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Ochsenfurt
Landkreis Würzburg: Was Innenentwicklung den Dörfern bringt
Der "Tag der Innenentwicklung" am Sonntag, 19. September, bietet die Gelegenheit, gelungene Sanierungsprojekte näher kennenzulernen. Worum geht es dabei?
Das Flockenwerk in Ochsenfurt, hier in einem Archivbild aus dem Februar 2020, zählt zu den gelungenen Sanierungsbeispielen, die am 'Tag der Innenentwicklung' präsentiert werden.
Foto: Gerhard Meißner | Das Flockenwerk in Ochsenfurt, hier in einem Archivbild aus dem Februar 2020, zählt zu den gelungenen Sanierungsbeispielen, die am "Tag der Innenentwicklung" präsentiert werden.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Die kommunale Allianz "Fränkischer Süden", in der sich 14 Städte und Gemeinden aus dem südlichen Landkreis Würzburg zusammengeschlossen haben, lädt am Sonntag, 19. September, zum "Tag der Innenentwicklung" ein. Acht gelungene Beispiele für die Sanierungen von alten Gebäuden im Ortskern werden dabei vorgestellt. Im Interview erklärt Allianzmanagerin Kira Schmitz, warum  Innenentwicklung und die Belebung von Ortskernen wichtig sind, und welche Erfolge man bereits vorweisen kann. 

Frage: Was soll der Tag der Innenentwicklung bezwecken?

Kira Schmitz: Wir haben ja vielerorts die Debatte über die Neuausweisung von Bauland im Außenbereich und den zunehmenden Flächenverbrauch und andererseits die Situation, dass alte Gebäude in Ortskernen leer stehen oder nur noch von wenigen Menschen bewohnt werden. Der Tag der Innentwicklung ist ein sehr niederschwelliger Versuch, um gute Beispiele für Bauen im Bestand und für die Belebung der Ortskerne zu zeigen. Bauherren, die praktische Erfahrungen mit der Umgestaltung und Sanierung solcher Gebäude haben, geben ihre Erfahrungen an Interessierte weiter. Dadurch soll eine Plattform für Bauherren, aber auch für Architekten entstehen.

Es geht also darum, alte Gebäude zu erhalten und wieder zu beleben?

Schmitz: Das ist der Kern, aber es gibt auch Beispiele, in denen nur noch wenige Personen in großen Häusern oder Hofstellen wohnen, die sich heute kaum noch vernünftig nutzen lassen, oder ein Haus ungeeignet für eine Sanierung ist. In einem Beispiel, das wir auch am Tag der Innenentwicklung vorstellen, hat sich der Eigentümer entschieden, sein Elternhaus abzureißen und an die gleiche Stelle einen Ersatzbau zu stellen, der für die heutige Zeit viel praktikabler ist. So sind dort mehrere Mietwohnungen, also auch neuer Wohnraum geschaffen worden. Das ist ein super Beispiel dafür, wie Ortskerne wieder lebendig gemacht werden können.

"Das Thema Innenentwicklung ist eines unserer Kernthemen, aber es ist eben ein superdickes Brett, das da zu bohren ist."
Kira Schmitz, Kommunale Allianz "Fränkischer Süden"
Was hat die kommunale Allianz "Fränkischer Süden" bisher unternommen, um Leerstände zu beseitigen und Altorte wieder zu beleben?

Schmitz: Das Thema Innenentwicklung ist eines unserer Kernthemen, aber es ist eben ein superdickes Brett, das da zu bohren ist. Wir haben eine Innenentwicklungsstudie erstellen lassen mit allen Potenzialen, die die 14 Mitgliedsgemeinden bergen. Darin wurden nicht nur Baulücken und Leerstände erfasst, die Studie zeigt auch auf, wo künftig Leerstände entstehen könnten und dient zum Beispiel den Gemeinden dazu, Bauwillige und Hauseigentümer gezielt in Kontakt zu bringen.

Gibt es da schon Ergebnisse oder Erfolge?

