Jetzt steht der erste Herausforderer von CDU-Oberbürgermeister Christian Schuchardt fest: Grünen-Kreisvorsitzender Martin Heilig geht ins Rennen ums höchste Amt der Stadt. Das gab der 43-Jährige auf einer Pressekonferenz am Mittwoch bekannt. Die Wahl findet am 15. März 2020 statt.
Damit haben sich die Spekulationen erledigt, ob der Überraschungssieger der vergangenen Landtagswahl Patrick Friedl, der gegen den CSU-Abgeordneten Oliver Jörg das Direktmandat errang, auch den Chefsessel im Würzburger Rathaus anstrebt. Bei der vergangenen OB-Wahl 2013 hatten die Grünen auf einen eigenen Bewerber verzichtet und den SPD-Kandidaten Muchtar Al Ghusain unterstützt, der gegen den CSU-Kandidaten Schuchardt in der Stichwahl verlor. Zuvor war dreimal Stadtrats-Fraktionschef Matthias Pilz der grüne OB-Kandidat gewesen. Der amtierende Oberbürgermeister Schuchardt (50) hatte bereits Mitte März gegenüber dieser Redaktion bekundet, dass er sich zur Wiederwahl stelle.
Martin Heilig ist seit 1993 bei den Grünen
Erfahrung im Wahlkampf hat auch der grüne OB-Anwärter: Heilig war bei den Bundestagswahlen 2013 und 2017 Direktkandidatder Grünen für den Wahlkreis Würzburg und kandidierte auch schon für den Stadtrat. Der gebürtige Würzburger trat 1993 den Grünen bei, initiierte die Grün-Bunte Jugend Würzburg, bekleidete mehrere Parteiämter und ist ehrenamtlich stark engagiert, unter anderem bei der Würzburger Klima-Allianz. Seit 2015 ist er zusammen mit Christa Grötsch Vorsitzender des Kreisverbandes Würzburg-Stadt von Bündnis 90/Die Grünen.
Als er im Grünen-Büro in der Textorstraße seine Kandidatur vor Journalisten verkündet, gibt sich Heilig dynamisch und selbstbewusst: "Ich möchte der nächste Oberbürgermeister von Würzburg werden." Für dieses Amt brauche es jemand mit Leidenschaft und nachhaltigen Ideen. "Und das habe ich", ist seine klare Ansage. Würzburg habe ein phantastisches Potenzial mit vielen engagierten Menschen. Doch dieses sei bei weitem nicht voll entwickelt. Er habe für die Stadt "viele Visionen und Vorstellungen". Und deshalb kandidiere er. Sein Wahlkampfmotto: "Anpacken. Für Würzburg."
Mehr Wasser- und Grünflächen in der Stadt
Was die Inhalte angeht: Den Prognosen nach "erwartet uns in Würzburg eine Klimahölle", sagt Heilig. Dieser müsse man mit CO2-Vermeidung und mehr Wasser-und Grünflächen entgegentreten. "Pläne gibt's genug, aber es muss endlich was vorangehen." Vor allem auch beim Verkehr. "Wir wollen das Auto nicht verteufeln" – aber: "Der ÖPNV muss so attraktiv werden, dass gar keiner mehr auf die Idee kommt, in der Stadt das Auto zu nutzen." Und zudem müsse man auch sicher und komfortabel Rad fahren können. Dafür sei auch eine eigene Radfahrer-Brücke über dem Main nahe der Löwenbrücke denkbar.
Er habe aber auch das soziale Klima auf der Agenda, erklärt Heilig, nennt eine bessere Kinderbetreuung und mehr Spielplätze als Ziele. Konkreteres will er noch nicht verraten. Im Juni gibt's einen Programm-Parteitag und vor der Sommerpause will die Partei ihre Stadtratskandidaten vorstellen.
Für den Abgeordneten Friedl war die Kandidatur keine Option
"Er ist der richtige Kandidat", konstatiert seine Mitstreiterin im Kreisvorsitz Christa Grötsch. Auch die Stadtrats-Fraktionsvorsitzenden Matthias Pilz und Barbara Lehrieder sichern die Unterstützung der Fraktion zu. Heiligs offizielle Nominierung soll am 2. Mai erfolgen.
Landtagsabgeordneter Patrick Friedl hält Heilig ebenfalls für den geeigneten Mann für eine grüne Wende im Würzburger Rathaus. Friedl, über den auch als Kandidat spekuliert worden war, erklärt gegenüber der Redaktion, dass das keine Option für ihn war. "Ich wollte das Landtagsmandat und will es auch ausfüllen."
