
Erstmals gibt die Stadt Würzburg im kommenden Jahr über 200 Millionen Euro nur für das Personal aus. Dieses Jahr sind es 195 Millionen. Das verkündete jüngst der Kämmerer der Stadt, Robert Scheller. Als Hauptgrund nannte er gestiegene Gehälter von Beamten und Angestellten. Laut eigener Angabe beschäftigt die Stadt Würzburg insgesamt rund 4000 Mitarbeitende.
Im Haushalt für dieses Jahr waren 45, für das Vorjahr 46 neue Stellen vorgesehen. Für die rund 41 neuen Stellen im kommenden Jahr ist eine Millionensumme im Haushalt vorgesehen. Die Menge neuer Stellen kritisieren jetzt mehrere Fraktionen vor den Haushaltsverhandlungen am Donnerstag und Freitag.
"41 neue Vollzeitstellen sind uns einfach zu viel und nicht angemessen der momentanen wirtschaftlichen Situation", heißt es etwa vom stellvertretenden CSU-Fraktionsvorsitzenden Rainer Schott in einer Pressemitteilung. Vor allem im Klimareferat von Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) gebe es zu viele "Manager und Koordinatoren". Laut beschlossenem Stellenplan sind hier rund fünf neue Stellen vorgesehen. Darunter sind beispielsweise zwei für die Baumkontrolle.
Braucht Würzburg einen Fußgängerbeauftragten?
Eine schon bestehende Stelle will die CSU streichen: den Fußverkehrsbeauftragten. Der zuständige Mitarbeiter soll einer anderen Aufgabe zugewiesen werden. "Verkehrsplanungen müssen ganzheitlich gedacht werden", heißt es dazu im entsprechenden CSU-Antrag. Daher müsse es selbstverständlich sein, "dass alle Verkehrsteilnehmer mitgedacht werden" und individuelle Beauftragte brauche es, abgesehen vom Radverkehr, nicht.
"Fußgänger, besonders Senioren, sind in unserer Verkehrsplanung zu wenig vertreten", ist dagegen Raimund Binder, Fraktionsvorsitzender der ÖDP, überzeugt. Trotzdem kritisiert auch er den Stellenwuchs. Auf Nachfrage nennt er mehrere Stellen, die man seiner Meinung nach streichen könnte. Möglichkeiten sieht er etwa bei Aufgabenbereichen im Personalreferat, die eigentlich durch die Digitalisierung vereinfacht werden sollten. Außerdem kritisiert er eine zusätzliche Stelle in der Beteiligungsverwaltung – weil es gar keine neuen Beteiligungen der Stadt gebe.
Würzburger Grüne verteidigen neue Stellen der Stadt
Auch Josef Hofmann von den Freien Wählern kritisiert die gestiegenen Personalkosten. Bei der Diskussion um einzelne Stellen gehe es aber nur um "kosmetische Lösungen", sagt er. "Wir müssen die Verwaltungsabläufe grundsätzlich in den Blick nehmen."
Anders sehen es die Grünen und verweisen auf die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen, die neue Stellen erfordern würden. "Mehraufgaben müssen gemacht werden, sonst kommen andere Probleme auf uns zu", sagt Konstantin Mack, Co-Vorsitzender der Fraktion.
Außerdem erinnert er daran, dass die Stadt für lange Wartezeiten beim Bürgeramt oder bei Wohngeldanträgen zuletzt sogar noch für zu wenige Stellen kritisiert wurde. Laut Stellenplan ist beim Wohngeld eine zusätzliche Stelle vorgesehen.
Woher kommt also in Würzburg dieses ungeheuer größere Stellenzahl? Da drängt sich schon der unschöne Verdacht auf, dass es in WÜ einen massiven Wasserkopf in der Verwaltung gibt, der sich vor allem um sich selbst dreht und wie ein Krebsgeschwür munter weiter wuchern wird, solange man nicht langsam dagegen etwas unternimmt.
