
Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Vermehrte Polizeieinsätze hat es in den letzten Monaten im Alten Hafen gegeben.
Welche Probleme gibt es an der Hafentreppe? Die Polizei hat dort bei einer Razzia vergangenen Freitag 137 Jugendliche kontrolliert, um Jugendschutz durchzusetzen und Straftaten zu verhindern. Vor allem im Sommer haben sich - laut Auskunft von Anliegern - am Wochenende hier regelmäßig größere Gruppen von Jugendlichen getroffen, teilweise sei es laut gewesen und oft viel Müll liegen geblieben.
Als "Partymeile" bezeichnet die Stadt den Bereich der Hafentreppe. Sprecherin Claudia Lother sagt, dass sich hier "Jugendliche und junge Erwachsene aufhalten, die meisten von ihnen friedlich". Viele würden hier "vorglühen".
Aufgrund ansprechender Umgebung und guter Lage habe sich der Platz zu "einem attraktiven Treffpunkt ohne Konsumzwang für junge Menschen entwickelt, an dem man mitgebrachte alkoholische Getränke konsumieren kann" - das ist hier nicht verboten. Ein sozialer Brennpunkt sei der Bereich nicht.

Dass eine Minderheit nicht friedlich feiert, zeigt der aktuelle Polizeibericht, der nach dem großen Einsatz am vergangenem Wochenende jetzt an die Presse ging: fünf gefährliche und 22 einfache Körperverletzungen, zwei Raub- und vier Diebstahldelikte, die sexuelle Belästigung eines 16-Jährigen Mädchens und neun Fälle von Vandalismus werden für die vergangenen acht Monate im Bereicht der Hafentreppe aufgelistet.
Eine Gruppe jugendlicher "Intensivtäter" hat die Polizei hier erwischt, vier davon seien in Untersuchungshaft gekommen. Zwei verbotene Messer und zwölf Drogenfunde wurden in den acht Monaten konfisziert und ein Drogendealer festgenommen. Drei Mal sei Widerstand gegen Polizeibeamte geleistet worden. Sechs Minderjährige wurden laut Polizei aufgrund übermäßigen Alkoholgenusses ihren Erziehungsberechtigten übergeben. Bei einer ähnlichen Razzia am 16. Februar hat die Polizei eine vermisste, jugendliche Person gefunden. Außerdem Diebesgut und Drogen.
Deshalb sind jetzt auch Sozialarbeiter der städtischen offenen Jugendarbeit am Wochenende im Alten Hafen tätig: Die Mitarbeiter halten Kontakt zu den Jugendlichen und stellen fest, wie alt sie sind und ob sie Migrationshintergrund haben. "Wir sprechen sie gezielt auf Alkohol an, und fragen, ob sie wissen, wie sie sich verhalten müssen, wenn jemand zu viel getrunken hat und umkippt. Wir machen das Angebot, ins Jugendzentrum zu kommen. Dort sind sie immer willkommen. Wir sind für sie da," berichtet ein Mitarbeiter der aufsuchenden Jugendarbeit.
Der Ordnungsdienst ist vor Ort
Auch der kommunale Ordnungsdienst ist seit Mitte 2017 mehrmals in der Woche abends vor Ort. "Er wirkt präventiv, nimmt Bestandsaufnahmen vor und verwarnt Verstöße gegen die Sicherheitsverordnung und Sicherheitssatzung der Stadt," sagt Sprecherin Lother. Man stehe in ständigem Austausch mit der Polizeiinspektion Würzburg und begleite auch deren Kontrollen.

Vertreter der Polizei, des städtischen Jugendamtes, des Ordnungsdienstes und der Diakonie setzen sich an diesem Montag zusammen, "um eine gemeinsame Strategie zur Lösung der dort festgestellten Jugendschutzprobleme zu erarbeiten". Die Frage, aufgrund welcher rechtlichen Grundlage die Polizei bei den beiden Razzien im Februar und im März Jugendliche zur Identitätsfeststellung bis zu drei Stunden festgehalten, kontrolliert und durchsucht hat, ist bislang noch nicht geklärt. Die Nachfragen dieser Redaktion zu diesem Thema will die Polizei in den nächsten Tagen beantworten.
