Wenn Buket Demirci über die Arbeitsbedingungen im Zentrallager des östereichischen Möbelhändlers XXXLutz im Uffenheimer Gewerbegebiet Langensteinach spricht, hört sich das nicht gut an. Die gesetzlich erlaubte Höchstarbeitszeit von zehn Stunden am Tag würde oft nicht eingehalten, sagt Demirci und prangert den Umgang mit den Beschäftigten an. "Wer keine Überstunden leisten will, dem wird auch mal mit der Kündigung gedroht." Die 30-jährige Verwaltungsleiterin berichtet auch von willkürlichen Versetzungen oder Kündigungen. "Die Arbeitsbedingungen sind einfach unmenschlich, der Arbeitsschutz wird nicht beachtet."
Am 1. Juli 2021 hat sie bei der UL-Service-GmbH & Co. KG angefangen und wurde dann am 1. September 2022 zur WW-Lager-GmbH & Co. KG versetzt, beides sind ausgegliederte Unternehmensbereiche der österreichischen XXXLutz-Gruppe in Uffenheim (Lkr. Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim). Mit Marco Hochreuther, Abdul Ghani, Carlos Lampreira, Marina Stoyanova und Nuray Ahmed, die bei der ebenfalls ausgegliederten UL-Service- GmbH & Co. KG beschäftigt sind, möchte sie für beide Gesellschaften mit rund 250 Beschäftigten einen Gemeinschaftsbetriebsrat gründen. Aber sie stößt dabei auf Widerstände. Der Arbeitgeber äußert sich dazu bislang auf Nachfrage nicht.
Initiatoren der Betriebsratswahl: Auflösungsverträge mit hohen Summen angeboten
Für diesen Freitag hatten die sechs zu einer Betriebsversammlung eingeladen, um einen Wahlvorstand zu wählen, der schließlich Betriebsratswahlen einleiten soll. Nicht nur ein Großteil der Aushänge dafür sei entfernt worden, schildert Demirci. Sie und drei ihrer Mitstreiter hätten sich auch in mehreren Einzelgesprächen mit ihren Vorgesetzten rechtfertigen müssen, warum sie einen Betriebsrat wollen.
"Man wollte uns rauskaufen", sagt die 30-Jährige. Ihr und drei anderen sei ein Aufhebungsvertrag vorgelegt worden. Jeder habe ein Jahresgehalt und dazu eine Prämie von 10.000 Euro angeboten bekommen. "Mir haben sie 48.000 Euro angeboten", sagt Marco Hochreuther, der seit einem Jahr im Zentrallager arbeitet. Er habe wie seine Kolleginnen und Kollegen das 30-Fache der üblichen Abfindungssumme angeboten bekommen, so der 30-Jährige.
Vorwurf: Fünf Mitarbeitern gekündigt, die Verwaltungsleiterin freigestellt
Dass niemand die Aufhebungsverträge unterschrieben hat, macht Buket Demirci stolz. Den Betrieb in Langensteinach dürfe sie seit Dienstag nicht mehr betreten. Sie sei freigestellt worden. Marco Hochreuther, Abdul Ghani, Carlos Lampreira, Marina Stoyanova und Nuray Ahmed hätten eine ordentliche Kündigung erhalten. "Drei von ihnen haben Kinder", sagt Demirci.
Der 51-jährige Carlos Lampreira arbeitet seit fast zwölf Jahren im Zentrallager und hat drei kleine Kinder. "Ich bin so lange hier, ich habe so viel gemacht und jetzt wurde mir plötzlich gekündigt", sagt der Teamleiter enttäuscht. Sinngemäß sei ihm gesagt worden, es würden nicht mehr so viele Führungskräfte gebraucht. "Die Kündigungen hatten alle banale Gründe", sagt Demirci. "Umstrukturierungen, hieß es." Dass ihr selbst nicht gekündigt worden sei, hänge vielleicht damit zusammen, dass sie in einer anderen Gesellschaft angestellt sei. Da greife dieses Argument nicht, vermutet sie.
