
Die SBW Bauträger- und Verwaltungs-GmbH hat einen neuen Aufsichtsrat. Sie ist eine Tochtergesellschaft des Bischöflichen Stuhls und Schwesterfirma des zur Diözese gehörenden St. Bruno-Werks. Nach der überraschenden Absetzung des alten Gremiums Ende Juni 2018 wurden nun Peter Oettinger, Herbert Becker und Werner Seifert ernannt, teilte die Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats am Donnerstag mit.
Aufsichtsratvorsitzender ist der Wirtschaftsgeograf Oettinger; er war von 1988 bis 2018 Würzburgs Tourismusdirektorbeziehungsweise Geschäftsleiter des städtischen Eigenbetriebs Congress Tourismus Würzburg (CTW). Sein Stellvertreter ist der Steuerberater Herbert Becker, der den Angaben zufolge in verschiedenen kirchlichen Gremien der Diözese Würzburg tätig ist; etwa im Diözesanrat der Katholiken und im Diözesanpastoralrat. Der dritte neu ernannte Aufsichtsrat ist der Diplom-Ingenieur, Architekt und Sachverständige Werner Seifert.
Generalvikar spricht von guter Mischung von Kompetenzen
"Wichtig bei der Besetzung war eine gute Mischung von Kompetenzen zuverlässiger und unabhängiger Persönlichkeiten. Die neu berufenen Mitglieder verfügen über die fachliche und persönliche Eignung für diese Aufgabe, sie bilden ein hochqualifiziertes Aufsichtsgremium", so Generalvikar Thomas Keßler in der Pressemitteilung. Mit Oettinger, Becker und Seifert seien sowohl der kaufmännische als auch der bautechnische und der strategisch-vertriebliche Bereich der SBW fachlich "hervorragend abgedeckt".
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Die Vorgänger der neuen Aufsichtsräte waren der damalige bischöfliche Finanzdirektor Albrecht Siedler, Adolf Bauer (Bürgermeister von Würzburg), Bruno Greier (Rechtsanwalt) und Jürgen Lenssen (Domkapitular im Ruhestand und ehemaliger Bau- und Kunstreferent der Diözese). Als Grund der Absetzung gab die Diözese damals "Entflechtung" und "Neuausrichtung" an. Die Diözese trennte sich im Juni 2018 auch vom SBW-Geschäftsführer Otmar F., der zugleich als Leiter der Liegenschaftsabteilung des Bischöflichen Ordinariats freigestellt wurde.
Kurz nach Bekanntwerden der Absetzung stellte Generalvikar Keßler Anzeigebei der Staatsanwaltschaft Würzburg. Gegenstand der Ermittlungen seien eventuelle Pflichtverletzungen, hieß es damals. Auslöser für den Verdacht der Untreue war der Verkauf einer Immobilie in Eisingen (Lkr. Würzburg).
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen weiterhin
Die Ermittlungen gegen den ehemaligen Geschäftsführer laufen weiterhin. Wie Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen auf Nachfrage bestätigte, werden sie noch einige Zeit andauern, da die polizeilichen Kräfte zur Mitarbeit in der dringlichen und extrem ermittlungsaufwändigen Sonderkommission im aktuellen Kinderpornografie-Fall zusammengezogen seien.
Albrecht Siedler trat am 20. Juli 2018 als Finanzdirektor zurück, als durch Recherchen dieser Redaktion bekannt wurde, dass er wegen der "Vorenthaltung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt" vorbestraft war. Er hatte den Strafbefehl wegen nicht abgeführter Sozialversicherungsleistungen in Höhe von 107 000 Euro akzeptiert.
Laut Diözese wird der neue Aufsichtsrat aktuell die Bestellung eines neuen Geschäftsführers vornehmen. Nach der Freistellung von Otmar F. war Werner Philipp übergangsweise ernannt worden. Zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Gremiums zähle dann die "unabhängige Überwachung der Geschäftsführung".
Den Angaben zufolge hat die SBW-GmbH 2018 Umsatzerlöse in Höhe von etwa 2,8 Millionen Euro erzielt. Ihre Tätigkeitsbereiche seien unter anderen Projektsteuerung, Architektur- und Immobiliendienstleistungen für kirchliche Einrichtungen und Wertermittlungen für Immobilien.