Eigentlich möchte Würzburgs Landrat Thomas Eberth (CSU) diese Bilder vermeiden: Feldbett an Feldbett in Turnhallen, die wieder zu Notunterkünften für Geflüchtete werden. Sporthallen, wo Familien keine Privatsphäre haben, wo fremde Menschen eng aufeinander leben.
Solche Bilder sind nicht unrealistisch. Im Jahr 2015 fanden viele Geflüchtete erst einmal Herberge in Turn- und Mehrzweckhallen, sogar in der Veitshöchheimer Kaserne. Und auch mit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wurden wieder Notunterkünfte in Sporthallen eingerichtet.
Landrat Thomas Eberth schließt Turnhallen als Notunterkünfte für Geflüchtete nicht aus
Ist dies jetzt wieder zu befürchten? Landrat Eberth zuckt mit den Schultern. Er hofft es nicht. "Derzeit gibt es noch Kapazitäten", sagt er. Von einer Not will er deswegen noch nicht sprechen. Mittlerweile seien beim Jobcenter gut 2200 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und mehr als 1000 Asylsuchende aus anderen Ländern registriert, die Leistungen beziehen. "Wenn jetzt noch einmal 1000 Menschen zu uns kommen, würden wir das nicht schaffen", sagt Eberth, weil er sie nicht mehr unterbringen kann.
Weil er aber befürchtet, dass im Winter vermehrt Menschen aus der Ukraine fliehen, da sie dort ohne Strom, Wasser und Heizung nicht überleben können, hat der Landrat eine Tagung aller 52 Bürgermeister dazu genutzt, um zu sensibilisieren. Er habe deutlich gemacht, dass es Ortschaften und Städte im Landkreis gebe, die sehr viele Geflüchtete beherbergen, aber auch das Gegenteil der Fall sei, sagt er. Und, dass es vielleicht wieder die Sporthallen als Notunterkünfte bräuchte. "Das ist nicht mein Wunsch, aber . . .".
Werden Geflüchtete nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Landkreisgemeinden verteilt?
Eberth hofft auf die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, dass sie jeden verfügbaren Wohnraum in ihren Gemeinden zur Verfügung stellen. "Ich verstehe aber auch, dass es schwer ist, weitere Möglichkeiten zu finden", sagt er. Beispielsweise in Bergtheim, wo derzeit 62 Menschen in einer Unterkuft leben.
Wenn es hart auf hart kommt, dann will Eberth den Königsteiner Schlüssel auch auf die Gemeinden anwenden. Dieser legt fest, wieviele Asylbewerber gemessen an der Einwohnerzahl aufgenommen werden müssen. Eine solche Quote gibt es für den Landkreis Würzburg. "Was die Aufnahme von geflüchteten Menschen aus der Ukraine betrifft, haben wir diese mehr als erfüllt. Viele sind privat untergekommen. Sonst hätten wir das nicht hinbekommen", sagt Eberth. Bei Asylbewerbern aus anderen Ländern würde der Landkreis etwa 2 Prozent unter dem Königsteiner Schlüssel liegen. Daher rechnet er ziemlich fest damit, dass der Landkreis bei den nächsten Zuweisungen schnell dabei ist.
Eberth setzt aber nicht nur auf Unterbringungsmöglichkeiten in den Gemeinden. Wie bereits 2015, hat das Landratsamt wieder Kirchengemeinden und Klöster angeschrieben, ob sie leerstehende Pfarrhäuser beziehungsweise freie Räume zur Verfügung haben. "Die Resonanz ist bis jetzt spärlich", sagt der Landrat. Ganz offen stellt er die Frage: "Was ist mit dem Augustinerkloster in Fährbrück?"
