Sie heißen "Vino alcohol", "Komma, Nix", "Alfred", "Rosé Zéro" und "Julius Zero". Sieben fränkische Weine ohne Alkohol und drei alkoholfreie Prosecci sind in diesem Jahr auf dem Markt. Und es sind wirklich Weine und kein Traubensaft: Sie werden normal ausgebaut, erst danach wird der Alkohol wieder entzogen.
Dies geschieht in einem ganz speziellen, schonenden Verfahren, der Vakuum-Destillation. Zwar wird der Alkohol schon bei rund 30 Grad Celsius flüchtig und mit ihm würden auch Aromen verloren gehen, sagen die Winzer. Die Aromen könnten aber teilweise wieder zugeführt werden. Damit komme dann auch etwas Restalkohol in den Wein: Maximal 0,5 Prozent dürfen es sein, damit der Wein als "alkoholfrei" verkauft werden darf.
Anstoß gab die Schwangerschaft: Dettelbacher Weingut setzt auf Cuvée ohne Alkohol
Nach dem Weingut Leo Sauer in Eibelstadt (Lkr. Würzburg) gehört jetzt auch das Weingut Knauer in Dettelbach (Lkr. Kitzingen) zu den Familienweingütern in Franken, die einen alkoholfreien Wein im Sortiment haben. Als Vertriebsleiterin und Winzertochter Johanna Knauer-Graber schwanger war, bat sie Kellermeister Kilian Kleine-Tebbe einen Versuch mit einem alkoholfreien Wein zu starten. Der "Vino alcohol" von Knauer hat nun weniger als 0,1 Prozent Restalkohol.
Kilian Kleine-Tebbe setzt auf einen Cuvée, bestehend aus 50 Prozent Müller-Thurgau, 40 Prozent Morio-Muskat und 10 Prozent Scheurebe. Stolz ist er auf die Blume, die sein alkoholfreier Wein im Glas entwickeln würde. In ihr könne man feine Aromen von Zitrusfrüchten, weißen Blüten und Litschi erkennen, sagt der Kellermeister.
Besonderen Wert habe sie auf ein ansprechendes Etikett gelegt, sagt Johanna Knauer-Graber. Auf dem müssten neben dem Restalkohol auch die Anteile an Kohlenhydraten, Zucker, Fett, Eiweiß und Kalorien angegeben werden. Denn alkoholfreie Weine würden nicht dem Wein-, sondern dem Lebensmittelrecht unterliegen.
Bald auch alkoholfreier Silvaner aus Unterfranken?
Der Absatz entwickele sich, das Interesse an dem neuen Produkt sei groß, sagt die Vertriebsleiterin. Kellermeister Kleine-Tebbe kann sich sogar einen alkoholfreien Silvaner vorstellen. Der müsste dann aber sehr hochwertig sein und lange auf der Hefe liegen, sagt Klein-Tebbe. Entsprechend hoch wäre der Preis. Denn das schonende Entalkoholisieren führe zu einem Mengenverlust von rund zehn Prozent, erklärt der Kellermeister. Einen Nachfolger des alkoholfreien Weines von Knauer werde es auf jeden Fall geben.
Auch die 13 fränkischen Winzer der Initiative "Frank & Frei" haben mit dem "Komma, Nix" jetzt einen alkoholfreien Wein im Sortiment. Da sei zum einen der Trend zu einem gesünderen Lebenswandel, sagt Winzer Gerald Baldauf aus Ramsthal (Lkr. Bad Kissingen). Zum anderen gebe es Anlässe, bei denen man keinen Alkohol konsumieren könne. Ganz selbstverständlich würden dann viele zum alkoholfreien Bier greifen, sagt Baldauf, Wein bleibe außen vor. Ein Grund für die 13 Winzer, nach ersten Versuchen 2021 in diesem Jahr gemeinsam einen alkoholfreien Wein zu produzieren.
Die "Frank & Frei"-Winzer entschieden sich für einen Cuvée aus fünf Rebsorten: Im "Komma, Nix" vereinen sich Müller-Thurgau, Bacchus, Gewürztraminer, Muskateller und Riesling. So habe man auch dem alkoholfreien Wein eine vielfältige blumige Note verleihen können, sagt Gerald Baldauf. Der Ramsthaler Winzer erwartet, dass alkoholfreie Weine salonfähig und eine gute Alternative werden können. Für ihn sei das auch ein Beitrag, die fränkische Kulturlandschaft mit ihrem Weinbau zu erhalten. Das Ziel: auf Alkohol zu verzichten, aber nicht auf den Genuss eines individuellen Weines. Auf jeden Fall werde es einen zweiten Jahrgang der Winzer-Gruppe geben, kündigt Baldauf an.