Schmitz: In Kooperation mit dem Fachbereich Architektur und Bauingenieurswesen der FH Würzburg-Schweinfurt und einem Motivationsfilm „Leben im Ortskern“ haben wir erste Maßnahmen begonnen, da war die Studie noch nicht fertig. Der „Tag der Innenentwicklung“ ist das erste Projekt nach Fertigstellung der Studie. Außerdem haben wir eine Liste gelungener Beispiele erstellt. Inzwischen haben wir dort schon eine ganze Sammlung von Sanierungsvorhaben erfasst, die gut funktioniert haben. Und ich denke, da wird in den nächsten Jahren auch noch einiges hinzu kommen. Es gibt schon jede Menge mehr gelungene Beispiele als die, die am Tag der Innenentwicklung zu sehen sein werden. 

Kira Schmitz ist seit 2017 als Allianzmanagerin bei der kommunalen Allianz 'Fränkischer Süden' tätig.
Foto: Markt Giebelstadt | Kira Schmitz ist seit 2017 als Allianzmanagerin bei der kommunalen Allianz "Fränkischer Süden" tätig.
Gibt es über den Tag der Innenentwicklung hinaus weitere Beratung oder gar Förderung für Hauseigentümer oder Bauwillige?

Schmitz: Der Landkreis Würzburg hat in diesem Jahr im April eine Innenentwicklungsstrategie auf den Weg gebracht, die aus vielen Bausteinen besteht. Da gibt es verschiedene Beratungsangebote und Fördermöglichkeiten. Und ich weiß, dass das auch schon ganz gut genutzt wird. Das Angebot ist recht breit gefächert und reicht von der Erstberatung bis zur Förderung von Abriss und Entsorgung. Ansprechpartner sind natürlich auch immer die Gemeinden. In naher Zukunft soll es deshalb in allen 52 Gemeinden des Landkreises sogenannte Innenentwicklungslotsen geben, auf die jeder zugehen kann, und die dann auch gezielt weiterhelfen können.

Tag der Innenentwicklung

Der "Tag der Innenentwicklung" am Sonntag, 19. September, will aus erster Hand Information zum Bauen und Modernisierung im Ortskern bieten. Acht Anwesen vom Wohngebäude bis zum Industriebau stehen von 10 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 16 Uhr für Besichtigungen offen und bieten einen direkten Erfahrungsaustausch mit den Bauherren. 
Folgende Objekte werden vorgestellt:
Gaukönigshofen, Ferienhof Busch, Torstraße 4: Aus dem alten, leer stehenden Dreiseithof wurde ein moderner Ferienhof unter Bewahrung der alten Hofstruktur.
Geroldshausen, Hauptstraße 15: Das 1842 errichtete Wohnhaus eines denkmalgeschützten Bauernhofs wurde zum großen Teil in Eigenleistung entkernt und in eine behagliche Wohnstätte verwandelt. Im Erdgeschoss hat die Besitzerin einen Blumenladen eingerichtet. 
Kirchheim, Friedhofsstraße 2a: Das elterliche Wohnhaus aus dem Jahr 1980 wurde durch einen Anbau in Holzbauweise erweitert. Das Haus kann nur von außen besichtigt werden.
Kirchheim, Seegasse 3: Ein altes Bauernhaus mit angebauter Stallung eignete sich wegen niedriger Decken nicht für eine Sanierung. Es wurde stattdessen abgerissen und durch ein neues Gebäude mit fünf Wohneinheiten ersetzt. Die alte Scheune wird weiterhin genutzt. Besichtigung der Dachwohnung von 10 bis 14 Uhr.
Ochsenfurt, Flockenwerk, Floßhafenstraße 1: Ein markantes, zu Beginn des 20. Jahrhundert gebautes Industriegebäude, in dem ursprünglich Kartoffelflocken produziert wurden, wurde durch Gastronomie wiederbelebt und besticht durch seine gelungene Verbindung von alt und modern.
Röttingen, Hauptstraße 5: Die Eigentümer haben das ehemalige Ackerbürgerhaus mit angeschlossener Scheune aus dem 19. Jahrhundert 2016 gekauft und mit für die Bauzeit typischen Materialien zu einem modernen Wohnhaus umgebaut.
Röttingen, Schwarzmann- und Schurrer-Haus, Marktplatz: Die Stadt Röttingen hat die beiden, lange leer stehenden Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Rathaus gekauft und substanzschonend saniert. Es entstanden günstige Mietwohnungen. Die beiden Objekte können von außen besichtigt werden. Der Bauherr gibt Auskunft über die Sanierung. Umfangreiches Bildmaterial ermöglicht einen Vorher-Nachher-Vergleich. 
Quelle: Landratsamt
 
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