Der Vermieter des Würzburger Problem-Hauses, das wegen eklatanter Brandschutzmängel im Februar zwangsgeräumt werden soll, will die Immobilie an die Stadtverwaltung verkaufen. Das geht aus einer E-Mail des Vermieters vom vergangenem Donnerstag hervor, die der Redaktion vorliegt. Einen Tag zuvor waren Vertreterinnen und Vertreters von Bau- und Sozialreferat in Grombühl vor Ort gewesen, um den Bewohnerinnen und Bewohnern einen offiziellen Räumungsbeschluss für den 28. Januar zu übergeben.
"Damit die Bewohner nicht heraus müssen, biete ich die Wohnungen der Stadt zum Kauf an. Zu einem günstigen Preis", heißt es in der E-Mail des Vermieters. In den vergangenen Jahren hatte er sich trotz wiederholter Bemühungen der Stadt Würzburg geweigert, notwendige Brandschutzmaßnahmen in den großteils illegal errichteten Wohnungen umzusetzen. Nach einem Gerichtsbeschluss im Sommer hatte die Stadtverwaltung begonnen, eine 2019 erlassene Räumungsanordnung durchzusetzen. Eine Anfrage der Redaktion zum Anlass und Preis seines Angebots wollte der Vermieter nicht beantworten.
Stadt Würzburg: In dieser Form zu dieser Zeit kein Interesse
Die Stadt bestätigt das Kaufangebot auf Nachfrage der Redaktion. Pressesprecher Christian Weiß stellt jedoch auch klar: "In dieser Form besteht zum jetzigen Zeitpunkt kein Interesse an einem Kauf." Der Vermieter habe sich telefonisch bei der Stadtverwaltung gemeldet, jedoch keinen Preis genannt. Zudem sei auch gar nicht klar, ob der für die Hausverwaltung verantwortliche Vermieter im Namen aller Wohnungseigentümerinnen und -Eigentümer spreche.
Kategorisch ausschließen wolle die Stadt eine Übernahme "zu einem symbolischen Preis" zwar nicht, so Weiß weiter. Jedoch hätte dies ohnehin keine Auswirkungen auf die angeordnete Räumung, weil zunächst erörtert werden müsste, welche Umbaumaßnahmen für ausreichenden Brandschutz umsetzbar wären.
Würzburger Sozialreferentin: Verantwortung liegt bei Vermieter
Dem Verkaufsangebot vorausgegangen war ein Besuch von Baureferent Benjamin Schneider und Sozialreferentin Hülya Düber in dem Haus. Zusammen mit einigen Übersetzerinnen und Übersetzern habe man den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses den offiziellen Räumungsbeschluss zugestellt. In einem anschließenden Pressegespräch zogen Düber und Schneider Bilanz:
Rund 90 Informationsschreiben habe man an Betroffene verschickt. Neun Wohnungen seien bereits geräumt oder würden bis Ende des Jahres geräumt. Für die restlichen der 51 betroffenen Mietparteien wolle man ab Dezember die Beratung intensivieren und habe dafür Räumlichkeiten neben dem Haus eingerichtet. "Viele Mieterinnen und Mieter haben sich gefreut, dass wir ansprechbar bleiben", fasst Sozialreferentin Düber zusammen. Besonders erfreulich sei, dass die einzige Familie mit Kind, die in dem Haus gewohnt hatte, inzwischen eine neue Wohnung gefunden habe.
Trotz der erzielten ersten Erfolge zeigte sich Düber verärgert: "Eigentlich hätten wir diese Bemühungen von Seiten des Vermieters erwartet." Dieser könne helfen, die Situation zu lösen, indem er etwa alternativen Wohnraum zur Verfügung stelle, weigere sich jedoch. Der Vermieter zeigt sich auf Anfrage der Redaktion weiterhin wenig kooperativ. Die gerichtlich festgestellte "Gefahr für Leib und Leben" in dem Haus sei nicht gegeben, von daher bestehe auch kein Grund für eine Räumung. Daher sehe er auch keinen Grund zur Kooperation mit der Stadt.
Grüne wollen möglichen Kauf im Würzburger Stadtrat diskutieren
Auch Konstantin Mack, Mitglied der Grünen-Fraktion im Würzburger Stadtrat, beschäftigt sich weiterhin mit der Problem-Immobilie in Grombühl. Mack hat das Thema der Zwangsräumung bereits in der Vergangenheit im Stadtrat thematisiert und will auch die Frage eines möglichen Kaufs dort diskutieren. Er sagt: "Die Stadt darf sich nicht über den Tisch ziehen lassen."
Zwar sei ein Kauf grundsätzlich interessant, dies hänge jedoch stark von den Bedingungen ab. Immerhin müsste das Gebäude teuer saniert werden, was in der Verantwortung des Vermieters liege und möglichst nicht mit Steuergeldern finanziert werden solle. Öffentliches Wohneigentum sei im Hinblick auf Qualitätsstandards und Mietpreise wünschenswert. "Aber nicht zu jedem Preis."