zurück
Würzburg
OB-Wahl: Jetzt ist der grüne Kandidat offiziell am Start
Bei der Aufstellungsversammlung der Grünen bekam OB-Bewerber Martin Heilig ein Traumergebnis. Vorher hatte er gezeigt, dass er die spontane Debatte beherrscht.
Blumen und einen Kompass für den Bewerber: Barbara Lehrieder, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, beglückwünscht Martin Heilig zur Nominierung als OB-Kandidat der Grünen. Hinten links Co-Fraktionschef Matthias Pilz.
Foto: Fabian Gebert | Blumen und einen Kompass für den Bewerber: Barbara Lehrieder, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, beglückwünscht Martin Heilig zur Nominierung als OB-Kandidat der Grünen.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:38 Uhr

Am Ende hakt es dann doch kurz bei der Technik. Eigentlich soll noch ein Werbevideo für Martin Heilig über die Leinwand flimmern, doch ein fehlendes Kabel lässt den Bildschirm blind bleiben. 

Es ist der einzige Schönheitsfehler, den es am Donnerstagabend in den Barockhäusern in der Neubaustraße gibt. Die offizielle Nominierung von Martin Heilig zum grünen OB-Kandidaten für Würzburg läuft wie am Schnürchen, und nach gut anderthalb Stunden sieht man auch dem Bewerber die Erleichterung an. Mit 40 von 41 Stimmen heben ihn die anwesenden Parteimitglieder als ihren Kandidaten aufs Schild. Nach dem Überraschungserfolg von Patrick Friedl im vergangenen Oktober bei der Landtagswahl wollen die Würzburger Grünen nun das Chefzimmer im  Rathaus erobern und rechnen sich gute Chancen aus.

Fotoserie

Auf dem Kandidaten ruhen Hoffnungen und Erwartungen zugleich

Auf dem 43-jährigen studierten Pädagogen Martin Heilig ruhen damit nicht nur die Hoffnungen, sondern auch die Erwartungen der grünen Basis. "Ein grüner OB ist möglich in Würzburg", sagt die Kreisvorsitzende Christa Grötsch. So viel ist klar: Die Grünen spielen nicht auf Platz, sondern auf Sieg. 

"Ein grüner OB ist möglich in Würzburg."
Christa Grötsch, Kreisvorsitzende Würzburg-Stadt

Heilig, der sich den Slogan "Anpacken. Für Würzburg." gegeben hat, setzt in seiner Bewerbungsrede zunächst auf Tiefenentspannung. "Ich möchte dich einladen zu einer kleinen Reise. Wenn du magst, schließ deine Augen oder lass vor deinem inneren Auge folgende Szene entstehen." Die Szene spielt am "QR-Code-Platz", also in der Eichhornstraße, nur dass in Heiligs kleiner Zukunftsreise ins Jahr 2032 dort Brunnen plätschern und viel Grün wächst: "Ihr atmet frei, weil die Luft sich sauber anfühlt, und es riecht nach Grün und blühenden Blumen." 

Psychedelisch angehauchte Rede und grüne Kernthemen

Ein träumender OB-Kandidat? Das vielleicht auch. Doch die psychedelisch angehauchte Rede ist ein Arbeitsprogramm. Punkt für Punkt arbeitet Heilig die grünen Kernthemen ab. Im Rad durch die Stadt? Macht Spaß. Warum? Weil Radfahrer Vorfahrt haben und ein grüner OB "gleich nach seiner Wahl 2020" Radbrücken auf den Weg gebracht hat. Polizeirazzien gegen Jugendliche? Gibt es nicht. "Junge Menschen dürfen sich genauso wie ältere an den schönen Orten dieser Stadt aufhalten, ohne Konsumzwang." 

Und dann – natürlich – der ÖPNV. In Heiligs Gedankenreise kommt "kaum noch jemand auf die Idee, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren". Warum? Die Verbindungen "auch von weit draußen im Landkreis" sind so gut geworden, dass sich die Frage nicht stellt. Und Samstag fährt man ohnehin kostenlos. "Seid ihr dabei?" ruft Heilig in den Saal. Na klar doch, signalisiert der Applaus. 

Heilig sieht eine Re-Politisierung unter den Menschen

Wirkte die Bewerbungsrede hier und da ein wenig bemüht, so zeigt Heilig bei den Fragen aus dem Publikum, was er aus früheren Wahlkämpfen, zuletzt 2017 als Direktkandidat für den Bundestag, gut beherrscht: die spontane Debatte. "Dafür bin ich auch schon ein paar Jahre in der Politik, dass ich auch mit Polemik und mit Angriffen umgehen kann", sagt er auf eine Frage, in der es um den bevorstehenden Wahlkampf geht. "Ich liebe es, am Infostand zu stehen und mit den Leuten zu erörtern, was möglich ist und was nicht." Heilig spricht von einer Re-Politisierung der Menschen, die er bemerkt habe: "Da gibt es eine neue Ernsthaftigkeit, gerade auch bei den Jüngeren. Die merken: Es ist ernst, es geht nicht so weiter."

