
Dass die Zahl der Straftaten in Unterfranken im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen hat - für die Polizei hängt das klar mit den Pandemie-Jahren und den damit einhergehenden Einschränkungen zusammen. Kneipen blieben geschlossen, die Menschen arbeiteten von zu Hause aus. In den meisten Polizei-Statistiken sind deshalb für 2020 und 2021 deutliche Ausschweifungen nach unten zu erkennen. Ein Vergleich der aktuellen Zahlen sei also nur mit dem Pandemie-Vorjahr 2019 sinnvoll, sagt Unterfrankens Polizeipräsident Detlev Tolle.
Mit Blick auf die einzelnen Straftatbestände bilanzierte das Polizeipräsidium Erfreuliches: Im vergangenen Jahr wurden in Unterfranken insgesamt 46.280 Straftaten verzeichnet - ein Rückgang von drei Prozent zu 2019. Die Aufklärungsquote in Unterfranken ist mit 70,3 Prozent (70,1 Prozent in 2019) weiterhin überdurchschnittlich hoch: Bayernweit liegt der Schnitt für 2022 bei 64,4 Prozent.
Starke Rückgänge der Fallzahlen gab es insbesondere bei schwerem Diebstahl (-16,5 Prozent), Rauschgiftdelikten (-16,8 Prozent), bei der Straßenkriminalität (-9,8 Prozent) und bei Sachbeschädigungen (-7 Prozent). "Die Menschen in Unterfranken dürfen sich sicher fühlen", sagt Tolle.
Rasanter Anstieg bei der Verbreitung kinderpornografischen Materials
Doch zwei Probleme und Sorgenbereiche der vergangenen Jahre beschäftigen die unterfränkischen Polizei nach wie vor stark: Zum einen hat die Internetkriminalität mit 53,6 Prozent deutlich zugenommen. Zum anderen ist die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung um 54,6 Prozent gestiegen. Besonders erschütternd ist, dass die Verbreitung kinderpornografischen Materials dabei einen großen Anteil hat. Gegenüber 2019 hat sich dieser Straftatbestand laut Tolle mit einer Steigerung von 191 Prozent fast verdreifacht.
Der Leitende Kriminaldirektor, Holger Baumbach, führt den immensen Anstieg auf die "immer mehr verfügbaren" sozialen Medien zurück. Ein Grund dafür sei aber auch das "gemeinsame, konsequente Vorgehen von Polizei und Justiz", das im Zuge der Verschärfung des Sexualstrafrechts seit 2016 stark zugenommen habe. Zudem profitiere die Polizei von gemeinnützigen Organisationen, die sich dem Kampf gegen Kinderpornografie widmen und Fälle melden.
Bei der Verbreitung kinderpornografischen Materials spielen laut Baumbach immer häufiger Kinder selbst eine Rolle: "Dahinter steckt aber häufig kein realer Missbrauch und womöglich auch keine kriminelle Energie." Oft gehe es dabei um das Herumschicken von Nacktfotos, etwa in Schüler-Chatgruppen. Die Staatsanwaltschaft muss hier trotzdem ermitteln, da es sich um einen Straftatbestand handelt, sagt der Leitende Kriminaldirektor. Zehn bis 15 Prozent der gesamten Taten wiegen besonders schwer und gehen nach wie vor auf Erwachsene zurück.
Im Bereich der Vergewaltigung verzeichnet die Polizei Unterfranken für 2022 einen Anstieg um zwölf Prozent auf 119 Fälle mit einer Aufklärungsquote von 93,3 Prozent. Viele Vergewaltigungsfälle basierten auf Bekanntschaftsverhältnissen, sagt Baumbach. Die können auch kurzfristiger Natur sein: Datingapps spielen beim Verabreden eine immer größere Rolle. Auch die Polizei spürt "das Medium Internet" immer stärker, in diesem Bereich zeichneten sich mehr sexuelle Übergriffe ab.
Unterfränkische Polizei verstärkt den Fokus auf Internetkriminalität
Die zweite große Sorge: die Internetkriminalität. Auch hier spielt laut Polizeipräsidium die Verbreitung pornografischer Inhalte eine große Rolle. Bei der Masse der Delikte handelt es sich dabei aber um Betrug jeglicher Form. Neben Anlage- und Warenbetrug und der missbräuchlichen Verwendung von Personalien fällt hier der "Callcenter-Betrug" schwer ins Gewicht. Beim sogenannten Enkeltrick werden die Täterinnen und Täter zunehmend auch über den Messenger-Dienst Whatsapp tätig.

Hier zieht die Polizei Unterfranken das Vorjahr zum Vergleich heran: In 2022 kam es demnach deutlich häufiger zu Vollendungen in diesem Deliktfeld - der Vermögensschaden verdreifachte sich. Auch weil die Täter oft aus dem Ausland agieren sieht sich die unterfränkische Polizei hier mit großen Herausforderungen konfrontiert. In Aschaffenburg hat die Kriminalpolizei eigens dafür die "Arbeitsgruppe Messenger" eingerichtet, die speziell in dem Bereich ermittelt. Durch Präventionsmaßnahmen will die Polizei die Bevölkerung weiter sensibilisieren.
Querdenker-Bewegung sorgt für Höchststand bei politisch motivierten Taten
Die politisch motivierte Kriminalität steigt seit Jahren kontinuierlich leicht an. Mit 478 Fällen liegt sie für 2022 deutlich über dem Wert von 344 aus dem Jahr 2019. Laut Polizei sind 250 Fälle keiner konkreten politischen Richtung zuzuordnen. Es handle sich dabei insbesondere um Delikte aus dem Umfeld der "Querdenker"-Bewegung und Corona-Demonstrationen. Dies hatte 2021 mit 591 Fällen für einen Höchststand der vergangenen zehn Jahre gesorgt. Der Bereich der rechtspolitischen Straftaten sei mit 157 Taten nach wie vor ein Schwerpunkt, so Tolle. Linksmotivierte Taten belaufen sich in 2022 auf 30 Fälle.
Von einem Fall im Vorjahr auf nun 35 Fälle ist die Zahl der Straftaten mit "ausländischer Ideologie" stark angestiegen. Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um Straftaten, die mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängen. Etwa das sprühen von Z-Symbolen, wie im Fall der Würzburger Gethsemanekirche.
Als ich meinen Führerschein machte durfte man noch mit 1,29 Promille völlig ungestraft Auto fahren. Das war alltäglich und viel schlimmer als Heute, es wurde aber darüber nicht berichtet und so wurde es nicht wahrgenommen.