Enttäuschung nach der Betriebsversammlung am Freitag
Die Initiatoren der Wahlversammlung lassen sich von einem Würzburger Anwalt vertreten, der namentlich nicht genannt werden will. "Dass diese Kündigungen vor einem Arbeitsgericht nicht halten, ist klar", sagt er. Die Betroffenen wolle er mit einer einstweiligen Verfügung so schnell wie möglich wieder an ihren Arbeitsplatz bringen. Am Freitagnachmittag war der Anwalt bei der Betriebsversammlung vor Ort. Den Zutritt zum Zentrallager und das Hausrecht für die Initiatoren hatte er erst einen Tag zuvor am Arbeitsgericht Nürnberg erstritten.
Am Freitagnachmittag stehen die Initiatoren der Wahlversammlung vor der Schranke zum Zentrallager und sagen: "Die Wahl ging nicht gut für uns aus." 52 Beschäftigte seien da gewesen. 23 hätten gegen den Vorschlag für einen Wahlvorstand gestimmt, 21 Beschäftigte seien dafür gewesen. "Ich bin sehr traurig und enttäuscht", sagt Carlos Lampreira. "Jeden Tag beschweren sich die Mitarbeiter über die schwere Arbeit und den niedrigen Lohn, dann versuchen wir die Situation zu verbessern - und es passiert so etwas."
Rechtsanwalt will Wahlvorstand nun von Gericht einsetzen lassen
Die Beschäftigten seien unter Druck gesetzt worden, sagt der Anwalt. Er selbst habe gesehen, wie Mitarbeiter von ihren Führungskräften zur Betriebsversammlung begleitet worden seien. Dass offenbar für den Vormittag kurzfristig zu einer alternativen Wahlversammlung eingeladen worden war, hält er nicht für rechtens. "Mutmaßlich von der Geschäftsführung gesteuert", sagt er. Er wolle diese Wahl nun anfechten und gleichzeitig erreichen, dass das Gericht einen Wahlvorstand einsetzt. "Alles wird dadurch erschwert, dass meine Mandanten aktuell keinen Zugang mehr zum Betrieb haben."
Kurz zeigt sich am Freitag auch der für das Uffenheimer Zentrallager zuständige Gebietsleiter an der Schranke. Zu den Vorwürfen will er sich nicht äußern. Diese Redaktion hat auch die Pressestelle von XXXLutz sowie den Geschäftsführer des Zentrallagers in Uffenheim angefragt und um Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten. Bis Freitagabend hat die Redaktion keine Antwort erhalten.
Wenn jemand eine Stelle ausschreibt und sich darauf zu den angebotenen Parametern anbietet und jemand nimmt zu den Konditionen an. Wo ist der Fehler?
Das zum Geld!
Es ist sicherlich unklug so zu verfahren.
Allerdings tun gerade die Gewerkschaften und Betriebsräte alles in Deutschland, dafür, dass man einen Hass auf sie bekommt!
Sie sind maßgeblich verantwortlich für die Missere am Arbeitsmarkt. Zu hohe Entlohnung für zu wenig Leistung in vielen Bereichen! Die Erpresserischen Streiks tun ihres dazu! Man muss doch mittlerweile bescheuert sein, als Arbeitgeber neu einen Betrieb zu gründen!
Mit diese Gewerkschafts und Betriebsratssprache ist von vorne herein kein Konsens möglich! Überlegt keiner, wer die Arbeitsplätze zur Verfügung stellt?
Man wird doch förmlich gezwungen zu verlagern oder zu verkaufen!
Wenn jemand eine Stelle als Assistenz der Geschäftsleitung eines Unternehmens in der Edelluftfahrtbranchehefmit allen möglichen interessanten Tätigkeiten angeboten bekommt, dann aber ausschließlich dafür eingesetzt wird, um dem paranoiden Chef beim miesen Behandeln der Mitarbeiter seiner außerdem geführten Fastfood-Filialen zu helfen - finde den Fehler...!
Nachdem Sie Ihre Meinung jetzt ausreichend kundgetan haben – wollen Sie sich vielleicht einmal mit den Fakten auseinandersetzen?
Sehen Sie sich bitte mal die Entwicklung der Reallöhne und der Einkommen aus Unternehmensgewinnen und Vermögen in Deutschland an … sagen wir, in den letzten 20 Jahren.