Gegen eine Verbotskultur in der Stadt

Die eigene Parteijugend ist am Donnerstagabend jedenfalls gut vertreten. "Welche Ideen hast du für die Jugend in Würzburg, dass der ganze Laden hier noch ein Stück bunter und lebenswerter wird?", fragt ein junger Mann. Damit steht unausgesprochen die Hafenrazzia vom März im Raum, ein Vorgang, den Heilig in einem Kontext sieht, "Jugendlichen den Spaß zu verderben" und eine Verbotskultur einzuführen: "So was müssen wir unbedingt umdrehen!"

Wie er im Falle seiner Wahl mit der Verwaltung arbeiten will? Motivation sei wichtig, das wisse er aus seinem eigenen Beruf als Lehrer: "Es gibt ja Oberlehrer, und es gibt, glaube ich, auch ein paar ganz gute Lehrerinnen und Lehrer. Und ich glaube, dass ich zu dem zweiten Teil gehöre. Andererseits muss es auch eine klare Haltung und klare Ziele geben."

Bevor Heilig als Rathauschef die Ziele vorgeben kann, muss er allerdings erst noch die Würzburger von sich und seinem Programm überzeugen. Einer, der das geschafft hat, ist da aber schon mal sehr zuversichtlich. Patrick Friedl, der seit Oktober 2018 das Landtags-Direktmandat für die Grünen hält, gibt den Sound vor: "Wir werden die Stadt rocken, so wie wir sie bei der Landtagswahl gerockt haben!"

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Torsten Schleicher
Deutscher Bundestag
Kommunalwahlen
Landtagswahlen
Lehrerinnen und Lehrer
Oberlehrerinnen und -lehrer
Patrick Friedl
Polemik
Politische Kandidaten
Polizeirazzien
Schönheitsfehler
Städte
Wahlkampf
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • sepele
    Martin Heilig spricht die richtigen Themen für Würzburg an und hat klare Vorstellungen, was er angehen will.
    Ein guter Start in den Wahlkampf.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Ohne einen neuen zukunftsorientierten Stadtrat. Ohne neuen OB der tatkräftig an der Zukunft arbeitet wird in Würzburg weiter der Stillstand verwaltet. Würzburg braucht andere Kräfte an der Stadtspitze, als sie wir jetzt haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • reutjo
    Ich bin ein " Raser " ...

    und gestern geblitzt worden in der Grombühlstrasse mit 37 km/h ( echt ) = €uro
    15.-- Gebühr ! Musste mich zweimal längere Zeit im *Juspi aufhalten, weil ein nahe-stehender Mensch eine schwierige OP hatte; und zahlte jedesmal €uro 4.50 Parkgebühr im "städtischen Parkhaus.
    Ich bin doch seit Jahrzehnten ein Würzburger Bürger und keine *MELK-KUH !! ?? Hat der WÜer * OB den *Blaumann beim Spatenstich an der *Wolffskeel-Realschule denn nicht geschenkt bekommen ?? Müssen solche Sachen a die Bürger keff ?? Die Show musst go an... !!! Egal wer dran ist.... traurig
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • sepele
    Beides viel zu billig, fast schon geschenkt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • guenterthein
    ich bin ja aus dem Landkreis und stehe hinter Martins Ziele für die Stadt und seinen Willen diese gemeinsam und nicht gegen den Landkreis zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass seine Chancen sehr gut sind. Wir brauchen Mut für Veränderung, Martin hat ihn!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • fuereinefreiemeinung
    Warum haben diese Pädagogen eigentlich immer so viel Zeit sich in der Politik herumzudrücken? Haben die solche Langeweile im Job und sind so unausgelastet, dass sie auch noch mit ihren Traumtänzer-Ideen die Politik verseuchen müssen?

    Ich lese nur noch "Fahrräder" überall, ÖPNV, alle haben sich lieb. Dass WÜ auch ein Umland hat mit weiteren Wegen als von der Alten Mainbrücke bis zum Röntgenring, vergessen diese urbanen grünen Weltverbesserer.

