Rahimi Z. ist verzweifelt. "Ich habe die Schnauze voll", sagt der 40-Jährige, der kürzlich von der Stadt Würzburg per Brief darüber informiert wurde, dass seine Wohnung im Würzburger Stadtteil Grombühl Ende Februar zwangsgeräumt werden wird. Es ist die einzige, die er nach langer Suche gefunden hat. Er wohnt dort seit September. Nun muss er wieder raus. Weil der Vermieter sich seit Jahren weigert, Brandschutzbestimmungen umzusetzen und weil die Stadt Würzburg jetzt die Notbremse zieht.
Nach langem hin und her hat die Stadt in den vergangenen Tagen die Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnhauses über die geplante Räumung per Brief informiert. 2019 hatte die Stadt die Räumung angeordnet, im Juli dieses Jahres hatte das Verwaltungsgericht die Rechtmäßigkeit bestätigt. Ende Februar 2022 will die Stadt die Räumung vollstrecken, betroffen sind Mieterinnen und Mieter von 51 Wohnungen.
Wohnsituation in der Stadt Würzburg angespannt
"Weil uns klar ist, dass es nicht einfach ist, schnell eine neue Wohnung zu finden, möchten wir Ihnen unsere Unterstützung bereits heute und damit so frühzeitig wie möglich anbieten", heißt es in dem Schreiben der Stadt. Bereits in einer Stadtratssitzung Ende September hatte die Verwaltung darüber informiert, wie sie den Betroffenen, von denen zahlreiche von Obdachlosigkeit bedroht sind, unter die Arme greifen will. Zuvor war die Stadt dafür kritisiert worden, zu spät aktiv geworden zu sein.
"Ich habe keine Kraft mehr", klagt Rahimi Z., der aus Afghanistan geflohen ist und in Würzburg wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung behandelt wird. Aus den Medien hatte er zwar über die drohende Zwangsräumung erfahren, der Vermieter habe ihm jedoch bis zum Ende versichert, das daran nichts dran sei – und auch weiterhin die Miete kassiert.
Auf Einladung von Z. hat Linken-Stadtrat Sebastian Roth am Dienstag das Gebäude besucht. Er sagt: "Sicherer Wohnraum ist ein linkes Kernthema. Wir wollen die Betroffenen nicht alleine lassen." Die Zwangsräumung wolle er jetzt erneut in den Stadtrat tragen – dort müssten schleunigst konkrete Lösungen für Fälle wie diesen gefunden werden. Ideal wäre, wenn die Verwaltung das Wohngebäude erwerben und dort sozialen Wohnraum mit angemessenem Brandschutz schaffen würde.
Nach Brief an Bewohner: Vermieter will mit Stadt Würzburg reden
Dass die Bewohnerinnen und Bewohner inzwischen per Brief über die Räumung informiert wurden, weiß auch der Vermieter des Hauses. Bisher hat dieser sowohl bei der Umsetzung der geforderten Brandschutzmaßnahmen als auch bei der geplanten Räumung nicht kooperiert, obwohl nach Angaben der Stadt "Gefahr für Leib und Leben" besteht. "Nicht so gut", finde der Vermieter auch das aktuelle Schreiben, wie er auf Anfrage der Redaktion sagt: "Weil keine Gefahr da ist".
Am Donnerstag wird es nun jedoch ein Krisengespräch zwischen der Stadt und dem Vermieter geben. Nach Angaben der Stadt, weil dieser darum ersucht habe. Worum es darin gehen soll, ist bislang unklar. Nach dem nun erfolgten Brief der Stadt an die Mieterinnen und Mieter kommt nun also Bewegung in die bislang festgefahrene Angelegenheit. Zeigt sich der Vermieter nun kooperativ? Rahimi Z. und den anderen Betroffenen wäre es zu wünschen.
Und zu fordern, die Stadt solle die Immobilie kaufen, hilft auch nicht weiter. Wieso soll die Stadt dem Vermieter auch noch die sanierungsbedürftige Immoblie zu einem stolzen Preis abkaufen, ihm damit einen schönen Spekulationsgewinn bescheren, um dann noch mehr Geld in die Sanierung zu stecken? Besser wäre es doch, die Stadt lässt über die Stadtbau gleich brandschutzkonforme Wohnungen bauen. Da ist das Geld sinnvoller angelegt.
Ich bin mir sicher, dass dann ganz schnell der Ofen aus ist.
