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Grombühl
Gericht: Verrufenes Wohnhaus in Würzburg-Grombühl muss geräumt werden
Wegen Brandschutzmängeln muss ein Wohnhaus in Würzburg-Grombühl geräumt werden – 51 Wohnungen sind betroffen. Was der Vermieter dazu sagt und welche Pläne die Stadt hat.
Das  Wohnhaus an der Grombühlbrücke ist am Donnerstag Thema im Würzburger Stadtrat.
Foto: Patty Varasano | Das  Wohnhaus an der Grombühlbrücke ist am Donnerstag Thema im Würzburger Stadtrat.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:16 Uhr

Ein Wohnhaus im Würzburger Stadtteil Grombühl muss geräumt werden. Das hat das Verwaltungsgericht im Juli entschieden und damit eine Nutzungsuntersagung bestätigt, die die Stadt Würzburg wegen eklatanten Brandschutz-Mängeln bereits 2019 ausgesprochen hatte. 51 Wohnungen sind von der Entscheidung betroffen, der Vermieter hat nach eigener Aussage Berufung gegen das Urteil eingelegt und bestreitet die Vorwürfe. Am Donnerstag wird das Thema im Stadtrat besprochen.

Das heruntergekommene Wohnhaus nahe der Grombühlbrücke ist bekannt, bereits im Jahr 2016 hatten Mieterinnen und Mieter gegenüber der Redaktion von fehlenden Lüftungsmöglichkeiten, offenen Rohren im Treppenhaus und tropfendem Wasser von der Decke berichtet. Für lediglich zehn Quadratmeter große Zimmer seien bis zu 300 Euro Miete verlangt worden. Medienberichten zufolge hat sich an den Zuständen bislang nichts geändert.

Würzburger Gericht: Gefahr für Leib und Leben der Mieterinnen und Mieter

Weil das Gebäude noch dazu ein unzureichendes Brandschutz-Konzept aufweist, hat die Stadt Würzburg dem Vermieter im Juni 2019 die Nutzung für weite Teile des Wohnhauses untersagt, wie dem Gerichtsentscheid zu entnehmen ist. Dort werden etwa mangelhafte Rauchableitung im Treppenhaus sowie versperrte Fluchtwege kritisiert. Zudem wurden in dem Haus, das früher Bürozwecken diente, deutlich mehr Wohnungen gebaut, als ursprünglich genehmigt worden waren.

Innerhalb von vier Monaten hätten daher nach Anordnung der Stadt die betreffenden Wohneinheiten geräumt werden müssen, was nie geschehen ist. Stattdessen hatte der Vermieter Klage eingereicht, die nun vom Verwaltungsgericht abgewiesen worden ist.

Laut Gericht "besteht aufgrund der Verstöße gegen brandschutzrechtliche Anforderungen eine gegenwärtige Gefahr für Leib und Leben". Die Nutzungsuntersagung sei daher erforderlich und verhältnismäßig. "Es ist nach Aktenlage hinreichend dargelegt, dass die streitgegenständlichen Wohnnutzungen den brandschutztechnischen Anforderungen nicht genügen", so das Gericht.

Vermieter: Stadt Würzburg stellt Sachlage falsch dar

"Das Gericht war nicht dort und die Stadt stellt die Sachlage falsch dar", sagt hingegen der Vermieter im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Brandschutzvorrichtungen im Haus seien ausreichend, innerhalb kürzester Zeit könnten Bewohnerinnen und Bewohner im Brandfall das Haus verlassen und auch die Feuerwehr könne das Haus innerhalb weniger Minuten erreichen. "Es ist eine Situation, bei der die Leute bestens gerettet werden können."

Aus diesem Grund habe er gegen die Entscheidung Berufung eingelegt – ein Schritt, der jedoch keine aufschiebende Wirkung im Bezug auf die angeordnete Räumung hat. Dem könne er jedoch nicht nachkommen, sagt der Vermieter. Schließlich habe er zahlreiche Studierende im Haus, mit denen er jeweils bindende Einjahresverträge geschlossen habe.