Dass die Grünen diesmal einen eigenen Kandidaten stellen, war nicht zuletzt aufgrund des Erfolgs bei der Landtagswahl klar. Ob die SPD diesmal im Gegenzug den Grünen-Vertreter unterstützt, darauf gibt es bei der Pressekonferenz keine Antwort. Doch Pilz verrät, dass man noch im Gespräch sei.
Rückhalt auch durch die Familie
Heilig hatte bislang kein politisches Mandat. Die Frage, ob das ein Manko sei, verneint er und verweist auf sein langjähriges politisches Engagement. Zudem stehe er in engem Kontakt mit der Stadtratsfraktion. "Ich fühle mich gut vorbereitet", sagt er. Und Rückhalt habe er im Wahlkampf nicht nur bei den 260 und überwiegend sehr aktiven Mitgliedern des Kreisverbandes, sondern auch bei seiner Frau, einer Britin, und seiner Großfamilie.
Der Vater von fünf Söhnen ist Diplom-Handelslehrer an der Fach- und Berufsoberschule Marktheidenfeld und wohnt seit zwei Jahren in Höchberg. Er reist und liest gerne und treibt als ehemaliger deutscher Vizemeister im Rudern regelmäßig Sport. Heilig wuchs in Hettstadt (Landkreis Würzburg) auf, ist gelernter Bankkaufmann, machte sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, studierte Volkswirtschaft an der Uni Würzburg und Wirtschaftpädagogik an der Uni Nürnberg.
Ich finde viele der der gebrachten Vorschläge sinnvoll und zeitgemäß. Eine Radfahrerbrücke macht Sinn, insbesondere wenn der Tourismus auf der alten MB weiter zunimmt. Auch der Ausbau des ÖPNV ist äußerst wünschenswert und eine Investition von der alle langfristig etwas haben und die das mietgefälle ebnet. Inwiefern Herr Schuchardt die Stadt wesentlich weiterentwickelt hat würde mich auch mal interessieren. Nicht in Sachen Lebensqualität oder Mieten würde ich Mal behaupten. Dazu schießt sich die CSU zurzeit mit dem Antrag zur Sperrstunde ordentlich selbst ins Bein.
Ich finde es schön, mal wieder Ambitionen in der Klima/ Umwelt und sozialpolitik zu hören. Fürs erste unterstütze ich Herrn Heilig.
@catweazle:
Haha! Nett! Was soll er denn machen als Politiker? Ein autonomes Einsiedlerleben führen? Veränderung im System ist gefragt!
Wenn ich die Wahl habe zwischen "Heilig" und "Unheilig", so entscheide ich mich auf jeden Fall für "Unheilig", hat der doch den weitaus besseren Inhalt ...
(Anmerkung: "Unheilig" ("Der Graf"), eine Musikgruppe aus Aachen)
"Spiegel-Online" meldete Anfang letzter Woche, dass die Bahn eine neue Schnellbahntrasse zwischen Bielefeld und Hannover plant, auf der die ICE´s bis zu 300 km/h fahren können.
Ziel ist es, die Fahrzeit Köln - Berlin auf unter 4 Stunden zu drücken.
Ein paar Tage später hat Spiegel-Online diese Meldung dahin gehend ergänzt, dass
noch 3 weitere Schnellbahntrassen geplant seien, auf der die ICE´s mit bis zu 300 km/h unterwegs sein sollen.
Eine davon ist die Verbindung Würzburg - Nürnberg.
Ich bin also mal gespannt, ob sich dieser Heilig (e) für solch einen Ausbau/Neubau auspricht, was zum einen ja die Bahn als Verkehrsmittel atraktiver macht, andererseits eine solche Trasse, wo auch immer sie verläuft, einen erheblichen Einschnitt in die Natur bedeuten würde. Immerhin würde eine solche Verbindung ja auch den Standort Würzburg stärken.
Man darf gespannt sein, auch ob er sich da mit seinen Parteifreunden anlegt.
Unabhängig von der Farbe hat er gerade den Vorteil dass er nicht zum Würzburger Klüngel gehört und (noch) keiner Seilschaft verpflichtet ist.
Das wird eine sehr enge Kiste zwischen Schuchardt und Heilig 2020.
Dann lieber für den Rest meines "Lebens" keine "Weihnachtsgeschenke" mehr!
Darauf können wir gerne verzichten!