Die Pandemie zeigte es klar: Die Infektionsforschung hat im 21. Jahrhundert nichts an Bedeutung verloren, Globalisierung und Mobilität machen sie sogar noch wichtiger. Würzburg war hier mit seiner Universität und Uniklinik schon immer ein weithin sichtbarer Standort auf der Forschungslandkarte. Doch mit dem Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) ist vor sechs Jahren ein echter Leuchtturm hinzugekommen.
Mit einem zwölfköpfigen Team unter Leitung des Mikrobiologen und Leibniz-Preisträgers Prof. Jörg Vogel gestartet, ist das HIRI auf mittlerweile 110 meist junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 20 Ländern angewachsen.
Neubau mit fast 5000 Quadratmetern Nutzfläche für 130 Mitarbeitende
Binnen kurzer Zeit konnte man erste Forschungserfolge verbuchen. Und an diesem Donnerstag folgte ein weiterer Meilenstein für die außeruniversitäre Einrichtung: Auf dem Uniklinik-Campus im Stadtteil Grombühl wurde im Beisein von Förderern und Kooperationspartnern symbolisch der Grundstein eines eigenen Gebäudes für 130 Beschäftigte gelegt.
Institutschef Vogel ist überzeugt, dass das HIRI mit dem fünfgeschossigen Bau seinen Platz an der Weltspitze der RNA-basierten Infektionsforschung weiter ausbauen werde. Bis dato ist man interimsweise in Räumen der Uni untergebracht, dort wird es aber zunehmend eng.
In wenigen Tagen sollen nun die Bagger anrollen und die Baugrube auf dem Gelände der früheren Urologie ausheben, bis 2026 soll der Neubau stehen. Die Kosten von veranschlagten rund 60 Millionen Euro bestreitet zu 60 Prozent der Freistaat, aus dem EU-Regionalfonds kommen 21,5 Millionen Euro.
Weltweit ist das HIRI die erste Einrichtung ihrer Art, die die Forschung an Ribonukleinsäuren (RNA) mit der Infektionsbiologie verbindet – als einer von sechs Standorten des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig. Es hat das HIRI gemeinsam mit der Uni Würzburg als Joint Venture gegründet. Ziel: Mit Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung innovative therapeutische Ansätze finden, zur besseren Diagnostik und Behandlung von Infektionen.
Spektakulärer Erfolg: Neuartiges Testverfahren zum Patent angemeldet
So gelang der HIRI-Forschungsgruppe um Prof. Chase Beisel die Entwicklung des neuartigen Diagnoseverfahrens "LEOPARD", es wurde zum Patent angemeldet. Die Besonderheit: Mit dem Test kann nicht nur – wie beim PCR-Verfahren – ein einzelnes Virus bestimmt werden. Stattdessen wird mit einer Probe gleich eine ganze Reihe von Biomarkern, Viren oder anderen Erregern abgeklärt. Ein eigenes Start-Up-Unternehmen soll den neuartigen Test zur Serienreife und auf den Markt bringen.
Es sind solche Erfolgs- und Machergeschichten, die Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gefallen. In seiner Rede vor mehr als 200 Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik brach er eine Lanze für den Forschungsstandort Bayern und würdigte das Niveau der Würzburger Universität: "Sie ist ein Edelstein, einer unserer Diamanten in der bayerischen Forschungslandschaft."
Söder verwies auf die bayerische Hightech-Agenda mit einem Volumen von mehr als fünf Milliarden Euro bis zum Jahr 2025. "Das ist das größte Forschungspaket, das je ein Bundesland geschnürt hat." Und er versprach weitere Investitionen. Allein für die Erweiterung der Würzburger Uniklinik bringe man drei Milliarden Euro auf den Weg: "Würzburg ist ein Hotspot der Universitätsmedizin in Bayern."
Eine außeruniversitäre Einrichtung wie das HIRI stärkt den Forschungsstandort, weil sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt anzieht. Dies sei auch der guten Führung dem Gespür von Institutsdirektor Vogel zu verdanken, lobte Prof. Otmar Wiestler als Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. Der HIRI-Chef habe in Würzburg "Herausragendes" aufgebaut, das HIRI sei ein "Trendsetter" auch für andere Helmholtz-Einrichtungen.
Wie in Würzburg wird ihr Betrieb zum größten Teil vom Bund finanziert. Staatssekretärin Judith Pirscher (FDP) aus dem Bundesforschungsministerium zeigte sich beeindruckt von der HIRI-Entwicklung, vor allem vom Transfer aus der Grundlagenforschung in die Praxis. "Wir wollen eine starke Infektionsforschung in Deutschland, sie ist elementar", sagte Pirscher. Dem HIRI komme dabei große Bedeutung zu.