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Würzburg
Neuer Verein will den Würzburger Missbrauchsopfern helfen
"Würzburg zeigt Herz" – mit diesem Namen ist ein neuer Verein am Start. Wie es zur Gründung kam und was der Verein will, sagt Initiatorin Eva-Maria Bast im Gespräch.
Das Gründungsteam von 'Würzburg zeigt Herz': Vorne von links Schriftführerin Claudia Adam, stellvertretende Vorsitzende Judith Jörg, Vorsitzende Eva-Maria Bast, Kassiererin Sabine Wolfinger und Gründungsmitglied Christiane Kerner. Hinten: Kassenprüferin Birgit Hardt, die Gründungsmitglieder Jutta Henzler und Rita Fridgen sowie Kassenprüfer Erwin Pfeuffer. 
Foto: Herbert Kriener | Das Gründungsteam von "Würzburg zeigt Herz": Vorne von links Schriftführerin Claudia Adam, stellvertretende Vorsitzende Judith Jörg, Vorsitzende Eva-Maria Bast, Kassiererin Sabine Wolfinger und Gründungsmitglied ...
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:36 Uhr

Das Geschehen erschütterte im März die Menschen in der Region: Ein 37-jähriger Logopäde soll Buben im Kleinkindalter missbraucht und dabei gefilmt haben. Am vergangenen Freitag hat sich mit "Würzburg zeigt Herz" ein Verein gegründet, der die Opfer und betroffenen Familien unterstützen will. Initiatorin ist die Journalistin, Autorin und Verlegerin Eva-Maria Bast. Diese Redaktion sprach mit der 40-Jährigen über ihre Beweggründe und die Pläne des Vereins. 

Frage: Wann ist bei Ihnen der Gedanke entstanden, ein Hilfsangebot für die Missbrauchsopfer und ihre Familien zu initiieren?

Eva-Maria Bast: Der Fall hat mich sehr beschäftigt, wie wahrscheinlich viele Menschen in Würzburg. Kurz vor einem Besuch des Benefizkonzerts zugunsten des Malteser Palliativteams im Mai hatte ich den Main-Post-Artikel "Eine Mutter bricht ihr Schweigen" gelesen, in dem eine betroffene Mutter berichtet, wie sie von dem Missbrauch ihres Sohnes erfahren hat. Das hat mich sehr bewegt und traurig gemacht – und das in einem Moment, als ich bei einem Konzert zugunsten von Kindern mit lebensverkürzenden Krankheiten saß. Das eine hat zwar mit dem anderen nichts zu tun, aber mir ist bewusst geworden, welch ein Glück ich habe als Mutter von vier gesunden Kindern und dass es auch eine Verpflichtung gibt zu helfen, egal ob als Mutter, Vater oder einfach als mitfühlender Mensch. Ich habe gespürt, dass ich etwas tun muss.

Das war zunächst die Idee. Wie wurde daraus ein Verein?

Bast: Ich hatte mir erst überlegt, eine Stiftung zu gründen. Doch eine Stiftung ist weitaus komplizierter als ein Verein. Gleichzeitig habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die sich in diesem Bereich auskennen, mit Sozialreferentin Hülya Düber und auch mit einer Psychologin vom Sozialreferat, die viel mit Betroffenen zusammenarbeitet. Denn mir war von Anfang an klar: Es muss um eine sensible Hilfe gehen, es soll niemand "überrollt" werden. Ich bin von Anfang an auf viel Interesse und Unterstützung gestoßen, dafür bin ich sehr dankbar.  

Wie soll die Hilfe für die Betroffenen organisiert werden?

Bast: Wir wollen keine Konkurrenz zu den Vereinen und Institutionen in Würzburg sein, die auf diesem Gebiet bereits eine tolle Arbeit machen. Wir wollen diese Institutionen unterstützen und verstehen uns als diejenigen, die Geld sammeln für die Schicksale von Betroffenen. Zunächst geht es einmal um die Betroffenen der Missbrauchsfälle in der Würzburger Kita, aber darüber hinaus wollen wir auch andere Familien unterstützen, die von schlimmen Schicksalsschlägen  getroffen sind.

Wie will der Verein seine Tätigkeit finanzieren?

Bast: Über Mitgliedsbeiträge und natürlich über Spenden. Die Beiträge haben wir offen gelassen, es gibt lediglich einen Mindestbeitrag von 30 Euro im Jahr. Die Mitgliedschaft im Verein soll nicht an einer finanziellen Hürde scheitern. Aber natürlich darf gern jemand auch 3000 Euro zahlen. 

Wofür sollen die Gelder, die Ihr Verein sammelt, verwendet werden?

Bast: Die Verwendung soll in enger Abstimmung mit den Institutionen geschehen, die auf diesem Gebiet bereits tätig sind. Da könnte dann also ein Verein in einem Einzelfall an uns herantreten, in dem es zum Beispiel um die Finanzierung einer Reittherapie oder einer Musiktherapie geht, wenn die Krankenkasse das nicht übernimmt. Wenn ich an die Missbrauchsfälle denke, kann ich mir auch vorstellen, dass es eine Mutter gibt, die mehreren Jobs nachgehen muss, um sich und ihr Kind über Wasser zu halten - und in dieser Situation einfach mehr Zeit für ihr Kind braucht. Da könnte der Verein unterstützen. Und es gibt es noch einen "stillen" Vereinszweck, der nicht in der Satzung steht, nämlich ganz einfach Herz zu zeigen. Als Journalistin habe ich über viele Fälle von Familien in schweren Lebenssituationen berichtet. Von den Betroffenen habe ich oft gehört, dass sie sich einsam und im Stich gelassen fühlen. Mit Blick auf die Missbrauchsfälle möchte der Verein auch den Opfern und betroffenen Familien zeigen, dass ihr Schicksal den Würzburgern nicht egal ist. Deshalb wünschen wir uns ganz viele Mitglieder, denn das wäre das richtige Zeichen.

Gibt es seit der Gründung am Freitag schon Reaktionen?

Bast: Zunächst einmal haben wir noch einige Gründungsmitglieder, die nicht im Vorstand sind. Auf unserer Facebook-Seite, die seit Freitag online ist, gab es bereits am ersten Tag über 250 Likes und darüber hinaus viele gute Zusprüche und Angebote zur Mitarbeit im Verein. Das Interesse ist also da, und das freut uns. Bis zum September wollen wir den Status der Gemeinnützigkeit haben und uns dann auch auf dem Stadtfest erstmals öffentlich präsentieren. 

Stehen Sie mit betroffenen Familien im Kontakt?

Bast: Wir wollen uns da ganz bewusst nicht aufdrängen. Es geht uns mehr um ein stilles Signal an die Menschen: Wir sind da, wenn ihr uns braucht, könnt ihr euch direkt oder über die Stadt an uns wenden.

Kontakt zum Verein "Würzburg zeigt Herz": wuerzburgzeigtherz@gmx.de.

 
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