    Er kann sich ja gleich mit dem roten Träumer Kühnert verbünden. Dann ist der Untergang sicher.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • sepele
    Hätten sie den Artikel gelesen anstelle nur Vorurteile rauszuhauen, wäre Ihnen aufgefallen, dass der Verkehr zwischen Stadt und Umland durchaus wichtig ist und thematisiert wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • fuereinefreiemeinung
    Ja, und genau das ist die Traumtänzerei! Wer soll denn den irgendwann mal hervorragend ausgebauten ÖPNV eigentlich bezahlen, wenn im Bus nur drei oder vier Leute sitzen?? Da wird doch betriebswirtschaftlich gerechnet! Und wann ist es soweit mit Verbindungen, die alle 20 oder 30 Minuten auch landkreisübergreifend (!) nach WÜ fahren? Das ist Bauernfängerei vom Feinsten und grüne Wahlkampf-Wunschvorstellung!
    Und will mir der Herr Pädagoge nun auch noch vorschreiben, dass ich nur am Samstag nach WÜ fahren darf, weil dann der ÖPNV kostenfrei ist?
    Die wahre Gängelungspartei sind die Grünen. Und wenn sie merken, dass sie ihre Wünsche nicht bezahlen können, dann werden halt die Steuern erhöht (siehe EEG), damit sie in ihrem grünen Traumkosmos weiterhin gut leben können - zwischen Öko-Supermarkt, Fahrrad und ihrer multi-kulti-bunten Flüchtlings-WG.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • joerg.nellen@gmx.de
    Herzlichen Glückwunsch. Der Bildungsstadt Würzburg kann ein Bildungsgewerkschafter als Oberbürgermeister nur gut tun. Zudem scheint durch das Grün ein roter (Hoffnungs-)Schimmer: Gemeinsam kann man es drehen, Würzburg-SPD.
    Jörg Nellen, Geschäftsführer Bildungsgewerkschaft GEW
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Baetz_Johannes@t-online.de
    Das Ziel Würzburg Fahrrad freundlicher und autofrei zu machen rückt immer näher. Als Anfang würde ich mal vorschlagen - ersten: vierspurige Fahrbahnen (Stadtring, Nordtangende, Röntgenring usw) nur noch zweispurig, damit könnte dann die freie Fahrbahn frei für Radfahrer genutzt werden. Zweitens: Fahrverbote für Fahrzeuge über 3,5 to im gesamten Stadtgebiet. Drittens: Einführung von 30kmh und Nachtfahrverbote ab 20:00 Uhr im gesamten Stadtbereich. Nachdem sich dann alle daran gewöhnt haben könnte man in einem Jahr Wü ganz autofrei machen. Ergebnis: dann wäre in einem Jahr => sauber Luft in ganz Wü. Und diese könnte man dann umweltfreundlich in "Glasflaschen" für die autofahrende Landbevölkerung verkaufen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • post@herbertstapff.de
    @mecki: vergessen Sie nicht die Stadttore an den Einfallsstraßen mit Mautgebühr und die Aussiedlung sämtlicher Geschäfte, Betriebe, Gaststätten und Hotels nach außerhalb der Stadtmauern. Die bekommen nämlich sonst kein Material mehr geliefert. Krankenhäuser u. ä. sind ebenfalls nach draußen zu verlagern. Die Gehsteige werden mit Scharnieren ausgestattet, damit man sie nach 20:00 hochklappen kann.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • sepele
    Immer wieder witzig ist die Vorstellung, man müsse die Gehsteige hochklappen, wenn keine Autos mehr in die Stadt fahren. Das Gegenteil ist natürlich der Fall. Die Gehsteige werden endlich benutzbar, wenn sie nicht mehr Dauer-zugeparkt sind.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • post@herbertstapff.de
    @sepele. was bedeutet die alte Redensart "hochgeklappter Gehsteig"? Dort ist nichts los, ist keiner unterwegs, ist tote Hose, es werden keine Gehsteige gebraucht. Das ist die Vorstellung von @mecki. Schauen Sie in die Ortschaften: keine Infrastruktur, keine Läden = nichts mehr los = nur noch Schlafgemeinde.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • rebnik
    Bleiben die Autos weg, bleibt auch die Sorte Menschen weg, die in der Stadt nur eine Einkaufsmöglichkeit sieht, die möglichst praktisch zu sein hat.

    Ein ganz neues Erleben von Stadt als Forum der Begegnung kann sich dann entwickeln (z.B. abends auf den Treppen am Alten Hafen, der deswegen ganz sicher nicht zum sozialen Brennpunkt verkommen wird).

    Die, denen Autos, geschäftliche Tätigkeit und Konsumbefriedigung so wichtig sind, können gerne in den Outlet-Centern oder den Gewerbegebieten am Stadtrand bleiben.

    Deswegen freue ich mich auf einen spannenden Kommunalwahlkampf in Würzburg!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • post@herbertstapff.de
    Schon wieder ein Lehrer, der uns sagen will, was gut für uns ist. Veggieday, Wohnungsenteignung, Fahrradzwang, Sozialismus mit rot-rot-grün. Aber halb so schlimm: Kretzmar und Palmer haben ja dann auch dazugelernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Nicht, dass die Grünen sich dann noch "Ver-Rocken" ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DaFi
    Super Auftritt gestern! Ich als Würzburger Grüne stehe hinter Martin und freue mich auf den Wahlkampf. Gemeinsam können wir Würzburg noch l(i)ebenswerter machen!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Bezirksrat Gerhard Müller
    Zukunftsideen - das unterscheidet die Grünen vom Rest, also den Rückwärtsdenkern und Parkplatzverteidigern!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Fakenews
    Gott bewahre Würzburg vor einem solchen Traumtänzer!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • lukas.we
    "Psychedelische angehauchte Rede" also... Für mich klingt das nach Mit, etwas auch Mal anders zu machen. Ein Mut, den Würzburg gut tun kann.

    Hätte dich gerne gewählt, gestern. Zum Glück hab ich nächstes Jahr noch eine Chance zwinkern

    Ich freue mich auf einen guten, politisierenden Wahlkampf!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten