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Hubland
Neubau oder Sanierung? Würzburgs Hangar am Hubland vor richtungsweisender Entscheidung
Die Debatte um den Hangar am Hubland hatte sich in den letzten Monaten zugespitzt. Nun aber hat der Hauptausschuss eine klare Tendenz. Die Entscheidung trifft der Stadtrat in dieser Woche.
Wird er saniert oder abgerissen? Der Hangar am Hubland, ein früheres Gebäude der Leighton Barracks in Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Wird er saniert oder abgerissen? Der Hangar am Hubland, ein früheres Gebäude der Leighton Barracks in Würzburg.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 12.12.2024 02:34 Uhr

Sanierung oder Neubau? Die Diskussion um den ehemaligen Hangar der US-Streitkräfte, auch als Teil des Projekts mit dem Titel "Hub27" bekannt, hatte sich in den vergangenen Monaten zugespitzt. Während anfangs die klare Tendenz war, relativ zeitnah mit Bau der geplanten Grundschule auch den Hangar zu sanieren, darin die vorhandene Dreifachturnhalle neu einzurichten sowie Räumlichkeiten für Jugendarbeit zu schaffen, war im Sommer 2024 immer öfter die Rede vom Abriss des Hangars und anschließendem Neubau. Nun scheint sich das Blatt wieder zu wenden. Dank verschiedener Fördermöglichkeiten ist eine Sanierung erneut in den Fokus gerückt. 

Wie die Redaktion im Juli dieses Jahres berichtete, lagen Einschätzungen von Schadstoffgutachtern vor, dass die Sanierung des Hangars bis zu 25 Millionen Euro kosten würde. Zu teuer für den städtischen Haushalt: Deshalb beschloss der Stadtrat auf Vorschlag der Verwaltung einstimmig, den Hangar vom Gesamtprojekt zu trennen und zunächst nur den Bau der Grundschule auf dem daneben liegenden Gelände zeitnah voranzutreiben.

Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg vor dem Hangar am Hubland (Archivbild). Er wurde im Dritten Reich für den damaligen Fliegerhorst errichtet, wie auch der heutige Rewe-Markt. Die Amerikaner bauten ihn zu einer Sporthalle samt Bücherei um.
Foto: Johannes Kiefer | Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg vor dem Hangar am Hubland (Archivbild). Er wurde im Dritten Reich für den damaligen Fliegerhorst errichtet, wie auch der heutige Rewe-Markt.

Vier alternative Möglichkeiten

Mögliche kostengünstigere Varianten wie der Abriss des Hangars und der Neubau einer Zweifach- oder Dreifachturnhalle sollten im Herbst vorgestellt werden. In der vergangenen Sitzung des Hauptausschusses zeigte Schul-und Sportbürgermeisterin Judith Roth-Jörg nun die vier Alternativen auf, die in Betracht kommen. Für alle Varianten wurden Kostenschätzungen durchgeführt.   

Möglichkeit eins beinhaltet die Sanierung des Hangars im Bestand mit Kosten von insgesamt etwa 28,2 Millionen Euro und greift den beschlossenen städtebaulichen Rahmenplan Hubland vom Dezember 2010 auf. Darin ist der Erhalt und die Nachnutzung des ehemaligen Hangars Gebäude 14 und des Mannschaftsgebäudes 13 mit öffentlichen sozialen, kulturellen und sportlichen Nutzungen als öffentliches Begegnungszentrums verankert. 

Die zweite Variante - der Abbruch des Hangars und Neubau in der vorhandenen Größe - würde mit insgesamt circa 28,5 Millionen Euro zu Buche schlagen. Dritte Möglichkeit ist laut Roth-Jörg der Abbruch des Hangars und der Neubau einer Dreifach-Sporthalle mit Kosten von etwa 18,8 Millionen Euro, letzte Variante der Abbruch des Hangars und Neubau einer Zweifach-Sporthalle mit Gesamtkosten von circa 12,8 Millionen Euro. Sowohl bei Variante drei (Neubau und Dreifachturnhalle) als auch Möglichkeit vier (Neubau und Zweifachturnhalle) wären zusätzliche Räumlichkeiten für die Fachbereiche Jugend und Familie, Soziales, Kultur und Bildung nicht vorgesehen, in Variante vier würde zudem die dritte Räumlichkeit für den Sport entfallen.

