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Sulzdorf
Rentner baut Ampel für Sulzdorfer Mitfahrerbänkle: Ist seine Idee ein Zukunftsmodell?
Mitfahrerbänkle gibt es an vielen Orten, genutzt werden sie allerdings selten. Warum das so ist und mit welchem Projekt ein Sulzdorfer Rentner das ändern will.
In Sulzdorf hat der Rentner und leidenschaftliche Hobby-Handwerker Franz Michel für das Mitfahrerbänkle eine Art Ampel gebaut.
Foto: Julia Maul | In Sulzdorf hat der Rentner und leidenschaftliche Hobby-Handwerker Franz Michel für das Mitfahrerbänkle eine Art Ampel gebaut.
Julia Maul
 |  aktualisiert: 22.07.2023 05:36 Uhr

Bestimmt jeder hat sie schonmal in verschiedenen Ortschaften am Straßenrand stehen sehen: Mitfahrerbänkle. Doch wohl kaum einer hat diese Mitfahrgelegenheit bisher selbst ausprobiert. Dieses Gefühl hatte auch der Sulzdorfer Franz Michel und hat es sich daher kurzerhand selbst zur Aufgabe gemacht, das Mitfahrerbänkle seines Ortes zu verbessern. Seine handwerkliche Begabung hat ihm dabei sehr geholfen.

Die Mitfahrerbänkle sollen für zusätzliche Mobilität sorgen

Direkt neben der Bushaltestelle steht das Mitfahrerbänkle in Sulzdorf. Initiiert von der Allianz Fränkischer Süden soll mit den "Mitfahrerbänkle" ein zusätzliches Mobilitätsangebot für den südlichen Landkreis Würzburg entstehen. Insgesamt gibt es in der Region 37 fränkisch gestaltete Mitfahrerbänkle und drei länderübergreifende Bänke mit Baden-Württemberg, so die Allianzmanagerin Kira Schmitz. "Die Bänke haben feste Standorte, beispielsweise an Ortsein- und ausgängen oder an anderen markanten Stellen im Ort." Bänke stehen unter anderem auch in Euerhausen, Gaubüttelbrunn, Giebelstadt, Kirchheim und Sonderhofen.

Das Prinzip der Bänke ist ganz einfach. Man setzt sich darauf und signalisiert damit, dass man mitgenommen werden möchte. Nun wartet man, bis ein Auto hält, um eine Mitfahrgelegenheit zu schaffen. Voraussetzung ist, dass das Ziel von Fahrer und Mitfahrer passt. Und genau in diesem Punkt sah Franz Michel eine Verbesserungsmöglichkeit. 

Der Hobby-Handwerker gestaltet die Bank kurzerhand selbst um

"Wenn die Bank genutzt wird, dann ist für den Vorbeifahrenden nicht direkt ersichtlich, in welche Richtung der Wartende will", erklärt Franz Michel. In vielen anderen Orten, wie zum Beispiel in Dinkelsbühl, Nürnberg oder auf Sylt habe er Modelle gesehen, bei denen man mithilfe einer Ampel den Zielort anzeigen kann. "Die Idee existiert schon, nur halt nicht in diesem Bereich", so Michel. Kurzerhand habe er es sich selbst zur Aufgabe gemacht, auch am Mitfahrerbänkle in Sulzdorf so eine Ampel zu installieren.

Mit den selbst gebastelten Schildern kann man als Wartender anzeigen, wohin man möchte und Autofahrern so die Mitnahme erleichtern.
Foto: Julia Maul | Mit den selbst gebastelten Schildern kann man als Wartender anzeigen, wohin man möchte und Autofahrern so die Mitnahme erleichtern.

Die Erlaubnis für den Bau der Ampel habe er sich vergangenen August vom Giebelstadter Bürgermeister und Allianzsprecher Helmut Krämer geholt. Daraufhin habe er sich über den Winter noch einmal Gedanken über die Umsetzung gemacht und das Projekt schließlich im Frühjahr in Angriff genommen. Er habe Schilder von Baustellen genommen und Material aus eigenem Bestand. Gebraucht habe er für den Bau der Ampel etwa fünf Stunden.

Warum die Bank vermutlich kaum genutzt wird

Trotz seiner Bemühungen wird das Mitfahrerbänkle kaum genutzt. "Ich habe noch nie gesehen, dass wirklich jemand auf der Bank saß", sagt Michel. Warum sie nicht angenommen wird? Ein Grund dafür ist laut Michel die Tatsache, dass fast jeder ein eigenes Auto habe. Es ergebe sich eine Art Kreislauf. Jeder habe es eilig und müsse schnell irgendwo hin, "da setzt sich keiner eine halbe Stunde hin und wartet bis vielleicht jemand hält". Außerdem müsse man sich bei einer Mitnahme am Zielort wieder Gedanken machen, wie man zurückkomme. 

"Damit die Bank mehr genutzt wird, muss erstmal klar sein, dass sie funktioniert."
Sulzdorfer Rentner Franz Michel

"Damit die Bank mehr genutzt wird, muss erstmal klar sein, dass sie funktioniert", meint der Rentner. Die Bänke müssten besser beworben werden. Da sie schon jahrelang stehen, würde keiner mehr bewusst auf sie schauen. "Wenn man in Sulzdorf 50 Leute fragt, wissen vielleicht nur vier, dass da überhaupt eine Bank steht", so Michel. "Ich denke, das wird einfach gar nicht wahrgenommen."

Die Allianz hingegen beobachtet durchaus ein Interesse an den Bänken. "Nach Einführung der Mitfahrerbänkle im April 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, gab es bereits Ortschaften, in denen sich darüber Fahrgemeinschaften, beispielsweise zum Bahnhof, etabliert haben", so Schmitz. "Es gab jedoch auch Ortschaften, in denen die Bänke eher zum Ruhen genutzt wurden. Die Erfahrungen sind ganz unterschiedlich." Derzeit seien keine weiteren Mitfahrerbänkle geplant.

Die Ampel soll als Anreiz für Nachahmer dienen

Rentner Franz Michel erhofft sich, dass seine Ampel Nachahmer auf den Plan ruft und sich dieses Modell des Mitfahrerbänkles durchsetzt. "Ich habe die Ampel als Anreiz gebaut, damit es überall von den Gemeinden oder Privatleuten umgesetzt wird", meint Michel. Die Allianz kann sich das durchaus als Zukunftsmodell vorstellen: "Von Franz Michels Idee haben wir bereits gehört und diese gefällt uns. Es gilt nun abzuklären, inwiefern dieser Ansatz übertragbar ist", heißt es vonseiten der Allianzmanagerin Kira Schmitz.

 
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Kommentare
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  • maczeug
    Viel Lärm um nichts.
    Scheinbar bin ich zu den falschen Zeiten unterwegs, aber ich habe noch nie jemanden warten gesehen. Ich würde anhalten.
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  • al-holler@t-online.de
    ... oder im falschen Sulzdorf...
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  • Belph
    Sehr geehrte Frau Maul, kleiner Hinweis: In der Artikelübersicht (bevor man den Artikel anklickt) steht "In der Rhön" über dem Artikel.
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  • klaus-der-feuerwehrmann@t-online.de
    Hallo Herr Michel ! ! !
    Tolle Leistung.
    Auf so eine Idee muß man erst mal kommen.
    Weiter so ! ! !
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  • al-holler@t-online.de
    Natürlich, die Idee is gut. Die hatten in ähnlicher Form schon viele, auch woanders. Aber er hat's gemacht und nicht gewartet, dass es gemacht wird.
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