
Wie geht es mit dem Würzburger Kulturreferat weiter? Diese Frage steht im Raum, seit im März dieses Jahres Kulturreferent Achim Könneke angekündigt hatte, 2024 nicht mehr für eine Wiederwahl und erneute Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Als Grund hatte der 60-Jährige eine "berufliche Neuorientierung" genannt.
Damit ist klar, dass das Referat eine Leitung braucht. Doch dabei wird es nicht bleiben: Das gesamte Referat soll neu konzeptioniert und aufgestellt werden. Eine entsprechende Vorlage war am Donnerstag Thema im Personal- und Organisationsausschuss des Würzburger Stadtrates. So soll, wenn es nach Oberbürgermeister Christian Schuchardt geht, das bisherige Kultur- und Tourismusreferat zum Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsreferat werden.
Förderung von Kulturarbeit sei immer auch eine Förderung der kommunalen Kulturwirtschaft
Zum Hintergrund: Der parteilose Könneke ist seit gut fünf Jahren Kulturreferent. In einer Stichwahl hatte er sich im März 2018 mit 27 zu 23 Stimmen gegen die CSU-Stadträtin Judith Jörg (heute Roth-Jörg) durchgesetzt. Bis zum Jahr 2020 existierte das Kultur-, Schul- und Sportreferat unter einem Referatsdach. Nach der Kommunalwahl im März 2020 wurde im Zuge der umfangreichen Referatsneubildung und -umstrukturierung das Kultur- und Tourismusreferat mit Könneke an der Spitze gebildet. Schul- und das Sportreferat gingen an Judith Roth-Jörg (CSU), die ihrem Ressort als hauptamtliche Bürgermeisterin vorsteht.
Die Stadt wolle nun die Zusammenarbeit zwischen Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft – auch in konkreten Kooperationen – "stimulieren und vertiefen", heißt es im Beschlussvorschlag. Eine Förderung von Kulturarbeit sei immer auch eine Förderung der kommunalen Kulturwirtschaft. "Die Kultur- und Kreativwirtschaft bringt nicht nur bedeutende kulturelle und kreative Produkte und Dienstleistungen hervor. Sie ist auch volkswirtschaftlich von erheblicher Bedeutung und einer der dynamischsten Wirtschaftszweige."
Neustrukturierung soll bessere Gleichverteilung herstellen
Der Stellenwechsel soll laut der Sitzungsvorlage auch zum Anlass genommen werden, die im Jahr 2020 begonnene Referatsneustrukturierung "konsequent weiterzuverfolgen". So soll eine "bessere Gleichverteilung" hergestellt werden, erklärte OB Schuchardt vor dem Personalausschuss. Bislang seien im Kulturreferat Aufgaben angesiedelt, die "sich komplett selbstständig verwalten". Er nannte das Mainfranken Theater mit seinem kaufmännischen Direktor und Intendanten, das Stadtarchiv oder das Mozartfest als Beispiele.

Das Kulturreferat mit einem Wissenschafts- und Wirtschaftsreferat zusammenzufassen, sieht der Oberbürgermeister als sinnvoll an: "Das Ziel ist es, Synergien zwischen den Bereichen zu nutzen." Schuchardt nannte das Standortmanagement als Beispiel, der Funktionswandel in den Innenstädten sei ein "überzeugendes Argument". Auch Würzburg habe mit vielen Leerständen in der Innenstadt zu kämpfen. "Hier geht es um die Frage, junge Unternehmen anzusiedeln", sagt er, oder darum, "ob man temporär Kultur unterbringen kann". Der Gedanke sei, "jemanden zu finden, der Kulturpolitik kann, aber auch wirtschaftliches Denken beherrscht".
Sorgen in der freien Kulturszene in Würzburg
Die geplante Neukonzeptionierung sorgte in der Vergangenheit in der freien Kulturszene für Befürchtungen. Gerüchte kursierten, dass die Stelle des Kulturreferenten nicht neu besetzt werden soll. In einem im Juli veröffentlichten offenen Brief wurde daraufhin die Wiederbesetzung des Postens nach Könnekes Weggang gefordert.
"Es braucht eine professionell ausgebildete und im Kulturbereich ausgewiesene Persönlichkeit, die die Interessen der Kultur auf Augenhöhe mit anderen Referent:innen vertritt", heißt es darin. Initiiert hatte den offenen Brief eine Interessengemeinschaft "Pro Kulturreferat", der Dachverband freier Würzburger Kulturträger sowie "namhafte Förderer der Würzburger Kultur, Kulturjournalisten und kulturaffine Personen der Stadtgesellschaft angehören".
Braucht Würzburg ein eigenes Kulturreferat? Hitzige Diskussion im Ausschuss
Auch in der Sitzung des Personal- und Organisationsausschusses sorgte das Thema für eine knapp einstündige Diskussion. Silke Trost und Matthias Pilz (beide Bündnis 90/Die Grünen) schlossen sich dem Vorschlag des Oberbürgermeisters an: "Würzburg braucht ein eigenständiges Kulturreferat", so Pilz. Volker Omert (Freie Wähler) sprach sich hingegen dafür aus, die Stelle des Kulturreferenten nicht mehr zu besetzen. "Nachwehen aus Coronamaßnahmen, Ukrainekrieg und wirtschaftliche Probleme" nannte er als Gründe, eine Referentenstelle einsparen zu müssen. "Kultur liegt uns am Herzen, aber für einen neuen Referenten geben wir ein klares Nein", sagt er.
Christine Bötsch (CSU) stimmte ihrem Stadtratskollegen zu und kritisierte, dass die neue Referatsplanung nicht gut vorbereitet sei. Joachim Spatz (FDP) fand, dass Wirtschaft nicht nur "ein Anhängsel" im Kulturreferat sein dürfe.
Marion Schäfer-Blake (SPD) hingegen zeigte sich erstaunt über den Diskussionsverlauf und reagierte emotional: "Ich dachte, wir sind einen Schritt weiter und sagen, jawohl, wir brauchen das!" Über Monate sei über das Referat gesprochen worden, sie halte es für richtig, die Verbindung mit Wirtschaft und Wissenschaft zu schaffen. Und richtete sich anschließend an den gesamten Ausschuss: "Liebe Leut', ich bin erstaunt, dass wir heute wieder drei Schritte zurückgegangen sind."
Wie es nun weitergeht? Der Personalausschuss verzichtete nach der Debatte auf ein Gutachten. Mit der Frage, welchen Zuschnitt das künftige Kulturreferat erhalten soll, beschäftigt sich also demnächst der Gesamtstadtrat. Viel Zeit lassen kann sich das Gremium nicht: Achim Könnekes Amtszeit läuft noch bis Ende Juni 2024.
"Insgesamt erzielten 2011 rund 2.200 Unternehmen
und Selbstständige der mainfränkischen KuK steuer-
pflichtige Umsätze, was einem Anteil von 6% aller
mainfränkischen Unternehmen mit steuerpflichtigen
Umsätzen entspricht. Hierbei erwirtschaftete der
kreative Sektor rund 821 Millionen Euro und trug
etwa 1,6% zu den Gesamtumsätzen der mainfränki-
schen Wirtschaft bei. Zudem beschäftigte die main-
fränkische KuK 2011 knapp 6.000 Arbeitnehmer63 ,
was einem Anteil von 1,7% aller mainfränkischen so-
zialversicherungspflichtig Angestellten entspricht."
https://www.mainfranken.org/media/www.mainfranken.org/org/med_50239/52089_kuk_mainfranken.pdf (2014) S. 37