Erste Versuche 2012 in Dingolshausen: Kein Interesse der Kundinnen und Kunden
Schon im Jahre 2012 hatte das Weingut Loos in Dingolshausen (Lkr. Schweinfurt) einen alkoholreduzierten Wein angeboten - damals absolutes Neuland. Der Loos-Wein hatte noch vier Prozent Alkohol, also rund ein Drittel eines durchschnittlichen Weines. Das Weingut habe schon damals neue Wege für gesundheitsbewusste Kundinnen und Kunden beschreiten wollen, sagt Winzer Florian Loos.
Jedoch sei die Nachfrage nicht so gut gewesen. Viele Kunden hätten gesagt: Wenn sie weniger Alkohol im Wein wollten, könnten sie ja eine Schorle daraus machen. Doch Florian Loos ist überzeugt, dass alkoholfreier Wein eine Zukunft hat. Und der Dingolshausener Winzer kann sich vorstellen, auch selbst wieder eine solche Alternative zu produzieren. Im Moment stehe und falle alles noch mit der aufwändigen Technik, den Alkohol schonend aus dem Wein zu bringen, sagt Loos.
Riesling und Secco: Würzburger Juliusspital baut alkoholfreie Linie aus
Das sieht auch Tanja Strätz, die Vertriebsleiterin des Weingut Juliusspital in Würzburg, so. Man habe zunächst gezögert, weil man den Wein zum Entziehen des Alkohols aus der Hand geben müsse. Eine Vakuum-Destille würde sich selbst für große Betriebe nicht lohnen.
In ganz Franken gibt es Strätz zufolge derzeit keine solche Anlage für Wein. Die meisten Winzerbetriebe lassen bei einer Firma in Heilbronn den Alkohol entziehen. Als Qualitätsweingut gebe man sein Produkt aber ungern aus der Hand, sagt die Vertriebsleiterin. Im Juliusspital sei man der Überzeugung, dass die Weingüter die Produktion alkoholfreier Weine selbst übernehmen müssten und nicht der Lebensmittelindustrie überlassen sollten. Schließlich spiele der Grundwein, den man zum Entalkoholisieren gibt, die entscheidende Rolle.
Der "Julius Zero" ist der zweite Jahrgang des alkoholfreien Weines, den das Würzburger Juliusspital auf den Markt gebracht hat. Die Vertriebsleiterin ist mit dem Absatz sehr zufrieden. Wegen seiner Fruchtigkeit und der Strahlkraft der Aromen habe man sich für einen Riesling entschieden. Ihn gebe es verperlt auch als alkoholfreien Secco Zero. Im nächsten Jahr will das Juliusspital außerdem einen Secco Rosé ohne Alkohol auf den Markt bringen, sagt Strätz. Das Marktpotential für alkoholfreie Weinprodukte sei noch lange nicht ausgereizt.
Pionier war das Weingut Leo Sauer
Schon vor 30 Jahren begann das Weingut Leo Sauer in Eibelstadt (Lkr. Würzburg) mit der Produktion alkoholfreien Weines. Anfangs seien sie dafür oft belächelt worden, so Elke Röder, Chefin des Weinguts. „Nicht jeder mag Alkohol, nicht jeder will oder darf ihn trinken. Kein Wunder, dass alkoholfreier Wein und Sekt im Trend liegen“, erklärt sich Winzermeisterin Elke Röder den zunehmenden Erfolg. Längst sei alkoholfreier Wein ein Livestyle-Produkt. Der Umsatz nehme Jahr für Jahr zu. Mit einem Weißwein, benannt nach dem Großvater Alfred habe es angefangen. Aktuell gebe es einen Weißwein (Müller-Thurgau), einen Rosè (Spätburgunder rosé) und einen Rotwein (Dornfelder), denen der Alkohol wieder entzogen wurde. Weniger als 0,1 Prozent Alkohol seien noch nachweisbar, so Röder. Der Rosé gebe es zudem auch als Secco.