Die Situation der Mieterinnen und Mieter ist ein Thema, das auch Linken-Stadträtin Anna-Maria Dürr umtreibt. Sie hat eine Anfrage an die Stadt Würzburg gestellt und wollte wissen, welche Maßnahmen die Stadt seit 2019 zum Schutz der Mieterinnen und Mieter ergriffen habe und welchen Handlungsbedarf die Stadtverwaltung für die Zukunft sieht – die Antwort der Stadt war bis Mittwochnachmittag nicht öffentlich einsehbar.

Würzburger Stadtverwaltung will keine Details nennen

"Es gibt zu wenige Sozialwohnungen in Würzburg", sagt Dürr im Gespräch mit der Redaktion und zeigt sich besorgt, dass die betroffenen Mieterinnen und Mieter nach der Räumung keine Wohnung finden könnten. Eine für sie denkbare Lösung sei daher, dass die Stadt Würzburg das Haus kauft und nach einer umfassenden Sanierung Sozialwohnungen daraus macht.

Die Redaktion hat bei der Stadt angefragt, welche Maßnahmen in Bezug auf die Räumung geplant sind und welche Pläne für die Mieterinnen und Mieter es gibt. Dazu Stadt-Sprecher Georg Wagenbrenner: "Die Stadt ist sich der äußerst weitreichenden Konsequenzen – insbesondere für alle Mieterinnen und Mieter – bewusst, die mit einer Räumung einhergehen und bereitet sich entsprechend gewissenhaft und abgestimmt auf diese Maßnahme vor. Zum genauen Zeitplan und Details der Planungen können wir parallel zum schwebenden Gerichtsverfahren keine Angaben machen." Am Donnerstag wird das Thema in der Stadtratssitzung diskutiert.

 
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  • K. B.
    Die Stadtbau hat und wird noch viele Wohnungen auf dem Hubland bauen. In bester Lage zu besten Konditionen. Ich meine da sollte Platz sein.
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  • H. S.
    mal ne frage: was hat die stadt damit zu tun? warum muss sie die mieter unterbringen? jeder der mieter ist freiwillig eingezogen und hat freiwillig unterschrieben. linke und sozialistische ideen sind hier fehl am platz
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  • F. E.
    10 Quadratmeter sind weniger als ein Parkplatz und es handelt sich ja scheinbar um ein altes Parkhaus. Dafür 300 Euro Miete zu nehmen ist wahrlich kein sozialer Preis. Ohne mehr Regulierung im Mietmarkt bleibt unsoziales Verhalten an der Tagesordnung. Es hilft nicht nur mehr Sozialwohnungen zu bauen, dafür sind viele gar nicht wohnberechtigt und bleiben dem überhitzten Wohnungsmarkt ausgesetzt. Und warum soll, wie von CSU/CDU gefordert, die Wohnungen mit Steuergelder erschwinglicher gemacht werden, wenn es auch Regulierungen täten, die Grenzen setzen? Ich sehe es nicht ein, warum Steuerzahler die Profite der Wohnungswirtschaft finanzieren sollen!
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  • U. A.
    Na dann rechnen Sie doch mal was ein Parkplatz in Wü kostet.

    Mindestens 2 Euro pro Stunde x 24 Stunden x 30 Tage = ???
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Daß dieses ehemalige Geschäftshaus in dieser Form überhaupt zu einem Wohnhaus umgebaut wurde ist das Eine. Eine ganz andere Nummer ist aber, daß sich der Bauherr - nach den Aussagen im Artikel - nicht an die Auflagen der Stadt beim Ausbau gehalten hat.
    Wenn das der Fall ist ist das Gebäude zu sperren. Und der Eigentümer ist wegen fehlender Einhaltung von Bauauflagen zu einem deutlich spürbaren Ordnungsgeld zu verknacken. Das muß wehtun. Und zwar ohne wenn und aber. Das wird im Zweifel dann wohl ein Gericht klären. Und dann (hoffentlich) im Sinne und zum Schutz der Allgemeinheit und der (ehemaligen) Mieter.