Protestbrief des Hubland-Treffs

Die Sorge über den eventuellen Wegfall der zusätzlichen Räume rief zuletzt auch den Nachbarschaftstreff "Hubland-Treff" auf den Plan. Dieser hatte sich noch vor der Sitzung des Hauptausschusses in einem Protestbrief an die Redaktion gewandt. Darin hießt es, dass "wir als Hubland Anwohner:innen alle davon ausgegangen sind, dass Hub27 diverse Räumlichkeiten (für Sport, Musik und sonstige Multi-Funktionsräume) für die Öffentlichkeit beinhaltet". Nur mit einer Sanierung sei eine breite Nutzungsmischung für unterschiedliche Bewohnergruppen gewährleistet.

In einem Seitentrakt des Hangars war die Library der Amis. (Archivfoto 2013)
Foto: Roland Flade | In einem Seitentrakt des Hangars war die Library der Amis. (Archivfoto 2013)

"Wir als Anwohner vertreten die Position des Baureferats, die bisher und auch weiterhin immer eine breite Nutzung weit über eine Sporthalle hinaus für alle Bewohner-Gruppen kommuniziert und angestrebt hat." Zudem gebe es keine Alternativflächen, "um zukünftig ein Zentrum für Soziales, Kultur, Bildung, Sport für die allgemeine Nutzung der Bevölkerung und Vereine zu bauen", so die Einschätzung des Hubland-Treffs.

Mehrere Fördermöglichkeiten für Sanierung des Hangars

Die Sorge könnte den Anwohnern nun genommen werden. Wie die Bürgermeisterin erläuterte, hatte die Verwaltung wegen der Fördermöglichkeiten der vier baulichen Maßnahmen mehrere Gespräche mit der Regierung von Unterfranken geführt. Für den Standort wurde der Bedarf für eine Zweifach-Turnhalle festgestellt. Die so genannte FAG-Förderung für die Zweifach-Sporthalle betrage insgesamt fast 3,7 Millionen Euro und komme sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung zur Anwendung.

Für die Variante „Sanierung des Hangars im Bestand“ greift laut Roth-Jörg aber zusätzlich die Städtebauförderung mit einem Fördersatz von 80 Prozent. Mit dieser, so heißt es in der Vorlage zum Ausschuss, werde das Ziel verfolgt, den Hangar in seinem jetzigen Bestand für die Bevölkerung des Stadtteils und der Nachbarschaft als Stadtteilzentrum "erlebbar" zu machen. Es gehe also nicht allein darum, der Grundschule den bedarfsnotwendigen Schulsport zu ermöglichen.

Kosten für Sanierung reduzieren sich auf etwa elf Millionen Euro

Die zusätzliche Förderung, so Roth-Jörg, habe zur Folge, dass sich die Kosten für die Stadt derart reduzieren, "dass am Ende eine Sanierung doch kostengünstiger ist als ein Neubau". Auch, so betont sie, "wenn eine Sanierung immer ein größeres Risiko birgt". In Zahlen heißt das: Die Kosten in Höhe von 28,2 Millionen Euro reduzieren sich um die FAG-Förderung von 3,7 Millionen Euro und um den Städtebauförderungszuschuss in Höhe von 13,5 Millionen Euro. "Die Stadt Würzburg hätte noch einen Eigenanteil von knapp elf Millionen Euro zu tragen", so Roth-Jörg. 