Es bleibt also spannend.....! Es gibt m.E. schlicht keine "rechtliche Grundlage" - war ja keine Antifa-Demo, wo man mal eben einen Polizeikessel "begründen" könnte....
...."Dramatisierung und Personalisierung von Gefahren gelten heute als Voraussetzung ihrer Wahrnehmung; Beruhigung gilt als Verrat an der Sicherheit, Vortäuschung von "Bekämpfungs"-Eifer vielfach als Schlüssel zum persönlichen Karriereerfolg. Für fachlich Kundige, institutionell und politisch Verantwortliche ist es hochrisikoreich, Gefahren als nicht abwendbar, Schäden als unvermeidlich, vollständige Sicherheit als nicht erreichbar zu bezeichnen, also schlicht die Wahrheit zu sagen.
Denn die auf Höchstdrehzahl laufende massenkommunikative Gefahrmaschine diffamiert jegliche Beruhigung und Differenzierung als unverantwortliches "Verharmlosen" und unverzeihliches Versagen, als sei es ein Grundrecht des Bürgers, in Angst und Schrecken versetzt zu sein."....
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/panikmache-von-politik-und-medien-kolumne-a-1260287.html
Heute solidarisiert man sich mit dem Stärkeren und haut noch auf den Schwächeren zusätzlich drauf.
Man kann Heute nicht mit Gestern vergleichen. Neue Zeiten brauchen andere Maßnahmen. Und wenn halt die Sozialkontrolle untereinander nicht mehr funktioniert, dann muß die Gesellschaft (Polizei) halt dem Egoismus mal die Grenzen aufzeigen.
ich weiß nicht, wann Sie ihre Jugend verbracht haben, aber ich kann mich zurückerinnern, daß es fast an jedem Kiliani-Tag Schlägereien mit und ohne Maßkrug gegeben hat. Beim Winzerfest hat es weniger gekracht, aber ganz so friedlich war das Umfeld auch nicht. Aus Erzählungen von Eltern und Großeltern weiß ich, daß es auf Kirchweih äußerst handfest abging, das war fast Normalzustand.
Nicht, daß ich das gutheißen möchte, aber so zu tun, als wäre das nur ein Phänomen der heutigen (verrantwortungslosen, verwahrlosten und was manchen rechtsstrammen Kritikern hier sonst noch einfallen mag) Jugend, das ist unfair und wird der Sache nicht gerecht.
Alkoholmißbrauch hat es leider immer gegeben, aber anscheinend ist bei dieser unverhältnismäßigen (ich bleibe dabei!) Razzia nicht viel rübergekommen. Wenn die Polizeioffiziellen dann über eine Woche für eine Presseerklärung brauchen, spricht das Bände.
Verstöße ahnden: ja, unbedingt. Aber alle vorauseilend verdächtigen geht gar nicht
Weniger gefallen hat mir dann der Tenor des Artikels, der gefühlt nur Pressematerial und Berichte offizieller Stellen zur Grundlage hat. Mal vor Ort mit den Menschen zu sprechen und deren Sicht einzubringen hätte den Bericht erst stimmig gemacht.
Also bitte nicht falsch verstehen, liebe Autorin, Sie haben fair und neutral getextet. Aber dass es hier um einen erhaltenswerten Ort geht – durch ein bewusstes Miteinander – kommt mir noch zu wenig rüber. Es wächst eben auch eine sehr bewusste Generation heran. Nur leider ist es wie immer: die Leisen hört man nicht.
Mehr Polizeipräsenz würde ich mir manchemal auf den Drogenfestivals der Silverager (Wein und Bierfeste) wünschen, wenn gelegentlich die Saubermänner und -frauen sturzbesoffen meinen noch Auto fahren zu müssen und ihren Mageninhalt(und nicht nur den) unkontrolliert und überall hinterlassen. Aber vermutlich gehört das zur bayrischen Kultur.