die bestimmt im Laufe der Baumaßnahmen auf 10 Millionen ansteigen), eine enorme Last, auch wenn sie über Jahre verteilt werden. Das geht zu Lasten anderer Investitionen. Die geplante notwendige Brücke verschandelt dann das Pleichachtal völlig.
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  • Einwohner
    Das entspricht leider nicht ganz der Realität. Erstmal bleibt der Verkehr gleich. Nur durch die Rimparer Umgehung wird er nicht mehr. Er wird nur um Rimpar herum geführt. Die Gemeinde kann durch die Umgehung und das dafür erworbene Land im Anschluss ja auch Einnahmen erzielen. Verschandelt wird da gar nichts. So schön sind die Gebäude dort nun auch nicht.
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