Volkacher Weingut Römmert: Anfragen vor allem aus Norddeutschland nehmen zu
Seit zwei Jahren arbeitet das Weingut Römmert in Volkach (Lkr. Kitzingen) an einem alkoholfreien Rosé aus einem Rotling. In diesem Sommer wurde der "Rosé Zéro", in dem auch ein wenig von Frankens Rotwein-Leitsorte Domina steckt, erstmalig in den Verkauf genommen, dazu ein "Secco Zéro". Das besondere hier: Rotling wie Secco gibt es bei Römmert auch im Original mit Alkohol.
Geschäftsführer Niklas Balbach glaubt fest an den Erfolg: "Schauen sie mal wo alkoholfreies Bier vor zehn, 15 Jahren stand, und welchen Stellenwert es heute hat." Zwar sei die Gastronomie noch etwas zurückhaltend, vor allem aus dem Norden Deutschlands aber häuften sich die Anfragen. Im Volkacher Weingut arbeite man jetzt schon an einem alkoholfreien Aperitif, eine Art Wermut ohne Alkohol.
Chef-Önologe des Bezirks Unterfranken: ein neues Getränk
Was hält Frankens Chef-Önologe Hermann Mengler von den Bestrebungen, alkoholfreien Wein zu etablieren? Die Qualität werde sich zwar noch verbessern müssen, sagt der Kellereifachberater des Bezirks Unterfranken. Aber ganz genau wie alkoholhaltiger Wein müsse die alkoholfreie Variante nicht schmecken: Alkoholfreier Wein sei ein neues Getränk, sagt Mengler. Man dürfe die gewohnten Geschmackserwartungen nicht darauf übertragen.
Der Kellereifachberater ist überzeugt, dass der nächste Jahrgang der alkoholfreien Weine noch einmal besser wird. Die Winzer hätten jetzt Erfahrungen gesammelt, welche Aromen stabil genug sind, auch ohne Alkohol zu bestehen.
Das Kulturgut Wein sollte jedenfalls nicht an Alkohol geknüpft sein, meint Mengler. Es gebe viele Gelegenheiten, bei denen Alkohol nicht passe. Statt nur Wasser oder Saft könne dann - wie beim Bier - auch eine alkoholfreie Wein-Alternative angeboten werden. Dazu komme, dass alkoholfreier Wein deutlich weniger Kalorien habe, sagt Mengler: Ein Schoppen (0,25 Liter) Wein komme auf ziemlich exakt 170 Kalorien (kcal), die alkoholfreie Alternative auf rund 30 Kalorien - auch wenn der Restzuckergehalt gleich hoch sei.
In einer früheren Version dieses Artikels fehlte ausgerechnet das Weingut Leo Sauer, einer der Pioniere des alkoholfreien Weines in Franken. Dies ist nun korrigiert.
Das Fetale Alkoholsyndrom ist… in Deutschland mit … einem betroffenen Kind bei 350 Geburten die häufigste Ursache für geistige Behinderungen.
Die einzig wirksame sichere Vermeidung von alkoholbedingten Schädigungen des ungeborenen Kindes ist der vollständige und konsequente Verzicht auf den Konsum von Alkohol durch die Schwangere während der gesamten Dauer der Schwangerschaft. (Wikipedia).
Auf das Etikett des Gesöffs gehört ein entsprechender Warnhinweis für Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch.
Heute bringt gewachsene Vernunft glücklicherweise immer mehr Menschen vom Alkohol und den damit einhergehenden Gefahren und schrecklichen Spätfolgen ab.
Früher wurde oft getrunken, um belastende Arbeitsplätze oder sonstige schwierige Zustände "ertragen" zu können. Heute verzichtet man auf die unsinnige Betäubung und geht die Probleme lieber direkt an.
Da fällt es auch Bierzeltpolitikern und Feten- und Schwof-Matadoren aller Parteien immer schwerer, die Wähler im wohligen, gemeinschaftlichen Rausch einzulullen und zu manipulieren.
Das ist gut so und alle Bemühungen den Alkoholkonsum wenn nicht ganz zu unterbinden, so doch zu reduzieren sind höchst begrüßenswert.
Aber probieren würde ich das dennoch gerne und ausgiebig bei einem guten Essen.
Dann könnte man sich ein Urteil bilden, so ist das halt nur Geschreibsel. Der individuelle Gaumen wird es entscheiden...