Veranstalter Manfred Schleicher stehen die Tränen in den Augen. Der Hüne mit der Wikingerstatur und dazu passender Haarpracht an Haupt und Kinn sitzt neben seinem Freund und Mitorganisator Harry Weber auf einer Bierbank. Zu seiner Rechten steht – eine Fußballfeldlänge entfernt – auf dem begrasten Hügel am anderen Ende des Gaukönigshofener Festplatzes sein stattliches Bühnenzelt.
Internationale Black- und Death-Metal-Bands am Start
"Metal Kingdom Festival" prangt in weiß gerahmten roten Lettern der Titel der zweitägigen Musikveranstaltung auf großen Bannern links, rechts und über der acht mal acht Meter messenden Bühne. Angekündigt sind 16 teils internationale Bands aus den Genres Black- und Death-Metal sowie Neuer Deutscher Härte.
Es ist 18.30 Uhr, eineinhalb Stunden nach dem Start des Musikprogramms und auf der Bühne stehen mit "Twisted Rose" die zweite von insgesamt sechs Gruppen des Abends. Schleicher kann den Auftritt von seinem Platz aus ungehindert verfolgen – denn zwischen ihm und der Band stehen gerade einmal drei Zuhörer und zwei Zuhörerinnen.
Festival wird zum finanziellen Desaster für die Organisatoren
"Da blutet mir das Herz", gibt der Röttenbacher unumwunden zu. Doch nicht das Ausbleiben der Fans ist die Ursache für Schleichers Tränen. Vielmehr rührt ihn die Erinnerung an ein Erlebnis auf seiner Premiere als Festivalveranstalter im vergangenen September. Das finanzielle Desaster, das sich für die Veranstaltung in Gaukönigshofen am Freitag bereits abzeichnet, stand da für das "Thorshammer Festival" im Thüringischen Schalkau bereits fest. 8000 Euro musste Schleicher dort letztlich drauflegen. "In meiner ganzen Frustration und Traurigkeit kam dann einer her und fragte ob ich der Veranstalter sei. Dann drückt er mir 50 Euro in die Hand und sagte, dass es ein super Wochenende gewesen sei."
Ein Schlüsselerlebnis und gleichzeitig emotionaler Rettungsanker für den Idealisten, dem man es abnimmt, wenn er erklärt, dass er seine Aufgabe als Veranstalter in erster Linie darin sieht, seinen Gästen eine schöne Zeit zu bereiten. Da mutet es beinahe tragisch an, dass der 52-Jährige, der sein Geld seit neun Jahren mit der Organisation von Mittelaltermärkten verdient, Lob wie dieses durchaus häufiger zu hören bekommt. "Die Leute, die da sind, finden's super: Gutes Bier, Preis in Ordnung, tolle Bands, super Gelände, habt ihr mit viel Liebe gemacht."
Eine Umfrage dieser Redaktion auf Fest- und Campingplatz bestätigt dieses Bild: Ronja und Basti aus Bad Königshofen lockte das attraktive Lineup, Ariane und Thomas aus Freising wollten bereits beim ersten Startversuch des Festivals im vergangenen Juli kommen und loben das stimmungsvolle Ambiente. Ein junges Pärchen aus Marktsteft freut sich riesig über ein Metal Festival "quasi vor der Haustüre", während der 43-jährige Manni als Gaukönigshofener dies sogar zurecht behaupten kann und betont: "Wenn auf unserem Platz so ein Fest ist, geht man natürlich hin!"
Zu hohe Eintrittskosten und fehlende Werbung
Zum Leidwesen der Organisatoren steht er mit dieser Meinung jedoch offenbar weitestgehend alleine da. "Was für ein Festival?" fragt etwa die ortsansässige Andrea, die von der Veranstaltung gar nichts gewusst habe. Ihre Musik sei das zwar nicht, einzuwenden habe sie dagegen jedoch überhaupt nichts. "Man soll ja jedem seine Freiheit lassen", bestätigt dies ein 68-jähriger direkter Anwohner, der das Event ebenfalls "relaxed" sehe, dem gebotenen Black Metal jedoch die Stones oder Black Sabbath vorzieht.
"Ich find's cool, das ist mir aber einen ganzen Tick zu hart": Auch Stephan Sieber, der mit seiner Frau Christina und Hund Bobby am Festival vorbeispaziert, locken die unorthodoxen Klänge nicht aufs Gelände. "Zu teuer" findet wiederum ein junger Gaukönigshofener, der durchaus interessiert am Eingang steht, die 47 Euro Wochenendeintritt jedoch nicht einsieht.
Zu hohe Eintrittskosten, fehlende Werbung, ein zu spezielles Programm für die ländliche Gegend: Woran der Mangel an Zuspruch letztlich gelegen hat, ist für Manfred Schleicher am zweiten Abend zunächst einmal unerheblich. 80 anstelle der 300 bis 400 erhofften Besucherinnen und Besucher habe man an diesem Punkt erreicht. "Es ist ein Trauerspiel, ein Fiasko – wirklich schlimm", fasst er den Ernst der Lage zusammen.
Die Freude, die am ersten Tag bei den Ausführungen über seine Arbeit trotz der bereits düsteren Aussichten noch in seinen Worten lag, ist nun daraus gewichen. Er habe sich schon einmal ein wenig zurückgezogen, weil er seine Enttäuschung nicht mehr verbergen könne, erklärt er noch und bedankt sich für das Interesse.
Gibt es 2023 eine Neuauflage?
Die Frage nach einer Neuauflage im kommenden Jahr traut man sich an diesem Punkt kaum noch zu stellen, doch Schleicher beantwortet sie auf die selbe höfliche und ungeschminkte Art und Weise wie bisher: "Wahrscheinlich wird's darauf hinauslaufen, dass wir's noch einmal probieren. Wir werden nächstes Jahr schon noch einmal einen Versuch starten, aber man muss jetzt grundsätzlich mal darüber nachdenken, wie man die Leute besser erreicht."
Kann man für die vranstalter nur hoffen das der finanzielle Atem noch etwas anhält
Das ist doch super! Solche Personen will man da auch nicht haben.
Ich gehe auch nicht auf eine Schlagerparty oder in die Kirche oder, oder, oder...
und wen juckt's...?
Wie bereits gesagt, ich stelle mich auch nicht in die Kirche und erzähle den Leuten, was für einen Quark sie sich da anhören.
Ansonsten würde ich der Antwort von micorz15271206 voll und ganz zustimmen.
Diese Musikrichtung liegt dieser Zeitung wohl nicht so? Das würde auch erklären warum die MP nicht vor der Veranstaltung in Gaukönigshofen einen ihrer zahlreichen "Tipps" gegeben hat.