Mitarbeiter, Vertreter der Hotellerie, Tourismusexperten, Geschäftspartner und Wegbegleiter waren zum dritten Tourismus-Forum der Stadt Würzburg gekommen und füllten fast den ganzen Saal auf der Panorama-Ebene des Congress Centrums. Sie alle wollten natürlich den Vortrag von Manfred Zeiner vom deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr (dwif) zum Thema Würzburg hören. Doch eigentlich wollten alle den Mann verabschieden, der Mitte August seinen Arbeitsplatz verlässt und sich nach über 30 Jahren als Würzburger Tourismusdirektor in den Ruhestand verabschiedet: Peter Oettinger.
Wichtiger Faktor für viele Branchen
Und so bezeichnete auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der die Moderation übernommen hatte, das Forum als Großveranstaltung. Seine Einschätzung zum Städte-Tourismus: Ein wichtiger Faktor und Motor für viele Branchen, der Arbeitsplätze schaffe. Mit den Würzburger Bestandteilen, Besichtigungen und Kongresse, hätte sich der Tourismus in den vergangenen Jahren dynamisch nach oben entwickelt.
Das war das Stichwort für Tourismus-Guru Zeiner, der neue Analysen und Zahlen in seiner Präsentation dabei hatte. Sein Thema lautete denn auch "Kein Ende in Sicht. Die ökonomische Erfolgsstory des Tourismus in Würzburg: Vom Nutzen für alle". Und es war für Würzburg auch äußerst schmeichelhaft, was er zu vermelden hatte: Die Domstadt steht im Vergleich bei den Übernachtungen im Durchschnitt besser da als Bayern oder gar Deutschland .
Zehn Jahre fast gleiches Bettenangebot
Und dass dieses Ziel erreicht wurde mit einem seit zehn Jahren fast konstanten Bettenangebot sei ein Verdienst des scheidenden Tourismusdirektors Oettinger. Und zum Thema Übernachtungsbetten meinte Zeiner: "Weiteres Wachstum setzt voraus, dass das Angebot mitwächst." Für ihn lautet ein Wahlspruch: "Diese Auslastung wird zur Erfolgsformel, wenn sie als Einkommen bei den Betrieben ankommt."
Und wieviel Tourismus fand nun in Würzburg im Jahr 2017 statt? Die Zahlen legte der Geschäftsführer des Wirtschaftsinstitutes vor: eine knappe Million Übernachtungsgäste fanden den Weg nach Würzburg in Hotels, auf Campingplätzen und in Kleinbetrieben. Noch nicht erfasst sei dabei aber die große Zahl der Besucher, die bei Verwandten oder Bekannten schlafen. Zeiner schätzt deren Zahl auf etwa eine halbe Million.
13,4 Millionen Tagesbesucher im Jahr 2017
Doch sein Lieblingsthema sind wohl die Tagesbesucher, von denen sich "eine ganze Menge in Würzburg herumtreiben". Und da erscheint eine bemerkenswerte Zahl, die sein Institut für die Domstadt errechnet hat: 13,4 Millionen im Jahr 2017. Sein Fazit: Diese Zahl müsse gehalten werden für die Gastronomie und die vielen Freizeitangebote. Und wer bisher glaubte, die meisten Umsätze würden bei den gewerblichen Übernachtungen erzielt, den belehrte der Tourismus-Experte eines Besseren: Dreiviertel der Gelder für Würzburg kommen von Tagesbesuchern und ein Viertel von Hotelgästen.
Das sind die nackten Zahlen: 689,6 Millionen Euro haben alle Besucher gemeinsam in Würzburg nach Zeiners Berechnungen im Jahr 2017 ausgegeben, das sind 22,7 Prozent in den gewerblichen Betrieben und 76,7 Prozent bei Tagestouren. Der Referent hatte aufgeschlüsselt, welche Branchen wie profitieren: Gastgewerbe 228,5 Millionen Euro, Einzelhandel 340,4 Millionen und Dienstleistungen 120,7 Millionen.
Direkte Auswirkung auf Arbeitsplätze
Und Tourismus hat auch eine direkte Auswirkung auf die Arbeitsplätze, bilanzierte der Referent. Die Hochrechnung: 10 370 Personen könnten daraus ein Einkommen pro Kopf und Jahr von 29 159 Euro beziehen. Und dann war es an der Zeit für eine Zusammenfassung des Jahres 2017 in der Bischofsstadt: Touristische Aufenthaltstage 14,3 Millionen; touristische Bruttoumsätze 689,6 Millionen Euro; touristische Einkommenseffekte 302,4 Millionen Euro; Beitrag zum Primäreinkommen 8,2 Prozent; Ein Einkommen aus dem Tourismus können 10 370 Personen beziehen; Steueraufkommen 63,8 Millionen Euro. Das Fazit: Kein Ende in Sicht in Würzburg und der Nutzen für alle aus dem Fremdenverkehr mit einem doppelten Ausrufezeichen.
Oettingers Abschied
Die Verabschiedung von Peter Oettinger nannte OB Schuchardt seinen "Herzteil". Oettinger habe die Übernachtungen in Würzburg mit seinen Aktivitäten binnen 30 Jahren von 400 000 auf eine Million gesteigert. Er habe ein Ausbildungskonzept entwickelt, mit dem im Laufe der Jahre 140 Fremdenführer geschult wurden. Und nicht zuletzt habe er etwa drei Jahre lang fast täglich auf der Baustelle bei der Erweiterung des Congress Centrums Würzburg verbracht, die er mitgestaltet habe. Als Dank für dessen Dienste gab es aus der berühmten Sammlung Eckert die Kopie einer Plansammlung aus dem Nachlass des berühmten Baumeisters Balthasar Neumann.
Seinem Nachfolger im Amt, dem 40-jährigen Björn Rudeck, überreichte er den Würzburger Staffelstab und ein neues Namensschild mit dessen Funktion. Dann setzte er sich seinen Sommerhut auf und endete mit einem Gedicht: "Eine gute Zeit mag ein jeder, das wünscht von Herzen Euch der Oettingers Peter."