
Seit in diesem Juni in Würzburg ein Messerangreifer drei Personen getötet und weitere verletzt hat, sammelt der Verein "Würzburg zeigt Herz" Spenden für Betroffene. Die Resonanz war zunächst enorm, doch es gab auch Kritik an der Aktion. Nach einigen Wochen wurde es ruhig um den Verein. Die Frage fünf Monate später: Wie viele Spenden sind zusammengekommen? Bereits im Oktober hatte der Verein von einer großen Spendensumme gesprochen und Probleme bei der Vergabe angedeutet. Wie geht es weiter? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wer steckt hinter dem Würzburger Spendenverein?
Der Verein "Würzburg zeigt Herz" gründete sich 2019 nach dem erschütternden Missbrauchsskandal um einen Logopäden, der über Jahre Kinder sexuell missbraucht hatte. Ziel des Vereins laut Webseite: "Wir wollen Kindern und Familien, die Schicksalsschläge erlitten haben, helfen. (...) Wir wollen zeigen, dass den Würzburgern das Schicksal anderer nicht egal ist." Vorsitzende ist Christiane Kerner, parteiloses Mitglied im Stadtrat. Zweite Vorsitzende ist Judith Jörg (CSU), Dritte Bürgermeisterin in Würzburg.
Wie viel Geld wurde für die Würzburger Opfer gespendet?
Nach Angaben des Vereins sind bis Mitte November Spenden in Höhe von insgesamt rund 310 000 Euro zusammengekommen. Größtenteils sind die Spenden laut Verein zweckgebunden: Rund 230 000 Euro seien gezielt für das damals 11-jährige Mädchen gespendet worden, dessen Mutter bei dem Angriff getötet wurde. Von den weiteren 80 000 Euro seien etwa 60 000 Euro personenunabhängig für die Messerattacke sowie 20 000 Euro für die allgemeine Arbeit des Vereins gespendet worden.
In welcher Höhe wurden Spenden bisher ausgezahlt?
Bis Ende November wurden nach Angaben des Vereins kaum Gelder ausgezahlt. Etwa 10 000 Euro seien an ein Opfer des Angriffs gegangen, die aufgrund der Verletzungen durch die Messerattacke mit langfristigen körperlichen Beeinträchtigungen leben müsse. Das Geld sei großteils in bauliche Maßnahmen geflossen. "Dafür wird man noch mehr brauchen", sagt Vereinsvorsitzende Christiane Kerner. Weitere Gelder seien aufgrund von rechtlichen Hürden noch nicht geflossen – und weil sich fast keine Betroffenen mit ihren Bedürfnissen gemeldet hätten.
Was geschieht mit den zweckfrei gespendeten 60 000 Euro?
Die Verteilung der nicht zweckgebundenen Gelder sein ein Problem, sagen die Vorsitzenden Christiane Kerner und Judith Jörg. Die Frage sei: "Wie teilen wir die 60 000 auf?" In irgendeiner Form müsste das Leid der Opfer gewichtet werden. Doch weder Opferbeauftragte der Polizei noch Opferverbände hätten hier einen praktikablen Vorschlag gemacht. Inzwischen habe man zwar ein System entwickelt, jedoch sei die verhältnismäßig niedrige Summe problematisch. Angesichts der großen Zahl der direkt und indirekt Betroffenen, seien 60 000 Euro schnell verbraucht.
Was ist mit den 230 000 Euro für das Mädchen?
Anders stelle sich die Problematik bei der hohen Summe für das betroffene Mädchen dar. Hier gehe es um steuerrechtliche Belange – und um die finanzielle Vormundschaft, heißt es von Seiten des Vereins. Das Mädchen lebte bei seiner alleinerziehenden Mutter im Landkreis Würzburg, der Vater in Brasilien. Die Vormundschaft lag zunächst beim Landratsamt Würzburg, das habe eine Zusammenarbeit erleichtert, so der Verein. Nun liege das Sorgerecht und bald auch die finanzielle Vormundschaft jedoch beim Vater, der inzwischen in Deutschland sei. Es müsse zunächst eine zweckgebundene Verwendung der Gelder garantiert werden.
Man habe sich rechtlich beraten lassen und eine Lösung gefunden, die man bald mit dem Vater besprochen wolle. Angedacht sei ein "Unterkonto", das einem Treuhandkonto ähnlich sei und nicht auf den Namen des Mädchens laufe, um finanzielle Einschränkungen (etwa Steuern) zu umgehen. Zugriff habe der Schatzmeister des Vereins, der für Auszahlungen immer eine zweite Unterschrift brauche. Das Konto sei zweckgebunden und für die Belange des Mädchens jederzeit zugänglich. Sobald das Mädchen volljährig sei, solle es uneingeschränkten Zugriff auf das Konto erhalten.