Während der Landesgartenschau in Würzburg 2018 fungierte der Hangar als Räumlichkeit für die Blumenschau (Archivbild).
Foto: Dita Vollmond | Während der Landesgartenschau in Würzburg 2018 fungierte der Hangar als Räumlichkeit für die Blumenschau (Archivbild).

Dabei seien gegebenenfalls noch weitergehende Fördermöglichkeiten in der Städtebauförderung für Stellplätze in der Tiefgarage sowie für die Außenanlagen noch nicht berücksichtigt. 

Die Kosten für den Abbruch des Hangars und Neubaus in der vorhandenen Größe würden sich nach Abzug der FAG-Förderung für die Stadt Würzburg auf 24,8 Millionen Euro belaufen. Bei Variante zwei und drei hätte die Stadt einen Eigenanteil von circa 15,1 Millionen Euro (Dreifachturnhalle) beziehungsweise 9,1 Millionen Euro (Zweifachturnhalle) zu tragen. 

Räumlichkeiten für Sport, Jugendarbeit und Inklusion

So favorisierte das Gremium einstimmig den Vorschlag der Sanierung. Die Fläche einer Zweifach-Sporthalle würde demnach etwa 34 Prozent der Gesamtfläche des Hangars ausmachen. Die übrige Fläche von 66 Prozent soll zum einen als dritte Sportfläche - unter anderem für Basketball und Hockey - genutzt werden.

Zum anderen soll es Räumlichkeiten für den Fachbereich Jugend und Familie geben sowie multifunktionale Räume für Seminare, Workshops, Jugend- und Quartiersarbeit und Inklusionsangebote. Auch Kurse wie Yoga oder Qi Gong sind angedacht.

Am kommenden Donnerstag, 12. Dezember, wird der Stadtrat in seiner Sitzung endgültig darüber entscheiden, was mit dem Hangar passiert.  

 
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  • Herbert Stapff
    Liegt im Keller nicht noch die archivierte Ausstellung von Dr. Flade zur Geschichte des Hublandes und der Amerikaner? Sie wurde während der Landesgartenschau 2018 in den Räumen unter der US-Tankstelle gezeigt und sollte m.W. später "irgendwo auf dem Hubland" wieder dauerhaft aufgebaut werden.
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  • Dirk Schwitt
    Ich weiß garnicht woher das Anspruchsdenken der zitierten Bewohner herkommt.

    Die Stadt hat seit Jahren mit immensen Zuschüssen viel am Hubland erreicht und sicherlich auch tolles erreicht. Tatsache ist aber auch das viele Stadteile mit Infrastruktur der 50er Jahre auskommen muss und noch lange keine Aussicht auf irgendwelche Investitionen für Sporthalle, Spielplätze, moderner Kindergarten oder moderne Schulen haben, geschweige denn Strassensanierungen.

    Gibt es nur noch das Hubland, das Theater, und die neue Multifunktionsarena?
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  • Klaus B. Fiederling
    abreisen diese Bruchbude. Neue Wohnblocks hinstellen!
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  • Peter Nembach
    Wieder mal ein "echter" Fiederling.
    Keine Ahnung aber davon viel. Suchen sie sich doch mal ein sinnvolles Hobby anstatt hier sinnfrei zu kommentieren.
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  • Jo Schmitt
    Leute wie Herrn Fiederling hätte ich gerne einmal als Gemeinderat in der Verantwortung um dann sehen zu können 'ob das tut' ...
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  • Jo Schmitt
    @Mainpost:

    Aus dem Artikel wird (mir) nicht so recht klar wo Förderungen wie die Städtebauförderung o.ä. in Anspruch genommen werden können und wo ggfs. nicht und die Aufwendungen dann komplett über den Haushalt der Stadt zu tragen wären. Ich schätze die im Artikel genannten Aufwendungen beziehen sich auf das jeweils erforderliche Investitionsvolumen insgesamt.

    Ich bitte hiermit um Ergänzung damit man als Bürger das Ganze klarer sieht aus welchen Mitteln was finanziert werden würde. Danke!
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