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Würzburg
Vermieter will Grombühl-Haus verkaufen: So reagiert die Stadt Würzburg
Der Vermieter des Problem-Hauses in Grombühl will jetzt offenbar an die Stadt Würzburg verkaufen. Wie diese darauf reagiert und welche Fortschritte bislang erzielt wurden.
Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber und Baureferent Benjamin Schneider waren Ende November in Grombühl vor Ort, um sich einen Eindruck der Situation zu verschaffen und Präsenz zu zeigen.
Foto: Silvia Gralla | Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber und Baureferent Benjamin Schneider waren Ende November in Grombühl vor Ort, um sich einen Eindruck der Situation zu verschaffen und Präsenz zu zeigen.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:31 Uhr

Der Vermieter des Würzburger Problem-Hauses, das wegen eklatanter Brandschutzmängel im Februar zwangsgeräumt werden soll, will die Immobilie an die Stadtverwaltung verkaufen. Das geht aus einer E-Mail des Vermieters vom vergangenem Donnerstag hervor, die der Redaktion vorliegt. Einen Tag zuvor waren Vertreterinnen und Vertreters von Bau- und Sozialreferat in Grombühl vor Ort gewesen, um den Bewohnerinnen und Bewohnern einen offiziellen Räumungsbeschluss für den 28. Januar zu übergeben.

"Damit die Bewohner nicht heraus müssen, biete ich die Wohnungen der Stadt zum Kauf an. Zu einem günstigen Preis", heißt es in der E-Mail des Vermieters. In den vergangenen Jahren hatte er sich trotz wiederholter Bemühungen der Stadt Würzburg geweigert, notwendige Brandschutzmaßnahmen in den großteils illegal errichteten Wohnungen umzusetzen. Nach einem Gerichtsbeschluss im Sommer hatte die Stadtverwaltung begonnen, eine 2019 erlassene Räumungsanordnung durchzusetzen. Eine Anfrage der Redaktion zum Anlass und Preis seines Angebots wollte der Vermieter nicht beantworten.

Stadt Würzburg: In dieser Form zu dieser Zeit kein Interesse

Die Stadt bestätigt das Kaufangebot auf Nachfrage der Redaktion. Pressesprecher Christian Weiß stellt jedoch auch klar: "In dieser Form besteht zum jetzigen Zeitpunkt kein Interesse an einem Kauf." Der Vermieter habe sich telefonisch bei der Stadtverwaltung gemeldet, jedoch keinen Preis genannt. Zudem sei auch gar nicht klar, ob der für die Hausverwaltung verantwortliche Vermieter im Namen aller Wohnungseigentümerinnen und -Eigentümer spreche.

Kategorisch ausschließen wolle die Stadt eine Übernahme "zu einem symbolischen Preis" zwar nicht, so Weiß weiter. Jedoch hätte dies ohnehin keine Auswirkungen auf die angeordnete Räumung, weil zunächst erörtert werden müsste, welche Umbaumaßnahmen für ausreichenden Brandschutz umsetzbar wären.

Würzburger Sozialreferentin: Verantwortung liegt bei Vermieter

Dem Verkaufsangebot vorausgegangen war ein Besuch von Baureferent Benjamin Schneider und Sozialreferentin Hülya Düber in dem Haus. Zusammen mit einigen Übersetzerinnen und Übersetzern habe man den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses den offiziellen Räumungsbeschluss zugestellt. In einem anschließenden Pressegespräch zogen Düber und Schneider Bilanz:

Rund 90 Informationsschreiben habe man an Betroffene verschickt. Neun Wohnungen seien bereits geräumt oder würden bis Ende des Jahres geräumt. Für die restlichen der 51 betroffenen Mietparteien wolle man ab Dezember die Beratung intensivieren und habe dafür Räumlichkeiten neben dem Haus eingerichtet. "Viele Mieterinnen und Mieter haben sich gefreut, dass wir ansprechbar bleiben", fasst Sozialreferentin Düber zusammen. Besonders erfreulich sei, dass die einzige Familie mit Kind, die in dem Haus gewohnt hatte, inzwischen eine neue Wohnung gefunden habe.

Ein zu schmaler Fluchtweg ist nur einer der Brandschutzmängel im Würzburger Problem-Haus. Im Bild der Vermieter, der anonym bleiben will, bei einem Ortstermin im Herbst.
Foto: Johannes Kiefer | Ein zu schmaler Fluchtweg ist nur einer der Brandschutzmängel im Würzburger Problem-Haus. Im Bild der Vermieter, der anonym bleiben will, bei einem Ortstermin im Herbst.