Anschaffung und Unterhalt von Wohnungen, die eine entsprechende Grundausstattung aufweisen erfordern auch den Einsatz von etwas mehr als Kleingeld und müssen über die Miete etwas mehr als die Gestehungskosten einbringen.
Wird aber bei der Forderung nach stadtnahen und bezahlbaren Mieten gerne vergessen.
Ostsee mit Alpenblick. Pippi Langstrumpf lässt grüßen. Reiner Populismus der Linken.
Bzgl. Notwendigkeit und Dringlichkeit der Maßnahmen kann man von weitem nichts sagen. Allerdings würde ich, falls das so ist, meinen Mieter niemals einem relevanten Risiko aussetzen.
Nur: Diverse Infos hier lassen vermuten, dass die Kaltmieten im Haus sehr „überschaubar“ sind. Als kleiner Privatvermieter in einer anderen Stadt, von abenteuerlichen Mietsenkungen betroffen Absenkung 200 € unter aktuellem Mietenspiegel auf davorliegende Miete, sehe ich hier, dass die Tendenz der Linken zu „alle Risiken wie Mietausfall, Mietnomaden, Vandalismus, Reparaturen, neuerdings möglichst noch Beteiligung an der EEG-Umlage für Energiekosten, auch wenn falsch geheizt wird, usw. auf den Vermieter“ zunimmt. Natürlich muss es bezahlbar bleiben, nur: warum nutzt man nicht den Wucherparagraphen? Wenn mein Mieter einen neuen A 6 und ich einen alten kleinen fahre, sieht man schon, wer auf wessen Kosten wohnt. Ich bin jetzt dabei, meine Wohnung zu verkaufen, wieder eine weniger am Markt.
Eigentlich gehörten Wohnhäuser in solchen Lagen sogar verboten!
Und in solchen Häusern wohnen ja heute auch fast nur noch Menschen, die am Existenzminimum leben, und sich daher nahezu alles gefallen lassen müssen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie da die Kommunikation zwischen Vermieter und Mieter abläuft...
Solche Gebäude sind sowas, wie die Townships in Johannesburg in Süd-Afrika, in denen ein menschenwürdiges Leben kaum noch möglich ist! Und sowas mitten in Würzburg.
Und das ist bei weitem nicht das einzige Anwesen in Würzburg, in dem solche Zustände herrschen!
Haben die Bewohner dieses Hauses keinen Anspruch darauf?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in diesem Haus Lärmschutzfenster gibt.
Aber dass sich ein Linken-Stadtrat jetzt medienwirksam als Retter in der Not für die Zeitung ablichten lässt, zeigt wie es um die Linke steht und wie realitätsfern deren Politik ist.
Der Termin mit dem Mieter wurde bereits vor einigen Tagen verabredet, die Presse hat sich gestern erst durch das Schreiben der Stadtverwaltung „angehängt“. Der eigentliche Termin zwischen Mieter und Roth ging weit über den Pressetermin hinaus.
Mit freundlichen Grüßen,
Hofmann
Mitarbeiter der Fraktion DIE LINKE im Würzburger Stadtrat
Das Parkhaus am Bahnhof wurde wegen einige Betonbrocken sofort gesperrt.
Viele Vorschriften können auch hinterfragt und/oder kompensiert werden. Diese Vorschläge vermisse ich von Anfang an in diesen Berichterstattungen. Ob und was umsetzbar sein will, ist in den Medien Glaskugellesen. Ich war in der Kiste das letzte Mal vor 40 Jahren und da wollte ich schon nicht besoffen über dem Geländer hängen. Die Burg ist und war was sie ist und die Stadt war heilfroh, dass es solche Vermietburgen gibt, denn diese sparen der Stadt viel Geld. Mit einem umsetzbaren Konzept sollte sich das lösen lassen.
Ich befürchte nur, dass da bei der Stadt einer sitzt, der das nicht will.
Super liebe Stadt weiter so.
Jedoch glaube ich, dass es wichtig ist, nicht nur Wohnraum für einen Betroffenen zu finden, sondern für mehrere aus dem Haus. Deshalb bräuchten wir dann wohl ihre Wohnung/Haus auch noch...
Wir müssen als Stadt gemeinsam agieren und dafür sorgen, dass solche Wohnverhältnisse und solche Bereicherung durch den angespannten Wohnungsmarkt in unserer Stadt unterbunden werden!