Fragen wir doch mal dem Landrat, warum er ein neues Landratsamtsgebäude für 50 Mio (geplant. Real am ende wahrscheinlich 250 Mio, man kennt das ja, wie das läuft) braucht. Damit er noch mehr Planstellen besetzen kann?
Weiterer Bürokratieausbau heißt das Motto!
da bekommt man für die Hälfte der Arbeit das doubelte Gehalt...
da kümmern sich 10 Gärtner um ein! Rosenbeet
oder man fährt mal einem Stadtauto hinterher
die hams nicht eilig..
in der freien Wirtschaft würden die verhungern.
Robert Kremling
Wer dem Thema noch was unterhaltsames abgewinnen will, dem empfehle ich "Parkinsons Gesetz und andere Studien über die Verwaltung " als Lektüre. Faszinierend, wie diese vor Jahzehnten erkannten Mechanismen scheinbar immernoch durch alle Verwaltungsebenen, von den Kommunen bis zum Bundeskanzeleramt, ihre Gültigkeit bewahrt haben.
Kurz erklärt: https://de.wikipedia.org/wiki/Parkinsonsche_Gesetze
Hier wird an der falschen Stelle gespart, nämlich konsequent die Prozesse ,Strukturen und Abläufe zu hinterfragen und digital neu zu organisieren.
Dies macht viel Arbeit und bringt weder Kommunalpolitikern noch den Spitzen der Verwaltung viel Freude und Renommee, weil es sich erst mittel- bis langfristig auszahlt.
Solange sich dies nicht ändert, wird sich auch an der Kostenexplosion und Stellenmehrung in der Verwaltung nichts ändern können, weil zweifellos die Aufgabenfülle und Komplexität zunimmt.
Umso wichtiger wäre es , die 70-80 % Standard- Aufgaben konsequent zu digitalisieren damit auch für die komplexen und diffizilen Themen entsprechende Personalkapazitäten hoch professionell zur Verfügung gestellt werden können.
Hans Sartoris
Hinzu kommt die Prozessfreude. Alle Gesetze und Verordnungen müssen "wasserdicht" sein. Das wird dann so kompliziert, das Bürokratie und Personalbedarf wachsen und der Normalbürger die Durchsicht verliert.
Arbeitszeitverkürzungen und diverse Urlaubsregelungen reduzieren die Arbeitskapazität. Versprechungen von Politikern sollten auf ihre Wirkung zum Personalbedarf überprüft werden.
Die Bestellung von "Irgendwasbeauftragten" sollte mit einer öffentlichen Bekanntmachung der Kosten verbunden sein.
Unnötig ist die Papierflut für "Publik Relation". Wieviel Leute sind damit und mit der Erstellung unnötiger klimaschädlicher bunter "Flyer" beschäftigt?
Wenn ich hier Kostentransparenz fordere, fordere ich zugleich auch wieder mehr Personal, welches die Kostenzusammenstellungen bearbeitet. Das ist der Teufelskreis des Bürokratieabbaus.
Unfassbarer Bürokratiewahnsinn. Griechenlandisierung.
muss er sich mit dem Umweltbürgermeister teilen und darf dann aber damit auch durch die Fußgängerzone fahren...
Tä-tää!!
Dekadenz - finanziert aus Steuergeldern.
Das Geld für die 41 "Planstellen" wäre in Digitalisierungsprojekten besser angelegt. Auch das birgt enormes Einsparpotential - und Erleichterung für den Bürger (dem der ganze Apparat ja eigentlich dienen soll)-. Vielleicht bekommen wir es ja noch hin, dass man sich nicht eine halben Tag Urlaub nehmen muss, um einen anstehenden "Behördengang" zu bewerkstelligen. Es gibt da so ein Ding namens Internet ...
Der Bürokratie Moloch verjagt ja bereits die Industrie. Was soll denn dann noch verwaltet werden? Wieviel Verwalter braucht denn dieser Staat noch? Wer verwaltet denn diese ganzen Verwalter?