
In der Hektik des Restaurantalltags versucht eine Frauenstimme auf sich aufmerksam zu machen. "Vorsicht bitte, ich muss hier durch", sagt die Stimme, betont freundlich und etwas blechern. Doch niemand hört auf sie, weshalb sie in unter 0,5 Sekunden abbremst, stehen bleibt und den Gast von Tisch 67 als erstes durch den Gang im Restaurant des Möbelhauses XXXLutz in Würzburg lässt. Dann rollt sie davon in Richtung Küche.
Die blechernde Stimme gehört zu "Lutzi", dem Servier-Roboter im Möbelhaus. Seit Anfang Februar unterstützt "Lutzi" die 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Restaurant. Über Sensoren und Kameras findet der Roboter ohne fremde Hilfe von der Küche zu den einzelnen Tischen und wieder zurück. Hindernissen weicht "Lutzi" aus, vor den Treppenstufen im fünften Stock bleibt sie stehen. Der Roboter mit Katzengesicht macht "Miau", wenn Gäste über die metallgrauen Ohren am Touchdisplay streicheln.
Künstliche Intelligenz berechnet den kürzesten Weg zum Tisch
Freitag, kurz nach 11 Uhr. In der Küche wartet Restaurantleiter Patrick Weidl auf den Servier-Roboter. Mehr als die Hälfte der 340 Sitzplätze sind schon besetzt. Als "Lutzi" in die Küche einfährt, stellt Weidl die Frühstücksteller mit Brötchen, Schinkenscheiben und Gurken auf die vier Tabletts des Roboters. Dann klickt er die Tischnummer 79 an und schickt "Lutzi" zurück in den wuseligen Restaurantbereich.
Bis zu 20 Teller, insgesamt 40 Kilogramm kann der Neuzugang transportieren. In Sekundenschnelle berechnet eine künstliche Intelligenz, ob der Weg durch die rechte oder die linke Küchentür kürzer ist. Die Tür links führt schneller zu Tisch 79.

"Lutzi" schwitzt nicht, "Lutzi" braucht keine Mittagspause, "Lutzi" macht ihren Job ohne zu klagen. Nur bei Suppen und Bier ist der Servier-Roboter zu tollpatschig. Zumindest bei diesem Tempo, 0,8 Kilometer pro Stunde, ist die Gefahr groß, dass das Glas oder die Suppenschüssel halb leer sind, bevor das Tablett beim Gast ist. "Ich kann aber die Geschwindigkeit anpassen", sagt Weidl. Er tippt nochmal auf das Display. Der Servier-Roboter rollt vorbei an den Tischen und spielt "Happy Birthday".
Servier-Roboter sind eine Hilfe, aber kein Ersatz für eine persönliche Bedienung
"Lutzi" sei aber keine technische Spielerei, sondern eine Entlastung im Arbeitsalltag. Vier Stellen sind aktuell im Restaurant in Würzburg ausgeschrieben, sowohl in der Küche als auch im Service werden Arbeitskräfte gesucht. Personalmangel im Gastronomie- und Hotelgewerbe, ein Dauerthema.
Restaurants in Unterfranken streichen ihre Speisekarten zusammen oder führen zusätzliche Ruhetage ein. Nach der Pandemie sind zwar die Gäste zurück, was fehlt ist das Personal. Viele Beschäftigte haben in der Corona-Krise die Branche verlassen, nur wenige von ihnen sind zurückgekehrt.
312 offene Stellen in der Gastronomie meldet die Agentur für Arbeit im Januar 2023 für den Bezirk Würzburg. Rekordwert. Seit Erfassung der Daten waren zum Jahresstart noch nie so viele Stellen in der Gastronomie unbesetzt. Und erfahrungsgemäß wird der Personalbedarf im Sommer größer und die Lücken im Dienstplan nicht kleiner.
Roboter alleine sind nicht die Antwort auf Personalengpässe, aber sie sind eine Entlastung und können helfen, die Arbeit im Restaurantgewerbe wieder attraktiver zu machen. "Ein Restaurantbesuch ist immer auch ein Erlebnis, ein freundliches Wort beim Servieren der Teller, ein Lächeln zum Abschied. Das wird die Technik nicht komplett ersetzen", sagt Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer Unterfranken vom Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Schwägerl beobachtet aber, dass einzelne Gastronomiebetriebe in Unterfranken auf die Unterstützung von Robotern bauen.
Schweinfurt: Im Hotel Ross bedient Roboter "Rossinante" die Gäste
Im Schweinfurter Hotel Ross sind Beschäftigte und Robotertechnik ein eingespieltes Team. Seit einem halben Jahr ist hier der Servier-Roboter "Rossinante" im Einsatz. In der Zeit sei die Zahl der Sehnenscheidenentzündungen in der Belegschaft deutlich zurückgegangen, sagt Hotelier Jürgen Süß. Und auch die Kundschaft freut sich, wenn "Rossinante" anrollt."Kinder und Hunde sind besonders fasziniert, und laufen dem Roboter hinterher", erzählt Süß.
Bei XXXLutz in Würzburg besetzt der Servier-Roboter keine eigene Schicht im Dienstplan. Er soll schwere Tabletts transportieren und Fußwege ersparen - eine wichtige Entlastung in einer Branche, wo Servicekräfte regelmäßig über 10.000 Schritte pro Schicht zurücklegen. Die erste Arbeitswoche hat der Roboter, 1,29 Meter groß und laut Hersteller in der Basis-Ausführung für 16.000 Euro erhältlich, ohne Unfall überstanden.

Am Tisch 79 freut sich Helga Markart als "Lutzi" um die Ecke rollt. Die Katzenaugen auf dem Display zwinkern währen der Fahrt, Brötchen und Schinkenscheiben sind da. Endlich. Seit 1,5 Stunden würde sie hier mit ihren beiden Freundinnen auf das Frühstück warten, aber dafür könne ja der Roboter nichts.
"Lutzi" bleibt millimetergenau vor dem Tisch der drei Frauen stehen, eine Mitarbeiterin reicht die Teller an. "Dankeschön, guten Appetit, auf Wiedersehen", sagt die Roboterstimme. Dann rollt "Lutzi" zurück in die Küche, zu den nächsten Tellern. Der Arbeitstag ist noch lang und der Akku hält bis zu 24 Stunden.
die "Schlepperei" entfällt. Nach dem Verspeisen muss dann alles wieder auf den Roboter gepackt werden.
Die Wege sind sehr weit im XXL, deshalb schön für die Entlastung des Personals.
Los ging es eigentlich schon mit der Abschaffung des Tanwarts. Einzelne sind mehr gefordert.