    A propos - noch ein wenig sarkastisch: ... "Kapitalismus im Endstadium" fällt mir dazu noch ein.
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  • A. F.
    Ich hatte als Beschäftigter eines Serviceunternehmens öfter das Vergnügen in dem Haus Mieter zu suchen. Es gibt glaub ich nur 8 Wohnungsklingeln und eigentlich keine Briefkästen , ein Wahnsinn für die Post und Paketzusteller. Die Flure so eng und Dunkel das 2 Personen fast nicht aneinander vorbeikommen. Es wird immer über die Käfighaltung bei Hühner diskutiert, im Vergleich zu der Körpergröße eines Menschen hatten die Mieter auch nicht mehr Raum als die besagten Hühner.
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  • L. L.
    Wer jemals dieses Haus betreten hat, kann sich niemals vorstellen, dass hier eine Erlaubnis für Wohnungen erstellt wurde. Es ist mehr eine Tiefgarage. Wenn man bedenkt, wie sich die Baubehörden mit Bauherren um den Winkel eines Daches oder den Einbau eines Fensters streiten kann - dann fragt man sich, wie so etwas möglich war. Und danke dass jetzt ein Ende in Sicht ist.
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  • K. G.
    Die Stadt hat dem Treiben nur so lange zugeschaut, weil sie weiß, dass sie keine Obdachlosenunterkünfte anbieten kann. Es hätten niemals neue Mietverträge geschlossen werden dürfen. Und ja: Die Stadt ist verpflichtet, alle Bewohner wieder unterzubringen. Es wird also höchste Zeit, sich wieder Gedanken über Sozialwohnungen zu machen.
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  • S. B.
    Warum die Stadt?

    Wenn der Vermieter Mietverträge geschlossen hat, so ist er auch in der Pflicht Alternativen anzubieten, wenn die Wohnung unbewohnbar ist.
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  • B. L.
    Für Würzburg bestimmt kein Problem. Bei dem OB u. den Stadträten. Die haben noch nie Fehler gemacht ??
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  • M. S.
    wenn man so etwas liest kann mal jegliche Diskussionen über Mietdeckel, mehr Rechte für Mieter etc. nachvollziehen!

    Wenn nur die Hälfte stimmt von dem was geschrieben wird sollte sich der Vermieter schämen. Er erweist auch allen vernünftigen, "normalen" Vermietern einen Bärendienst!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Richtig so.
    Nur die Mieter können halt nichts dafür und sind aber die leidtragenden.
    Im Prinzip ist die Stadt Würzburg schuld an dieser ganzen Situation , würde diese genügend bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen gäbe es solche Probleme nicht.
    In Heidingsfeld gibt es ein Mietobjekt wo es genauso läuft. Da werden auch Wohnungen bewohnt,die eigentlich den Namen Wohnung nicht verdient haben, und auch eigentlich,laut Bauamt nicht vermietet werden dürften.
    Es ist schon traurig das solche Leute mit solchen Machenschaften durchkommen. Der Vermieter sieht sich sogar noch als Wohltäter,da er abgeblich bezahlbaren Wohnraum schafft.
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  • E. H.
    Kann die Kosten nicht vom Vermieter einklagen? Der ist doch der Verursacher durch seine Profitgier!
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  • F. S.
    Wie gut, dass dem verantwortungslosen Treiben des Vermieters per Gerichtsbeschluss endlich ein Ende bereitet wird. Zu bedauern sind die Mieter und die Stadtverwaltung, wenn es an die Räumung des maroden Gebäudes geht. Wer auf der Nordtangente an dem Haus vorbeifuhr, konnte angesichts des seit Jahren abgelagerten Sperrmülls sehen, dass hier wenig Sorgfalt für Sauberkeit und Sicherheit aufgebracht wurde. Hoffentlich wird der Vermieter für die Räumung seines nicht mehr sicher bewohnbaren Hauses auch finanziell zur Verantwortung gezogen. Wer nimmt die armen Studierenden auf, bis sie wieder eine bezahlbare Wohnung gefunden haben? Ein Aufruf an die Bürgerschaft zur Bereitstellung einer vorübergehenden Bleibe in ihrer Wohnung oder in ihrem Haus wäre eventuell schon eine Erste Hilfe.
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