Dann werden Sie sehen, dass vom Jahr 2000 an bis 2019 die Unternehmens- und Kapitalgewinne deutlich höher lagen als die Reallöhne. Die übrigens jetzt aufgrund der schwindelerregenden Inflation schon wieder fallen und sich (so die Experten) vor 2026 auch nicht wieder erholen werden.
Die BWLer heulen über die Bruttolöhne, die sie zahlen müssen – aber aus volkswirtschaftlicher Sicht sind die Reallöhne entscheidend.
Und gerade jetzt von „zu hoher Entlohnung“ zu schwadronieren – sorry, damit haben Sie sich als ahnungslos disqualifiziert. Es sei denn, Sie meinen die Topmanager, aber das glaube ich nicht.
mit österreichischen Sitz -
will verhindern n‘ einen Betriebsrat
in Deutschland - ein Witz !
Tatä tatä tatä und Helau
Fasching ist doch rum‘.
Einfach bei einem anderen
Möbelhaus einkaufen!
Das hilft!
Was (zu) viele Arbeitgeber halt immer noch nicht kapieren (oder schlicht nicht dazu gewillt sind), ist die Anerkennung der Notwendigkeit einer PARTNERSCHAFTLICHEN(!) Zusammenarbeit mit dem BR (also auf „Augenhöhe“).
Und wenn diese Einsicht fehlt, verhärten sich zwangsläufig die Fronten auf beiden Seiten – und der BR wird vom Management nur als Klotz am Bein empfunden.
Dann jammert und leidet das Management dauerhaft über eine Situation, die es aktiv mit herbeigeführt hat – leider oft ohne die Zusammenhänge und die eigene Rolle dabei zu verstehen …
Wenn es zu viel verlangt ist, die Mitarbeiter anständig zu behandeln, fair zu bezahlen und ihnen die gesetzlich verankerten(!) Mitbestimmungsrechte zu gewähren – dann taugt man nachweislich nicht zum Arbeitgeber. Denn als Arbeitgeber trägt man soziale Verantwortung für die Mitarbeiter – und damit geht eben auch die Übernahme gewisser Pflichten einher.
Ohne die Bereitschaft, sich dieser Verantwortung zu stellen, sollte man auch nicht dazu berechtigt sein, sich an der Arbeitskraft anderer Menschen zu bereichern … hoffentlich begreift das unser Gesetzgeber auch irgendwann.
Dass so etwas in der heutigen Zeit passiert, ist ja schon schlimm. Aber dass es derart offen, schamfrei und selbstverständlich passiert, muss unsere Gesellschaft endlich mal zum Nachdenken bringen … das ist absolut nicht mehr zeitgemäß!
Solche Mißstände müssten penibel aufgearbeitet werden.
Dazu muss erstmal jemand klagen, wobei hier die Hürde für einen kleinen Mitarbeiter sehr hoch ist. Und dann muss das Ganze bei einem Richter landen, der auch schon mal in diese Gesetze reingeschaut hat...
Und es reicht auch nicht, dem Arbeitgeber aufzuerlegen (Zitat §2 Abs. 1 BetrVG) „vertrauensvoll und im Zusammenwirken mit den im Betrieb vertretenen […] Arbeitgebervereinigungen zum Wohl der Arbeitnehmer und des Betriebs“ zusammenzuarbeiten.
Wenn die Konsequenzen aus der Nichtbeachtung dieser Rechtsnormen fehlen und/oder die juristischen Hürden und wirtschaftlichen Risiken für deren Durchsetzung so hoch sind, dass ein in einem abhängigen Arbeitsverhältnis beschäftigter Mitarbeiter sie nicht nehmen kann, dann reicht das einfach nicht …
Manchmal denke ich mir, das ist sogar so gewollt. Liest sich für die Arbeitnehmer gut, aber tut den Arbeitgebern nicht weh ...
Liest jemand von der Staatsanwantschaft in Würzburg mit? Ja?
Hiermit stelle ich Strafanzeige gegen Unbekannt bei Fa. LutzXXXL wegen des Verdachts der Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit von abhängig Beschäftigten und fahrlässiger Körperverletzung mit Verdacht auf Vorsatz.