Offenbar gab es in den vergangenen Monaten weniger Straftaten in Unterfranken als im selben Zeitraum der Vorjahre. Das teilte die Polizei bei ihrer jährlichen Pressekonferenz zur Sicherheitsbilanz am Freitag in Würzburg mit. In vielen Deliktbereichen seien die Zahlen spürbar zurückgegangen, berichtete Kriminaldirektor Holger Baumbach. Dabei handele es sich allerdings noch nicht um "harte Zahlen", sondern um erste Tendenzen. Die Gründe für die gesunkene Kriminalität sieht Baumbach in der Corona-Krise.
So sei beispielsweise die Zahl der Diebstähle zurückgegangen, weil Läden eben geschlossen hatten. Und dass es weniger Wohnungseinbrüche gegeben hat, habe im wesentlich daran gelegen, dass sich die Menschen viel zuhause aufgehalten hätten. Auch die Grenzkontrollen und Ausgangsbeschränkungen sieht Baumbach als Ursachen für weniger Straftaten.
Weniger Betrunkene, weniger Körperverletzungen
Überraschend sei, dass auch die Zahl der Betrugsdelikte im Internet leicht abgenommen habe, findet Baumbach. Was es allerdings durchaus gebe, seien Betrügereien unter Ausnutzung des Coronavirus. Dazu zählen zum Beispiel vermeintliche Verkäufer im Netz, die Mundschutzmasken teuer anbieten, aber nie ausliefern. "Da wird viel Schindluder getrieben."
Perspektivisch müsse man auch Subventionsbetrügereien im Auge behalten, so Baumbach. "Davon, dass schnelle und unbürokratische Hilfen nicht immer die richtigen Adressaten erreichen, muss man ausgehen." In diesem Bereich erwartet der Ermittler zukünftig noch die ein oder andere Anzeige. Ohne Nachtleben und Betrunkene auf den Straßen sank auch die Zahl der Köperverletzungen deutlich. Und was häusliche Gewalt betrifft, so blieb nach derzeitigem Stand der zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen befürchtete starke Anstieg an Delikten aus. Allerdings gebe es noch ein "großes Fragezeichen" beim Anzeigeverhalten, sagte Baumbach. Möglicherweise melden sich einige Opfer nicht, es könnte also eine höhere Dunkelziffer geben.
Nur wenige nahm die Polizei in Gewahrsam
Zufrieden zeigte sich Polizeipräsident Gerhard Kallert rückblickend damit, wie die Ausgangsbeschränkungen in Unterfranken befolgt wurden: "Die Mehrheit hat sich sehr vernünftig daran gehalten." Dass im April mehrere Menschen in Aschaffenburg und im Landkreis Schweinfurt für einige Tage ins Gefängnis mussten, nachdem sie mehrfach gegen das Infektionsschutzgesetz verstoßen hatten, sorgte für einigen Wirbel. Letztlich habe es sich um eine "einstellige Zahl" solcher Fälle gehandelt, sagt Kallert. Trotz mehrfacher Belehrungen durch die Polizei hatten sie sich uneinsichtig gezeigt. Der längere Gewahrsam habe dann auch Wirkung gezeigt, so der Polizeipräsident.
Ständige Änderungen der Regelungen als Problem
Ein Problem für Polizeibeamte und Bürger seien die vielen Änderungen der Corona-Beschränkungen in kurzer Zeit gewesen, berichtet Kallert weiter. Bei Kontrollen sei öfter darüber diskutiert worden, ob die Regelungen überhaupt sinnvoll seien. Teilweise hätte es auch ähnliche Fälle gegeben, in denen die Beamten unterschiedlich entschieden haben. Woran das lag? Unter anderem daran, dass die Regelungen – anders als Gesetze – in kürzester Zeit formuliert werden mussten."Es hat durchaus seinen Sinn, dass Gesetze lange in der Entwicklung brauchen", so Kallert.
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Die Demos gegen Corona-Beschränkungen, die seit einigen Wochen auch in Unterfranken stattfinden, bereiten der Polizei keine großen Sorgen. Die Zahl der Versammlungen nehme zwar zu, sie verliefen laut Kallert aber "ohne Zwischenfälle".
Verstoß gegen Corona-Regeln: Viele Hinweise aus der Bevölkerung
Nachdem die Ausgangsbeschränkungen in Bayern nun wegfallen, entspannt sich die Situation für die Polizei etwas. Laut Kallert gibt es nun deutlich weniger Anzeigen als noch im April. Damals habe man auch "sehr viele Hinweise" aus der Bevölkerung bekommen – für Kallert "kein Denunziantentum": Viele Menschen hätten einfach Angst gehabt, wenn ihr Nachbar zum Beispiel eine Party in der Garage feiert.
Was die noch bestehenden Kontaktbeschränkungen betrifft, so bestehe keine Anforderung an die Polizei, Verstöße dagegen zu 100 Prozent aufzuklären. Allerdings hätten Streifen durchaus die entsprechenden Befugnisse, über Ausweise und Einwohnermeldesysteme herauszufinden, ob die Angaben der Bürger korrekt sind.