
Schließlich platzt Manfred Schleichers fühlbare Anspannung doch aus ihm heraus: "Ich habe jetzt schon Schiss!", konkretisiert der 52-Jährige seine Erwartungen an das anstehenden Wochenende. Am 16. und 17. Juli kehrt er mit einem Mittelaltermarkt im Auber Schlossgarten erstmals nach dem Flop um sein Metal Kingdom Festival in Gaukönigshofen wieder als Veranstalter nach Unterfranken zurück.
Nach neun Jahren als Ausrichter von Mittelaltermärkten und Musikshows könnte der Markt in Aub dabei tatsächlich das Zünglein an der Waage sein, das den gelernten Schlosser dazu bewegt, seine Berufswahl zu überdenken. Eine Woche nach dem Metal Kingdom Festival musste der Röttenbacher bei seinem bislang größten Mittelaltermarkt auf Schloss Pürkelgut bei Regensburg nämlich erneut einen finanziellen Tiefschlag hinnehmen, der den des Festivals mit einer fünfstelligen Summe noch einmal überstieg.

Auch der Mittelaltermarkt in Regensburg war ein finanzielles Debakel
"Ich habe jetzt meinen Rentensparvertrag auflösen müssen, damit ich alles zahlen kann und wenn das jetzt hier ein Fiasko wird, dann weiß ich gar nicht mehr, ob ich noch will. Obwohl, wollen wahrscheinlich schon, aber irgendwann muss man auch mal sagen: Jetzt ist Schluss", erklärt der Mittelfranke sein Dilemma. Im Gegensatz zu dem Festival in Gaukönigshofen, lockte Schleichers Markt in Regensburg mit knapp 3000 Gästen zwar durchaus Besuchermassen an - jedoch bei weitem nicht genug um die teure Miete der weitläufigen Anlage wieder hereinzuholen.
Grund dafür war für Schleicher der gleiche, der ihm auch mit Blick aufs Wochenende Sorgen macht: Subtropische Temperaturen, die die Menschen eher ins Schwimmbad oder an den Main treiben, als ins Frühmittelalter. "Ich hoffe einfach, dass es sehr bewölkt ist und dass die Leute trotzdem oder zumindest am späteren Nachmittag kommen, wenn die pralle Mittagshitze vorbei ist", übt sich der Veranstalter nichtsdestotrotz in Zweckoptimismus.
Passable Wetterprognose und spektakuläre Reitershow
Und tatsächlich scheinen die Temperaturen am Wochenende auch weit weniger extrem zu werden, als ursprünglich vorausgesagt. Außerdem hat Schleicher aus einem entscheidenden Fehler - der Reduzierung der einstigen Ritterspiele auf einen reinen Mittelaltermarkt - bei seiner Übernahme des Auber Marktes im Jahr 2019 gelernt und mit "Heimdalls Erben" heuer eine spektakuläre Reitertruppe engagiert, die die beinahe 30-jährige Tradition der Auber Ritterspiele fortführen wird. Ein wesentlicher Programmpunkt, der sich in seiner Bedeutung auch auf der Gestaltung des Platzes abbildet. Zwar stehen am Donnerstagmorgen erst zehn Zelte, aber die Vormarkierung der drei Händlerzeilen geben bereits einen guten Eindruck davon, welches Ausmaß der Rittplatz im Zentrum des Ganzen einnehmen wird.
Auf ein vielseitiges Kinderprogramm legt Schleicher, der bis zu seinem Start als Veranstalter im Jahr 2013 als Tagesvater in Röttenbach eine naturnahe "Wald- und Wiesenpädagogik" vermittelte, besonderen Wert. Bei den berittenen Wikingern, unter der Leitung von Holger Hörstkamp, wird etwa auch der komödiantische Aspekt nicht zu kurz kommen. Daneben gibt es noch Angebote wie Bogenschießen, Axt- und Messerwerfen wobei besonders "Silvana, die Zeitenwandlerin" für viele Mitmachaktionen von Märchenstunden über Jonglage bis hin zu einem Zauberworkshop sorgen soll.
Alle sollen auf ihre Kosten kommen
Bei der Schilderung seines bunten und vielfach erprobten Programmangebots glimmt bei Schleicher trotz aller Sorgen doch etwas Vorfreude auf: "Man muss schon Idealist sein, das zu machen - natürlich mit dem Hintergedanken, dass das dein Beruf ist und du damit deinen Lebensunterhalt verdienst." Nach den jüngsten Fehlschlägen wünscht sich der Mittelfranke daher einfach wieder einen Markt, der "normal" läuft und bei dem alle Beteiligten - er eingeschlossen - auf ihre Kosten kommen.
Ob er im kommenden Jahr sein zehnjähriges Jubiläum als Veranstalter feiern und den Auber Ritterspielen ihr 30-jähriges Jubiläum bescheren wird, darüber kann das Publikum am Wochenende gewissermaßen mit den Füßen abstimmen.