Noch ein Preis für die gemeinsame Recherche zu Wasserentnahmen in Unterfranken von Main-Post und Bayerischem Rundfunk (BR): Am Freitag wurde das Recherche-Team in Hamburg mit dem "Deutschen Preis für Klimajournalismus" in der Kategorie "Lokal" ausgezeichnet. "Die gemeinsame Recherche, die sich durch vorbildliche Hartnäckigkeit auszeichnet, enthüllte das große Versagen der Ämter rund um die Ressource Wasser", begründet Aline Pabst vom Netzwerk Klimajournalismus Deutschland die Wahl der Jury in ihrer Laudatio. In dieser Kategorie werden Beiträge von Medien mit lokalem oder regionalem Fokus ausgezeichnet.
Wer hat den Überblick darüber, wie viel von dem raren Gut aus dem Grundwasser, dem Main und kleineren Flüssen und Seen in Unterfranken abgepumpt wird? Die gemeinsame Recherche offenbart: Die Datenlage in Unterfranken ist desaströs, die Wasserentnahme-Praxis in Bayern längst nicht mehr zeitgemäß. Über einzelne Abfragen bei Städten und Landkreisen hat das Team über 2000 Datensätze zusammengetragen. Die Behörden in Unterfranken wussten in der Mehrheit der Fälle nicht, ob sich Landwirte und Industrie an ihre genehmigten Wassermengen halten.
Sechs Journalistinnen und Journalisten recherchierten gemeinsam
Die Main-Post-Redakteure Angelika Kleinhenz und Jonas Keck erhielten den mit 2000 Euro dotierten Preis zusammen mit den BR-Kollegen Pirmin Breninek, Carolin Hasenauer und Claudia Kohler sowie dem inzwischen selbstständigen Journalisten Henrik Rampe.
Der Podcast "Hitze – Letzte Generation Close-up", produziert von TRZ Media und rbb, erhält den Preis in der Kategorie Hauptpreis für ein Porträt über die Klimaaktivisten-Gruppe. Die Podcast-Reihe von Daphne Ivana Sagner, Céline Weimar-Dittmar und ihrem Team zeige "die generellen Probleme der Klimabewegung zwischen Frust und Radikalisierung auf", sagte Barbara Junge (Netzwerk Recherche) bei der Veranstaltung in Hamburg.
In der Kategorie Investigativ wird die Recherche "Klimaschutzprojekte in China: Milliardenbetrug in der Ölbranche?" von ZDF frontal ausgezeichnet, von den Autorinnen und Autoren Hans Koberstein, Nathan Niedermeier, Marta Orosz und Miriam Steimer. Zur Begründung heißt es in der Laudatio: Die fossile Wirtschaft streue "verbreitet Lügen, um wirksamen Klimaschutz zu verhindern. Umso wichtiger ist die Aufdeckung und Aufklärung durch professionellen, unabhängigen, investigativen Journalismus. Dafür hat ZDF frontal ein herausragendes Beispiel geliefert".
In diesem Jahr vergaben das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland und das Netzwerk Recherche erstmals gemeinsam einen Preis für Klimaberichterstattung. Mit der Auszeichnung prämiere man "besonders gelungene Beiträge, um sie zu würdigen und sichtbar zu machen". Insgesamt waren den Veranstaltern zufolge 180 Beiträge für die drei Kategorien eingereicht worden. Die Verleihung fand auf der Konferenz des Vereins "Netzwerk Recherche" in Hamburg statt.
Recherche über Wasserentnahmen wurde auch mit dem Wächterpreis ausgezeichnet
Der undotierte Ehrenpreis für außergewöhnliches, langjähriges Engagement im Bereich Klimajournalismus wurde in diesem Jahr an den Astrophysiker, Wissenschaftsjournalisten und Fernsehmoderator Harald Lesch vergeben.
Für die gemeinsame Recherche erhielt das Main-Post-Team bereits im Juni den Wächterpreis der Tagespresse (3. Platz). Er wird seit 1969 von der Stiftung Freiheit der Presse vergeben und würdigt die Arbeit von Journalisten und Redaktionen, die Missstände aufdecken und darüber berichten.
Das Team der Main Post hat die akute Wasserproblematik akribisch recherchiert und Zusammenhänge sowie Missstände den Lesern zugänglich gemacht.
Vielen Dank.