Würzburgs CSU-Landrat Thomas Eberth kritisiert Bund und Freistaat
Enttäuscht ist Landrat Eberth von den staatlichen Immobilienverwaltungen. "Es gibt Liegenschaften, die wir für die Unterbringung nutzen könnten", kritisiert er sowohl die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als auch das bayerische Immobilienmanagement. Auch hier seien die Rückmeldungen verhalten. "Der Bund drückt sich wie bereits 2015", sagt der Würzburger Landrat und nennt als Beispiel die alten Offizierswohnungen auf dem Giebelstadter Flugplatz, die sich gut als Unterkunft eignen würde.
Ist am Ende gar ein Hotelschiff der Ausweg aus der Raumnot für Geflüchtete? "Es gibt Angebote", sagt der Landrat. Gut 240 Menschen könnten auf einem Flusskreuzer untergebracht werden – mit dem Vorteil, dass die Zimmer ausgestattet sind, eine Küche und sanitäre Anlagen vorhanden sind. "Es gibt Beispiele aus den Niederlanden", ergänzt Fabian Hollmann, Geschäftsbereichsleiter Arbeit und Soziale Angelegenheiten im Landratsamt. "Wenn es hart auf hart kommt, werden wir das auch machen", fügt Eberth hinzu.
Es ist aber nicht nur der Wohnraum alleine, der Eberth Sorgen macht. Auch was die Betreuung und Versorgung der Geflüchteten angeht, sieht er bald die Kapazitätsgrenzen erreicht. Das Landratsamt sucht deshalb auch Kümmerer und gerade aktuell einen Sprachmittler für Somalis. Schwer auf dem Magen liegen ihm die unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlinge. "Hier sind wir am Anschlag", sagt Eberth. Gerade erst sind für einen Teil von ihnen Wohnungen in der ehemaligen Führerscheinstelle des Landratsamtes in Ochsenfurt geschaffen worden. Praktisch sei das, weil der Allgemeine Sozialdienst direkt nebenan seine Dienstelle hat. Im Hinterkopf hat Eberth auch das Jugendhaus in Leinach, dessen Struktur gut für die Unterbringung von jungen Flüchtlingen geeignet wäre.
Können unbegleitete Minderjährige noch ausreichend pädagogisch betreut werden?
Doch die Betreuungssituation muss geregelt werden, sagt er. Denn die professionelle pädagogische Betreuung der minderjährigen Flüchtlinge, die alleine nach Deutschland kommen, werde zunehmend problematisch. Hier stelle sich auch die Frage, was die unterschiedlichen Träger in der Jugendhilfe noch leisten können.
Im Ochsenfurter Palatium, das mittlerweile keine Notunterkunft mehr ist, sind am Donnerstag fünf Syrer angekommen. Damit ist auch diese Unterkunft jetzt voll belegt - die Suche nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten geht für die Verantwortlichen im Würzburger Landratsamt also weiter.
Wenn jemand um die halbe Welt reist nur um nach Deutschland zu kommen, dann ist das wohl nicht berechtigt und auch nicht sinnvoll.
Sie wird 2022 jedoch nur auf knapp 250.000 Wohnungen kommen.
Prognosen sagen voraus, dass es 2023 sowas um die 200.000 werden und 2024 nochmal deutlich weniger.
Sozialwohnungen werden nur einen sehr kleinen Bruchteil davon ausmachen.
Wir haben schon seit vielen Jahren eine katastrophale Wohnungsnot in Deutschland.
Gleichzeitig steigen die Preise ins Unermessliche. So stehen für eine noch einigermaßen bezahlbare Wohnung oft über 50 Bewerber Schlange.
Wir haben sogar die kuriose Situation, dass ein Empfänger von Sozial-Leistungen sich möglicherweise eine kleinere Wohnung suchen muss, die aber wesentlich teurer sein wird, als die den Behörden zu große Wohnung, die schon viele Jahre lang angemietet war.
Daher frage ich mich allen Ernstes, wo dann noch der zusätzlich benötigte Wohnraum herkommen soll, den Deutschland zumindest temporär für Flüchtlinge bereitstellen müsste?