Trotz der erzielten ersten Erfolge zeigte sich Düber verärgert: "Eigentlich hätten wir diese Bemühungen von Seiten des Vermieters erwartet." Dieser könne helfen, die Situation zu lösen, indem er etwa alternativen Wohnraum zur Verfügung stelle, weigere sich jedoch. Der Vermieter zeigt sich auf Anfrage der Redaktion weiterhin wenig kooperativ. Die gerichtlich festgestellte "Gefahr für Leib und Leben" in dem Haus sei nicht gegeben, von daher bestehe auch kein Grund für eine Räumung. Daher sehe er auch keinen Grund zur Kooperation mit der Stadt.

Grüne wollen möglichen Kauf im Würzburger Stadtrat diskutieren

Auch Konstantin Mack, Mitglied der Grünen-Fraktion im Würzburger Stadtrat, beschäftigt sich weiterhin mit der Problem-Immobilie in Grombühl. Mack hat das Thema der Zwangsräumung bereits in der Vergangenheit im Stadtrat thematisiert und will auch die Frage eines möglichen Kaufs dort diskutieren. Er sagt: "Die Stadt darf sich nicht über den Tisch ziehen lassen."

Zwar sei ein Kauf grundsätzlich interessant, dies hänge jedoch stark von den Bedingungen ab. Immerhin müsste das Gebäude teuer saniert werden, was in der Verantwortung des Vermieters liege und möglichst nicht mit Steuergeldern finanziert werden solle. Öffentliches Wohneigentum sei im Hinblick auf Qualitätsstandards und Mietpreise wünschenswert. "Aber nicht zu jedem Preis." 

 
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  • rathauseule
    Was heißt hier, der Vermieter zeigt sich nicht kooperativ? Ein Bankräuber tut das auch nicht, wenn er erwischt wird, landet er im Knast. Oder ist es hier wie bei der Maskenaffäre? Der Vermieter sitzt in Schlupflöchern, die die Politik gelassen hat und es ist alles legal? Stadt und Presse wissen vom 'verrufenen' Haus seit Jahren und haben keinen effektiven Druck(!) gemacht. Das Haus hätte ohnehin niemals eine Berechtigung für Wohnraum erhalten dürfen. Wieso bekam es die überhaupt? Seit Jahren laufe ich an diesem Haus kopfschüttelnd vorbei und frage mich: Wie ist so etwas möglich ? Und dabei habe ich nie an Brandschutz gedacht, sondern an die OFFENSICHTLICHE Menschenunwürdigkeit. Wozu haben wir ein Sozialreferat? Es nützt nichts, bei solchen Bauverbrechen jetzt Präsenz zu zeigen. Es muss sozialer Wohnraum geschaffen werden. Hic Rhodos, hic salta. Wir Bürger laufen von einer Dauerbaustelle in die nächste. Geld ist da. Die Ergebnisse sind leider optisch oft so grausig wie das Skandalhaus.
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  • tegutti59@web.de
    Auf keinen Fall kaufen.! Und außerdem die Einnahmen aus der unrechtmäßigen Vermietung per Gerichtsvollzieher pfänden. Es kann doch nicht rechtens sein aus verbotene Handeln Gewinn zu erzielen. Was wäre das für ein UNRECHT
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  • poetry2000@web.de
    Warum nicht? Für nen symbolischen Euro wäre es ein gutes Geschäft. Die Stadt könnte vorschriftsmäßig sanieren und hätte dann wieder Sozialwohnungen. Für einen utopischen bzw. marktüblichen Kaufpreis dürfte es natürlich nicht angekauft werden.
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  • kej0018@aol.com
    Was soll denn bitte die Stadt mit dem Ankauf dieser Bruchbude?
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  • rolandroesch@web.de
    Stadt Kauf und sanieren? Sich in versäumte bauliche Versagen der privaten Hausbesitzer in Form von Kauf und Sanierung auf kosten des Steuerzahler wäre eine lachplatte. So was ähnliches erinnert mich an Hochhaus Augustinerstrasse. Für die schultlosen Mieter tut es mir am meisten leid und da wäre die Stadt und ihre Wohnung vermittelten Vereine gefragt. Wenn Studenten Wohnungen gebraucht werden fährt die Stadt eine Aktion nach der andere.
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  • Einwohner
    Hoffentlich kauft die Stadt das Haus nicht. Es kann nicht dein, dass der Typ die Gewinne einstreicht und dann das Problem an die Stadt weitergibt.
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