
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie liefern Forscherinnen und Forscher der Würzburger Universitätsmedizin teils spektakuläre neue Erkenntnisse. Ein Bild davon machte sich am Mittwoch Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) bei einem Besuch am Uniklinikum – und zeigte sich beeindruckt von Potenzial und Fortschritten.
So ist einem internationalen Team am Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) die Entwicklung eines neuartigen Corona-Testverfahrens gelungen: Mit "LEOPARD" können in einem einzigen Test neben Virus-Varianten auch andere Erreger bestimmt werden. Das HIRI ist nach eigenen Angaben weltweit die erste Einrichtung, die die Forschung an Ribonukleinsäuren (RNA) mit der Infektionsbiologie vereint.
Neues Verfahren könnte "Diagnostik revolutionieren"
Laut Prof. Cynthia Sharma wurde das neue Testverfahren bereits zum Patent angemeldet. Es könnte PCR-Tests und andere Methoden überholen und "die Diagnostik revolutionieren" – auch mit Blick auf andere Infektionskrankheiten, Resistenzen, Krebs und seltene genetische Erkrankungen. Ein Erfolg, den der Wissenschaftsminister als beispielgebend für das Zusammenspiel von Grundlagenforschung und medizinischer Anwendung bezeichnete.

Das SARS-CoV2-Virus besser verstehen: Darum geht es dem Infektionsbiologen Mathias Munschauer in einem Forschungsprojekt am HIRI, für das er dieser Tage mit einem der renommierten Grants des Europäischen Forschungsrates ausgezeichnet wurde. Mit 1,5 Millionen Euro wird das Projekt gefördert. Untersucht werden molekulare Wechselwirkungen zwischen Krankheitserreger und Wirtszelle.
Sibler informiert sich derzeit über die Corona-Forschung an allen sechs bayerischen Universitätskliniken. Sie seien gleichzeitig "Speerspitze und Rückgrat" bei der medizinischen Versorgung in der Pandemie. Deshalb dankte er in Würzburg der ganzen Belegschaft für eine "herausragende Arbeit in sehr angespannter Lage".
Uniklinikum: in angespannter Erwartung der Omikron-Welle
Zwar hat sich die Corona-Situation laut Ärztlichem Direktor Jens Maschmann an der Würzburger Uniklinik zuletzt etwas entspannt. Allerdings müsse man die Folgen der Omikron-Welle abwarten, es häuften sich bereits Ausfälle beim Personal.

Die Corona-Forschung wird vom Freistaat gezielt gefördert. Erst im Dezember erhielten die Universitätskliniken jeweils eine Million Euro zusätzlich für weitere Projekte. Prof. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät an der Uni Würzburg und Sprecher aller deutschen Medizin-Fakultäten, erinnerte an den Beginn der Pandemie: "Damals waren wir in Sorge, dass über der dringenden Versorgung von Patienten die Forschung aus dem Blick gerät – aber das Gegenteil war der Fall." Angesichts der großen Herausforderung sei man über Disziplinen hinweg zusammengerückt und habe teils bahnbrechende Fortschritte erzielt.
Würzburger Kita-Studie als Grundlage für Politik
So lieferte die groß angelegte Würzburger Kita-Studie wichtige Erkenntnisse für die Corona-Testpraxis bei Kindern. Zwei davon: Es muss mindestens zweimal pro Woche getestet werden, und Ergebnisse müssen kurzfristig vorliegen. Oder wie es Prof. Oliver Kurzai auf den Punkt brachte: "Ein sehr schneller Test ist hier wichtiger als ein sehr guter Test." Die Würzburger Kita-Studie war laut Wissenschaftsminister Sibler auch eine der Grundlagen für die jüngsten Corona-Beschlüsse des bayerischen Kabinetts.
Vorgestellt wurde dem Minister auch die so genannte "STAAB"-Studie, mit der seit acht Jahren rund 5000 Personen aus der Würzburger Bevölkerung regelmäßig zu verschiedenen Krankheiten untersucht werden. Die Studie wurde auf Corona ausgedehnt und hat unter anderem zu Tage gefördert, dass Frauen mental stärker von der Pandemie belastet sind als Männer.
Für das bundesweite Pandemie-Projekt NAPKON werden auch in Würzburg Covid-19-Erkrankte untersucht, Daten zusammengeführt und ausgewertet. Und mit einer weiteren Pilotstudie werden mögliche Therapien bei Post-Covid-Symptomen geprüft.