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Würzburg/Schweinfurt
Wetterexperte über "Rekord-Februar" 2024: Wärmster Februar in Unterfranken seit 1881
Die Grundwasserstände in Unterfranken erholen sich in den bisher sehr nassen Wintermonaten. Warum Experten trotzdem keine Entwarnung geben.
Archivfoto: Blick auf Würzburg von der Festung Marienberg bei Regen.
Foto: Silvia Gralla | Archivfoto: Blick auf Würzburg von der Festung Marienberg bei Regen.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 03.03.2024 02:35 Uhr

Auch wenn der Winter noch nicht vorbei ist, sind sich Meteorologen in einem einig: Seit Oktober vergangenen Jahres war es in Unterfranken ausgesprochen nass  - und vor allem im Februar für die Jahreszeit viel zu warm.

"Der Februar 2024 ist mit Abstand der wärmste Februar in Unterfranken seit 1881. Der Monat bricht alle Rekorde", sagt Udo Feldinger, Wettertechniker beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Im Februar lag die Durchschnittstemperatur in Unterfranken 6,7 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Bezeichnend: "Es gab kaum Frosttage", sagt Feldinger. Frosttage sind Tage, an denen die Temperatur mindestens einmal im Laufe des Tages unter 0 Grad sinkt.

Kaum Frost und Temperaturen fast wie im April

Der Februar 2024 ist "außergewöhnlich warm", bestätigt Lothar Bock, Meteorologe beim regionalen Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes in München. Die durchschnittliche März-Temperatur sei "deutlich" überschritten. Udo Feldinger ergänzt: Der Februar 2024 sei mindestens 1,5 Grad wärmer als der bisher wärmste Februar im Jahr 1966. Der Wettertechniker sagt: "Der Februar 2024 ist so warm, dass wir fast einen Durchschnitts-April der Jahre 1961 bis 1990 erreicht haben."

Insgesamt war das Jahr 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Bayern. Es liegt sogar knapp über den Hitzejahren 2018 und 2022. Für Würzburg gilt, so Alexander Warkotsch, Sprecher der Regierung von Unterfranken: Die Jahresmitteltemperatur 2023 lag mit 11,7 Grad um 2,1 Grad über dem langjährigen Mittel - gemessen am Vergleichszeitraum 1981 bis 2010. Was den Niederschlag angeht, war das Jahr 2023 mit 586 Millimetern in Würzburg ein durchschnittliches Jahr.

Winterhalbjahr bisher überdurchschnittlich nass

Seit Oktober aber, also seit Beginn des Winterhalbjahres, waren in Unterfranken alle Monate "zu warm" und "überdurchschnittlich feucht", so der Regierungssprecher. Im November 2023 fiel in Würzburg 69 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel der Jahre 1981 bis 2010. Im Oktober und Dezember war es in Würzburg mehr als 3 Grad zu warm. Und in den ersten drei Wochen des Monats Februar fielen in Würzburg schon 42 Prozent mehr Niederschlag als im Durchschnitt der Februar-Monate des Vergleichszeitraums 1981 bis 2010.

In ganz Bayern fielen seit Winterbeginn im Mittel bisher etwa 250 Millimeter Niederschlag. Zum Vergleich: Das vieljährige Mittel liegt bei knapp 200 Millimetern. Lothar Bock vom Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes sagt deshalb: "Der Winter 2023/2024 wird in der Endbilanz zu einem der niederschlagsreichen gehören."

Grundwasser und Quellen in Unterfranken erholen sich

Einig sind sich die Wetter- und Wasserexperten dann auch in der Bewertung der nassen und für die Jahreszeit viel zu warmen Witterung: Gut sei das Wetter für das Grundwasser, den Boden und die Wälder. Die hohen Temperaturen und die längere Sonnenscheindauer wirken dem allerdings entgegen: Die Verdunstung nehme zu. Sollte es im Frühjahr und Sommer phasenweise nicht regnen, würden die Böden trotzdem wieder rascher und intensiver austrocknen.

Aktuell erholen sich die Grundwasserstände und die Quellschüttungen in Unterfranken. Laut Niedrigwasser-Informationsdienst des Bayerischen Landesamts für Umwelt haben nur noch 7 Prozent der oberflächennahen Grundwasser-Messtellen in Unterfranken niedrige oder sehr niedrige Wasserstände. In den tieferen Bodenschichten gibt es aktuell in Unterfranken sogar überhaupt kein Niedrigwasser. Bayernweit haben dagegen 37 Prozent der tieferen Grundwasser-Messstellen niedrige Wasserstände.

Wassermangel in Unterfranken: Noch lange keine Entwarnung

Ist der Grundwasser-Mangel in Südbayern jetzt also gravierender als im trockenen Unterfranken? Nein, erklärt Alexander Warkotsch, Sprecher der Regierung von Unterfranken. Denn die Niedrigwasserlage ist eine statistische Berechnung. Damit ein Grundwasserstand als "sehr niedrig" eingestuft wird, muss der aktuell gemessene Wasserstand niedriger sein als 90 Prozent aller bisher gemessenen Grundwasserstände an dieser Stelle über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren.

Dadurch, dass Unterfranken in der Vergangenheit schon so trocken war, wirke die Situation jetzt "nicht so offensichtlich" dramatisch. Vergleiche man aber die Grundwasserstände aller oberflächennahen Messtellen in Unterfranken 2021/2022 mit der Dekade 2001 bis 2010, so sehe man: Die Grundwasserstände in Unterfranken sind im Mittel um etwa einen Meter gesunken.

Meteorologe Bock sagt: "Das Grundwasserdefizit in Unterfranken hat sich über mehrere Jahre aufgebaut, eine nachhaltige Erholung wird wahrscheinlich auch wieder mehrere Jahre benötigen." Doch danach sieht es aktuell nicht aus - im Gegenteil: Regierungssprecher Warkotsch sagt: "Langfristig zeigen Grundwasserstände und Quellschüttungen in Unterfranken einen abnehmenden Trend."

 
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  • Klaus Fiederling
    ich wüsste auch nicht, dass schon mal ab dem halben Februar Narzissen geblüht hätten,
    Schneeglöckchen und Krokusse ja, hoffentlich kommt im März nicht noch mal eine "Kältepeitsche", das wäre schlecht für die Natur, da sie dieses Jahr schon 3 Wochen weiter
    ist als üblich. Allerdings gut für den Heizungsverbrauch, weniger Öl.
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