Drei Frauen hat Abdirahman J. am 25. Juni 2021 in der Würzburger Innenstadt erstochen. Weitere Menschen, darunter ein elfjähriges Mädchen, wurden schwer verletzt. An diesem Dienstag ist der Prozess zu Ende gegangen. Der Täter wird in einer forensischen Klinik untergebracht werden. Externe Gutachter untersuchen den Verurteilten künftig in regelmäßigen Abständen. Solange die Erkrankung des Mannes fortbesteht und er als gefährlich eingestuft wird, ist eine Freilassung ausgeschlossen. Das sagen Politiker, Rettungskräfte und Religionsvertreter zu dem Urteil:
Christian Schuchardt: Ein Stück weit mit dem schrecklichen Ereignis abschließen
"Ich bin erleichtert über das schnelle Ende des Prozesses wie auch das Ergebnis des Verfahrens. Denn nun nach dem Abschluss können die Opfer und Beteiligten wie auch wir als Stadtgesellschaft zur Ruhe kommen und vielleicht ein Stück weit mit diesem schrecklichen Ereignis, das bei uns nach wie vor präsent ist, abschließen."
Franz Jung: Müssen uns fragen, wie wir mit geflüchteten Menschen mit psychischen Belastungen umgehen
"Ich bin froh, dass der Prozess nach relativ kurzer Zeit seinen Abschluss gefunden hat. Meine Gedanken sind in diesem Moment bei den Angehörigen und Familien der Opfer, für die die Zeit des Prozesses sicher sehr belastend war. Sie werden diesem Urteil mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Mich überrascht das Urteil nicht, wenn ich in Betracht ziehe, was im Laufe des Prozesses über den Mann und seine psychische Verfassung bekannt geworden ist. Von daher war ein solches Urteil zu erwarten. Für mich zeigt der Vorfall aber auch, dass wir uns ernsthaft der Frage stellen müssen, wie wir mit geflüchteten Menschen mit psychischen Belastungen umgehen. Haben wir eine angemessene Form, sie aufzufangen und zu begleiten? Denn nur so wird eine Integration möglich sein."
Josef Schuster: Wer die Taten politisch missbraucht, denkt nicht an die Opfer
"Nach allem, was über den Mann bekannt geworden ist, erscheint das Urteil angemessen. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass die Überlebenden und Hinterbliebenen für sich ein schreckliches Kapitel wenigstens teilweise schließen können. Niemand, egal, woher man kommt, ist vor psychischen Erkrankungen gefeit. Wer Taten wie diese für die eigene rechts-populistische Agenda missbraucht, denkt keine Sekunde an die Opfer und ihren Schmerz."
Paul Justice: "Ich bin dankbar, dass wir in einem Rechtsstaat leben"
"Der Einsatz vor einem Jahr hat mich tief erschüttert. Mein Mitgefühl gilt allen Betroffenen. Auch wenn wir vor allem in sozialen Medien andere Äußerungen wahrnehmen, bin ich dankbar, dass wir in Deutschland in einem Rechtstaat leben. Ich vertraue darauf, dass die Gutachter hochkompetent sind. Sie tragen eine enorme Verantwortung. Ich bin froh, dass der Prozess nun vorbei ist. Vielleicht hilft das Würzburg und den Menschen etwas, das Geschehene zu verarbeiten."
Uwe Kinstle: "Ich denke an Opfer und Angehörige"
"Ich denke gerade heute an die Opfer und deren Angehörige. Die Hinterbliebenen und Zeugen werden vermutlich noch lange Unterstützung brauchen. Ebenso wie unsere Einsatzkräfte, die sich aufopferungsvoll gekümmert haben."
Joachim Herrmann: Polizei und Justiz für die umfangreichen Ermittlungen sehr dankbar
"Entscheidend ist, dass vom Täter in Zukunft keine Gefahr mehr ausgehen kann. Der Polizei und der Justiz bin ich für die umfangreichen Ermittlungen sehr dankbar. Dazu gehörte in diesem Fall, eine mögliche islamistische Tatmotivation akribisch zu prüfen. Denn das konnte unmittelbar nach der Tat von den Ermittlern noch nicht ausgeschlossen werden. Meine Gedanken sind jedenfalls bei den Opfern und deren Hinterbliebenen sowie bei den vielen Passanten, die teilweise noch immer von den schrecklichen Geschehnissen traumatisiert sind. Hoffentlich hilft das heutige Urteil ein Stück weit bei der Bewältigung."
Markus Söder: Gut, dass das Verfahren jetzt abgeschlossen ist und es ein klares Urteil gibt
"Es war ein erschütterndes Attentat das ganz Bayern bewegt und getroffen hat. Gut ist, dass das Verfahren jetzt abgeschlossen ist und es ein klares Urteil gibt. Für viele Bürger ist auch wichtig, dass der Täter jetzt in die Betreuung kommt und nicht freigelassen wird. Ansonsten können wir als Regierung so ein Urteil immer nur annehmen und respektieren und nicht kommentieren. Ich möchte an dieser Stelle aber noch einmal sagen: Vielen Dank an alle Helfer von damals, einige haben wir ja inzwischen dafür ausgezeichnet. Wir fühlen zudem immer noch mit den Opfern und ihren Angehörigen. Es bleibt eine tragische Tat, die Bayern damals schwer ins Herz getroffen hat."
Katharina Schulze: Brauchen dringend Ausbau der psychiatrischen Präventionsstellen
"Es ist gut, dass in dem Fall der Würzburger Messerattacke jetzt ein Urteil gefallen ist. Ich bin in Gedanken bei den Angehörigen der drei Todesopfer. Der Täter war psychisch krank und bereits vor seiner Tat mehrmals auffällig geworden. Hier müssen wir ansetzen, damit so etwas Schreckliches nicht mehr geschieht. Wir brauchen dringend einen Ausbau der psychiatrischen Präventionsstellen und Kriseninterventionsangeboten in Bayern. Wir müssen ein Frühwarnsystem etablieren und Sozialdienste, Jugendämter sowie Sicherheitsbehörden besser miteinander vernetzen."