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Würzburg/Schweinfurt
Obwohl der Lehrling nichts kosten würde: Ausbildungsbudget für Menschen mit Behinderung noch nie beantragt
Anträge? Null. Ein Budget soll Menschen mit Behinderung den Start ins Berufsleben ermöglichen. Doch auch in Unterfranken laufen viele Fördermaßnahmen ins Leere. Die Zahlen.
In den Mainfränkischen Werkstätten in Würzburg gibt es viele Jobs: Eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden, ist für viele Menschen mit Behinderung dagegen eher schwer (Archivbild).
Foto: Thomas Obermeier | In den Mainfränkischen Werkstätten in Würzburg gibt es viele Jobs: Eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden, ist für viele Menschen mit Behinderung dagegen eher schwer (Archivbild).
Folker Quack
 |  aktualisiert: 26.07.2024 02:44 Uhr

Schulvorbereitende Einrichtung, Förderschule, Werkstätte für Menschen mit Behinderung - das ist der klassische berufliche Weg für Heranwachsende mit einer Behinderung. Dabei könnten viele von ihnen auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen, wo akuter Arbeitskräftemangel herrscht. Der Staat ließe sich das sogar einiges kosten - doch die zur Verfügung gestellten Budgets werden auch in Unterfranken oft gar nicht genutzt.

Arbeitsagenturen Würzburg und Schweinfurt: Budget für Ausbildung noch nie beantragt

Seit 2020 kann bei den Arbeitsagenturen ein Budget für Ausbildung beantragt werden. Ist die Genehmigung da, werden für den Ausbildungsbetrieb alle Kosten, auch die für eine besondere Betreuung, übernommen. Doch in den Arbeitsagentur-Bezirken Schweinfurt und Würzburg wurde bislang kein einziger Antrag gestellt. Lediglich ein paar lose Anfragen habe es gegeben, heißt es bei der Arbeitsagentur Würzburg. 

Bundesweit sind noch keine 100 Anträge zusammengekommen, kritisierte unlängst der für die Belange behinderter Menschen zuständige CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe.

Susanne Niederhammer, Leiterin der Integrationsfachdienst Würzburg, bemängelt, dass das Budget nur den Weg in eine Ausbildung vorsieht. Dafür müsse es die Fähigkeit dazu und die Perspektive, die Abschlussprüfung zu bestehen, geben. Werden sie infrage gestellt, führe der Weg in eine Werkstätte für Behinderte. Wichtig sei, was die jungen Menschen sich selbst zutrauen, sagt Niederhammer. Sie  plädiert dafür, das Budget auch für Qualifizierungen zu öffnen. 

Susanne Niederhammer leitet den Integrationsfachdienst Würzburg. Anfang des Jahres warb sie beim unterfränkischen Mittelstandsverband für Teilhabe und Inklusion am Arbeitsmarkt.
Foto: Patty Varasano | Susanne Niederhammer leitet den Integrationsfachdienst Würzburg. Anfang des Jahres warb sie beim unterfränkischen Mittelstandsverband für Teilhabe und Inklusion am Arbeitsmarkt.

Aber nicht nur beim Ausbildungsbudget für Menschen mit Behinderung, auch beim Budget für Arbeit hält sich die Nachfrage in Grenzen. Der Bezirk Unterfranken übernimmt seit 2018 bis zu 75 Prozent des Gehalts, wenn ein Arbeitnehmer aus einer Werkstätte in den ersten Arbeitsmarkt wechselt. 65 Anträge wurden bislang gestellt, 49 davon bewilligt. Aktuell arbeiten laut Bezirk in ganz Unterfranken 14 behinderte Menschen mit dieser Förderung auf dem ersten Arbeitsmarkt - teilweise in speziellen Inklusionsbetrieben.

Hohe Zahl an arbeitslos gemeldeten Menschen mit Behinderung

Auch die Unterstütze Beschäftigung (UA), bei der es bis zu drei Jahre lang finanzielle und fachliche Unterstützung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gibt, ist aktuell in den Arbeitsagenturbezirken Schweinfurt mit 21 Personen und Würzburg mit 18 Personen überschaubar.

Im Gegensatz dazu steht die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen mit einer Behinderung: Im Gebiet der Arbeitsagenturen Würzburg und Schweinfurt sind es 1724 schwerbehinderte Menschen. Weitere 3792 arbeiten in einer der Werkstätte für Menschen mit Behinderung.

Jedes zweite Unternehmen in Mainfranken zahlt lieber Ausgleichsabgabe

2022 kamen im Arbeitsagentur-Bereich Schweinfurt 44 Prozent der Firmen ihrer Pflicht, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen, vollständig nach. Im Bereich Würzburg waren es 46,5 Prozent. Damit liegt die Region Mainfranken über dem bundesweiten Schnitt von 39 Prozent. Dennoch: Über die Hälfte der Unternehmen erfüllen die Vorgaben nicht und zahlen lieber eine Ausgleichsabgabe.

 
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  • Dietmar Eberth
    "Über die Hälfte der Unternehmen erfüllen die Vorgaben nicht und zahlen lieber eine Ausgleichsabgabe."

    Da kann man den Unternehmen ja super zu ihrer sozialen Verantwortung gratulieren.
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