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Rimpar
Feldhamster macht Umgehung deutlich teurer
Der Bau der Ortsumgehung in Rimpar gestaltet sich schwieriger als von der Gemeinde erhofft. Wie geht es nun weiter mit der Umgehungsstraße, auf die viele Rimparer warten? 
Für die Ortsumgehung muss Rimpar mehr Ausgleichsflächen für den Feldhamster schaffen. Das kostet Geld und macht das Bauvorhaben teurer.
Foto: Manfred Sattler | Für die Ortsumgehung muss Rimpar mehr Ausgleichsflächen für den Feldhamster schaffen. Das kostet Geld und macht das Bauvorhaben teurer.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:09 Uhr

Die Westumgehung für Rimpar wird ein deutliches Stück teurer als bislang geplant: Für den kräftigen Strich durch die ohnehin bereits nicht ganze billige Rechnung ist ein kleines possierliches Tierchen verantwortlich: der Feldhamster, der sich auf den Rimparer Äckern besonders wohlfühlt. Strengere Vorschriften für den Schutz der stark gefährdeten Art sorgen dafür, dass die Gemeinde für den Eingriff in die Natur deutlich größere Ausgleichsflächen auszuweisen hat. Statt wie geplant drei bis vier Hektar muss sie nun allein für die Westumgehung elf Hektar nachweisen. Der Marktgemeinderat hat dennoch den weiteren Planungen zwischen Günterslebener Straße und der Einmündung in die Staatsstraße nach Versbach ebenso zugestimmt wie der Kreistag.

Rimpar plant eine West- und Südumfahrung und muss nun mehr Ausgleichsflächen für den Hamster schaffen. 
Foto: MP-Grafik | Rimpar plant eine West- und Südumfahrung und muss nun mehr Ausgleichsflächen für den Hamster schaffen. 

Die Marktgemeinde hat bereits Vorkehrungen getroffen und für 2,5 Millionen Euro Flächen mit einer Gesamtgröße von 40 Hektar aufgekauft, womit auch der Ausgleichsbedarf für die Südtrasse abgedeckt sei, erklärte Bürgermeister Burkard Losert. Finanziert werden die unerwarteten Mehrkosten über neue Kredite, die bereits in der letzten Sitzung des Gemeinderats abgesegnet wurden. Hierfür gebe es eine staatliche Förderung, sodass der Eigenanteil Rimpars für das 25-Millionen-Euro-Projekt letztenendes bei etwa sechs Millionen Euro verharre. Sowohl die West- als auch die Südtrasse seien zudem so geplant, dass sie notfalls auch getrennt voneinander umzusetzen seien und auch wirksame Entlastungen für den Ortskern darstellten.

Die Obere Naturschutzbehörde fordert mehr Ausgleich für den Feldhamster

Dass sich die errechneten Ausgleichsflächen binnen weniger Jahre beinahe vervierfacht haben, erklärte Carola Rhein vom Büro Fabion, das die Vorkommen an seltenen Arten untersucht hat, damit, dass sich die Situation des Feldhamsters zuletzt deutlich zugespitzt habe. Die Forderungen nach Kompensation durch die Obere Naturschutzbehörde der Regierung seien darum deutlich gestiegen. Die Trasse bilde zudem für den Hamster ein unüberwindbares Hindernis und zerschneide somit einen besonders wertvollen Lebensraum. Immerhin: Mit den nun vorgesehenen Ausgleichsflächen seien sowohl der Hamster als auch Feldvogelarten wie die Feldlerche, die ebenfalls Lebensraum einbüßen, kompensiert. Auch benötigt die Gemeinde keinen weiteren Ausgleich, wenn sie hier, wie geplant, das Neubaugebiet Winterleite errichtet.

