Einen guten Monat nach dem Start des Einbahnstraßen-Probebetriebs im unteren Teil der Zeller Straße häufen sich die Beschwerden bei der Polizei und im Rathaus: Anwohner und Radfahrer beklagen, dass die neue Regelung von zahlreichen Autofahrern ignoriert wird, Autofahrer schimpfen über Staus und lange Wartezeiten in den umliegenden Straßenzügen.
Nach den ersten zehn Tagen hieß es aus dem Rathaus noch, die Verkehrssituation sei unauffällig. Auch die Polizei konnte in der letzten Ferienwoche und an den ersten Tagen des neuen Schuljahrs "keinerlei offensichtliche Auswirkungen" feststellen.
Das ist nach inzwischen fünf Wochen der auf ein Jahr angelegten Testphase anders. Die zu Beginn getroffene Aussage müsse korrigiert werden, teilt Matthias Weber, der Leiter der Polizeiinspektion Würzburg Stadt, auf Nachfrage mit. Die PI stelle mittlerweile "ein ständig steigendes Beschwerdeaufkommen" von Anliegern und Verkehrsteilnehmern fest: "Während einige Anwohner auf die Einhaltung der Regelungen drängen, weisen andere Beschwerdeführer auf die aus ihrer Sicht verschlechterte Verkehrssituation hin."
Zahlreiche Beschwerden
Nicht nur die Polizei wird auf Rückstaus auf den Umfahrungsstrecken und an Knotenpunkten hingewiesen, auch die städtische Pressestelle und der Kommunale Ordnungsdienst haben Beschwerden erhalten. Monika Münchmeier aus der Zellerau berichtet beispielsweise von einem "absoluten Chaos" an der Kreuzung am Neunerplatz durch den Rückstau der Autos in der Wörthstraße: "Dass es so kommen würde, war eigentlich jedem klar, der diese Strecken kennt."
In einem Online-Kommentar auf mainpost.de beklagt User "cw62", dass Berufstätige aus der Zellerau Richtung Innenstadt, Sanderau und Frauenland nach Feierabend in der Mainaustraße, Sedanstraße und Dreikronenstraße in einem "totalen Verkehrsstau" stecken.
Das bestätigt auch der städtische Pressesprecher Georg Wagenbrenner. Der Rückstau aus der Dreikronenstraße habe mehrfach dazu geführt, dass vor der Straba-Haltestelle Talavera Fahrzeuge auf den Straßenbahngleisen und darüber hinaus standen.
Gleichzeitig gibt es Beschwerden von Anwohnern und Radfahrern über die große Anzahl an Autofahrern, die die Einbahnregelung entweder übersehen oder bewusst ignorieren. Zwischen 15 und 40 Falschfahrern pro Stunde hat Christian Stockmann, der den oberen Teil der Zeller Straße von seinem Schreibtisch aus im Blick hat, in den ersten drei Septemberwochen gezählt.
Gefährliche Situation für Radfahrer
Falsch einfahrende Fahrzeuge würden vom Gegenverkehr ausgebremst oder abgedrängt – das führe nicht nur zu gefährlichen Situationen für Radfahrer, sondern auch zu häufiger Lärmbelästigung der Anwohner durch Hupkonzerte.
Stefan Kraus bestätigt diese Beobachtungen aus der Perspektive eines Radfahrers. Im Begegnungsverkehr weichen Autos auf die Radstreifen aus, Radfahrende benutzen die engen Gehwege, Fußgänger ärgern sich über die Radler, schreibt er an die Redaktion.
Die Polizei war inzwischen mehrfach vor Ort und hat zahlreiche Falschfahrer belehrt, sagt PI-Chef Matthias Weber und kündigt weitere Kontrollen "aufgrund der aus unserer Sicht steigenden Gefährdungssituation" an.
Das Tiefbauamt hat nach mehreren Ortsterminen einiges dafür getan, um die Situation zu verbessern: Laut Stadtsprecher Georg Wagenbrenner wurden unter anderem Schilderstandorte optimiert, Halteverbote eingerichtet und gut sichtbare Piktogramme angebracht. Nach einem Monat sei es noch zu früh für eine abschließende Bilanz: "Die Gewöhnungsphase ist noch nicht abgeschlossen."
schulkindern, die sich auch schon Gedanken darüber gemacht haben...
Doch, die sind genauso blind wie die vielen Radfahrer, die bewusst enge Einbahnstraßen verbotswidrig befahren und dabei Frontalkollisionen mit Fahrzeugen riskieren. Genauso blind, wie die auf den Gehsteigen Fußgänger gefährden. Genauso wie die, welche in den Fußgängerzonen sich wie Rennfahrer verhalten.
Genauso wie die, welche an offensichtlicher Rot-/Grün-Sehschwäche an Ampeln leider.
Gegenseitige Rücksicht, vernünftiges Verhalten im Verkehr aller Beteiligten, ist leider ein Fremdwort. Höflichkeit ist sowieso abhanden gekommen.
Als ich freundlich einen Radfahrer darauf hingewiesen habe, dass eine Gasse mit 2 Metern Breite auch für Radfahrer eine Einbahnstraße ist, bekam ich neben einem "Halts Maul, A....loch" auch Schläge angedroht. Alter: ca. 65 - 70 Jahre. Soweit sind wir mittlerweile.
Auch mir ist dieses Verhalten vieler Radfahrer schon aufgefallen.
Und wenn ich einen Radfahrer sehe, der z.B. bei Rot über eine Ampel gefahren ist und ich die Möglichkeit habe, ihn anzusprechen, dann frage ich ihn, ob sein Blindenhund unterzuckert ist ...
Meiner Meinung nach sollte die Zeller Straße nicht als "Stauparker" herangezogen werden. Das Phänomen ist in der Schiestlstraße in Grombühl genauso zu beobachten.
Auch ich erlebe regelmäßigst wie Autos vollkommen bewusst sich der Einbahnstraßenregelung widersetzen. Dauernde Kontrollen, welche über eine Belehrung hinaus gehen, sind für einen realistischen Testbetrieb erforderlich.
Und die Stadt soll endlich mal zusehen, dass konsequent kontrolliert wird!