Was sagt der bayerische Opferbeauftragte zum Spendenverein?
Erwin Manger vom Zentrum für Familie und Soziales ist zentraler Ansprechpartner für Opfer von Terroranschlägen und ähnlichen Ereignissen in Bayern. Er ist sich der Schwierigkeiten des Würzburger Vereins mit der Weitergabe der Spenden bewusst und sagt: "Ich weiß, dass der Verein sich sehr bemüht." Der Verein dürfe aus Datenschutzgründen nicht direkt auf Opfer zugehen, auch wenn er deren Namen kenne. Die Kommunikation laufe daher über ihn. Bei den Betroffenen gebe es eine Hemmschwelle als vermeintliche Bittsteller auf den Verein zuzugehen. Manchmal brauche so etwas einige Zeit.
Welche Folgen hat das Steuerrecht?
Rechtsanwältin Elisa Härder, Expertin für Steuerrecht in der Würzburger Kanzlei Steinbock & Partner, sagt: "Dem Verein ist zuzugestehen, dass Spendenaktionen in einem solchen Umfang einen nicht unerheblichen Verwaltungsaufwand bedeuten, da es strenge Vorgaben zur Dokumentation gibt." Gesammelte Spenden müssten stets gemäß der Vereinsziele eingesetzt werden, die Finanzverwaltung überprüfe zudem streng den Umgang mit Spendenquittungen. Bei Fehlern sei der Verein haftbar, es drohe gar der Entzug der Gemeinnützigkeit. Bei besonders hohen Spenden müsse auch eine mögliche Schenkungssteuer berücksichtigt werden.
Welche Kritik gab es am Würzburger Spendenverein?
Kurz nach dem Start der Spendenaktion griff der AfD-Kreisverband Würzburg auf Facebook den Verein an und behauptete: "Wenn Sie Geld für die Opfer des Messerattentates überweisen, bekommen das nicht die Opfer." Stattdessen, so die Behauptung, würde mit den Spenden die Ausbildung von Traumatherapeutinnen und -Therapeuten finanziert. Der Verein wies die Kritik damals vehement zurückgewiesen und bekräftigt auch heute: "Kein Cent ist dafür geflossen."
Allerdings hätte auch die Finanzierung von Traumatherapeutinnen und -Therapeuten im Hinblick auf die Folgen der Messerattacke den Vereinszielen entsprochen und man hätte die Kosten übernommen, wenn sich dafür nicht – wie geschehen – eine andere Finanzierung (etwa durch Krankenkassen) gefunden hätte. Die Ausbildung von gut einem Dutzend dieser Fachkräfte in Würzburg sei abgeschlossen. Weil die Stadtverwaltung den Verein darum gebeten habe, werde man Gelder für deren Supervision bereitstellen. Die Kosten lägen im niedrigen vierstelligen Bereich und würden nun von den gesammelten Spendengeldern bezahlt.
Wie geht es jetzt weiter bei der Spendenvergabe?
Im Dezember steht dem Verein zufolge ein Koordinierungsgespräch mit dem Vater des Mädchens an, danach soll das Konto bereitgestellt werden. Ansonsten hoffe man darauf, dass die Betroffenen der Messerattacke sich mit ihren Bedürfnissen melden: "Wir sind für die alle da. Und wir hoffen darauf, dass die sich an uns wenden, wenn sie die Hilfe brauchen", sagt Christiane Kerner. Sollte dies nicht geschehen, werde man die Gelder in einigen Monaten nach einem festgelegten System aufteilen und einen Weg finden, diese auch an Betroffene auszahlen zu können.
Aber einige Zeilen weiter schreiben Sie - man würde Gelder für deren (wer ist dies) Supervision bereitstellen . Die Kosten lägen im niedrigen vierstelligen Bereich und würden nun von den gesammelten Spendengeldern bezahlt. Also fließt anscheinend doch Geld vom Verein !!
Etwas verwirrend Ihr Artikel!
über eine Million Euro für das abgebrannte Tierheim in der Rhön.
Läuft hier irgendwie was falsch in der Gesellschaft?
Stell bitte noch mal die Frage ob hier etwas falsch in der Gesellschaft läuft.