Seltene Schlingnattern, Zauneidechsen und Fledermäuse am Osthang

Auch die Auswirkungen der Südtrasse auf seltene Arten war Thema in der Sitzung des Rimparer Gemeinderats. Besonders stellte Rhein den hohen ökologischen Wert des "klein strukturierten" Osthangs der Pleichach heraus. Hier konnte die Expertin etwa sehr seltene Schlingnattern nachweisen, die wiederum nur da vorkommen, wo es Zauneidechsen gibt, die ebenfalls streng geschützt sind. Außerdem quert die Straße im weiteren Verlauf auf der Hochfläche eine von Fledermäusen genutzte Flugroute, die vom Breitholz-Wäldchen zum Schloss führt. Hier genügt es, Bäume und Büsche so anzupflanzen, dass die Nachtflieger über die Straße hinweggelenkt werden. Auch sind die Schwierigkeiten mit dem auch hier anzutreffenden Feldhamster vergleichsweise einfach in den Griff zu bekommen - mit kleinen Tunneln, die es dem Hamster ermöglichen, die auf einem Damm geführte Straße zu unterqueren.

Zu viel Verkehr fließt durch Rimpar. Mit einer Ortsumgehung verspricht sich die Gemeinde Entlastung. 
Foto: Thomas Obermeier | Zu viel Verkehr fließt durch Rimpar. Mit einer Ortsumgehung verspricht sich die Gemeinde Entlastung. 

Von Seiten der Behörden gab es nur marginale Einwendungen. Wichtiger waren die Bedenken, die etwa 100 Bürger sowie die Firma Reinfurt vorbrachten. Hier hat der Gemeinderat einige kleinere Änderungen in Form sogenannter Tekturen auf den Weg gebracht. Die Alternative wäre gewesen, dass das gesamte Planfeststellungsverfahren zeitraubend neu aufgerollt wird. Der Antrag der IGU, genau so zu verfahren, wurde jedoch mit deutlicher Mehrheit der übrigen Fraktionen abgelehnt.

Zwischen Kreisel und Beamtensiedlung soll ein Nahversorgungszentrum entstehen

Die Änderungen betreffen den geplanten Kreisverkehr vor den Toren der Firma Reinfurt. Sie wird nun statt mit einer Gemeindestraße nur mit einer Betriebszufahrt als viertem Ast an den Kreisel angeschlossen. Das bedeutet, dass die Firma die Kosten für den Bau und die Instandhaltung übernimmt. Da sich die Firma zudem dafür ausgesprochen hat, das Regenwasser weiterhin über das Firmengelände abzuleiten, reichen hier wie auch auf der Hochfläche ein deutlich kleineres Regenrückhaltebecken, das unterirdisch unter einem Wendehammer für die Zufahrt in die Beamtensiedlung entsteht.

Zwischen Kreisel und Beamtensiedlung ist zudem ein "Nahversorgungszentrum" geplant, wie Losert den Rat informierte. Wird dies Wirklichkeit, wäre die Gemeinde eine weitere große Sorge los.

Der Landkreis Würzburg tritt für die Gemeinde Rimpar als Bauträger auf und will drei Millionen Euro dazu beisteuern. Im Umwelt- und Bauausschuss beschlossen die Kreisräte, den Antrag zum Planfeststellungsverfahren zu ergänzen. Das sei auch transparent, weil die Öffentlichkeit erneut beteiligt werden muss. Das letzte Wort hat nun der Kreistag. 

 
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  • R. D.
    Hoffentlich geht es bald los. Diskutiert wurde lange genug.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wer Straßen baut erzeugt neuen und noch mehr Verkehr. Wir brauchen dringend die Verkehrswende statt noch mehr neuen Strassen. Wer angesichts der Klimakatastrophe weiter dem Autoverkehr den roten Teppich ausrollt anstatt in ÖPNV, Radverkehr und Verkehrsberuhigung zu investieren, versündigt sich an den nachfolgenden Generationen. Die Naturschutzfragen sind da fast nebensächlich.
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  • N. R.
    Das finde ich nicht richtig. Immer ist der Hamster der Depp. Der immer verrückter werdende Verkehr, für den es immer mehr Straßen geben soll, wird nie hinterfragt. Wo soll das hinführen?
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  • R. D.
    Schön dass einer der selbst weit weg im tiefsten Spessart wohnt zu jedem Hamster in Bayern seinen Senf dazu geben kann.
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  • A. F.
    n. c. ...

    traurig traurig traurig traurig traurig
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